Camcorder an Mikroskop

  • Liebe Videogemeinde,


    hat jemand evtl. Ahnung, wie man einen normalen Camcorder an ein Mikroskop anbringt (zur Aufnahme der mikroskopischen Bilder)?


    Möchte folgendes machen: Kristallisationen von diversen Chemikalien im polarisierten Licht und dieses dann gleich online über einen Beamer (Großbild) vorführen.


    Das 'online' hat den Vorteil, daß die Zuschauer gleich mitbekommen, wie mit bescheidenen Mitteln wahre Farborgien entstehen, wobei man das Wachsen der Kristalle verfolgen kann (Nachfahren mit Mikroskop-Kreuztisch). (Habe vor, dies bei einer der sog. Museumsnächten durchzuführen).


    Besitze ein Forschungsmikropskop (incl. Polfilter) mit extra c-mount-Tubus. Vermute aber, daß ich das Camcorder-Objektiv abnehmen müßte!!! Mein Camcorder ist der Panasonic MX 300.


    Die Videoübertragung ginge dann wohl über die cinch-Stecker (S-VHS; also wohl nicht ganz so tolle Qualität). Oder gibt es eine andere Möglichkeit ?



    Danke für jegliche Kommentare!


    Ciao: Pedro

  • @ pedro,


    wenn es Dir nur darum geht, das Prinzip zu zeigen, mußt Du das nicht unbedingt mit einem Mikroskop machen.


    Zum Andenken mal folgender Versuchsaufbau:


    Löse Vitamin-C-Pulver oder Zitronensäure in Wasser auf (bis sich nichts mehr löst!) und gebe eine Spur (nur eine mini-mini-mini Spur, sonst kristalisiert nichts mehr!!!) Spüli dazu. (Backpulver, Aspirin und Bittersalz statt Vitamin-C oder Zironensäure gehen auch). Nimm eine Glasscheibe 5 x 5 (von einem Diarahmen o.ä.), tropfe eine Tropfen der Lösung darauf und verstreiche es großflächig (die Schicht muß hauchdünn sein, dafür das Spüli). Nach einiger Zeit des Wartens füllt sich die ganze Fläche mit den Kristallen. Im polarisierten Licht zwischen den gekreuzten Polfiltern ist es richtig bunt. Diese Fläche müßtest Du eigentlich mit Deiner Kamera erfassen (Vorsatzlinse!). Polfilterfolie tut es zumindest auf der Beleuchtungsseite. Kameraseitig genügt ein einfaches Polfilter. Das sind dann aber keine wirklich spektakulären Bilder. Und mit sichtbarem Zeitraffer wird es dann auch nichts. Richtig toll wird es erst, wenn Du es richtig vergrößern kannst.


    Ich habe vor vielen Jahren mal solche Filmaufnahmen gemacht. Da hatte ich meine Beaulieu mit Wechseloptik verwendet. Da ist alles kein Problem.


    Ich meine aber irgendwo gelesen zu haben, daß es auch mit Mikroskop und normaler Kamera gehen würde. Denn wenn Du ins Okular guckst, hast Du ja auch kein "Wechselauge" :feixen: Und die Kamera ist ja nichts anderes als das Auge auch. Ausprobiert habe ich es nie. Was hindert Dich daran, die Kamera mal über das Mikroskop zu halten? Nimm die schwächste Mikrokopvergrößerung. Nur mußt Du dann wohl das Okular des Mikroskops verwenden, ohne Kameraobjektiv könntest Du das Mikroskopobjektiv direkt als Bildgeber nehmen.


    In der Astrofotografie dürften sich die gleichen Fragen stellen. Etwa da:


    http://www.emling-online.de/digital/astrofoto.html


    Vielleicht wirst Du da fündig!


    Berichte mal, was Du herausgefunden hast!


    Gruß peth


    P.S.:


    ...und da:


    http://www.ruhr.de/home/mcm/micro/artikel/ortmann.htm


    WOW, das Ganze heißt "afokale Okularprojektion" - wieder was gelernt :idee:


    Da:


    http://www.jaurich-online.de/Mikroskopie/digital.htm


    Das ist der Link, den Du brauchst!!!!!!!!

  • Lieber Peth,


    danke für die Tips und vor allem auch den sehr guten, den letzten Link, bei dem man alle wichtigen Dinge nachlesen kann.


    Ich habe schon mal so eine Kristallisationsdemo vor vielen Jahren gemacht, allerdings nur mit einem Fernseher neben dem Mikroskop (alle waren begeistert!). Dazu eine 625-Zeilen Videocamera, diese aber analog, nicht digital.


    Jetzt würde ich das Ganze eben gerne inem größeren Publikum vorstellen auf großer Leinwand und dabei auch keine starren Bilder sondern eben ein Video, online, zeigen.
    Möglicherweise geht das noch mit der "alten" Videokamera, aber ich bräuchte halt einen PC dazwischen mit Videograbber (letzteren besitze ich noch nicht).


    Ich hatte gedacht, daß es vielleicht vom Camcorder direkt zum Beamer klappt. Also, ich werde mal schauen und mit meinem Camcorder mal in den Fototubus hineinlugen. Vielleicht geht es ja ?...


    Auf alle Fälle werde ich hier und Dir berichten (kann etwas dauern!).


    Besten Dank und Gruß
    Pedro

  • Der Beamer sollte doch auch einen analogen Eingang haben (schreibst Du ja selbst). Dann kannst Du ohne weiteres die "alte" Analogkamera vom "letzten Mal am Bildschirm" benutzen. Wenn es eine hochwertige (!)Kamera ist, sollte die Bildqualität für "live" völlig ausreichen - auch am Beamer.


    Digitalkameras haben nicht prinzipiell eine höhere Auflösung. Das Fernsehbild ist genormt. Digitalkameras mit Megapixeln brauchen diese für die elektronischen Entwackler und die Fotofunktion.


    Der digitale Vorteil besteht vorrangig bei der Bandaufzeichnung. Das ist bei Deinem Vorhaben wohl nicht gefordert. Zweiter Vorteil könnte sein, daß moderne Kameras lichtempfindlicher sind. Da kannst Du evtl. duch das Licht selbst steuern.


    Wozu eigentlich noch PC und Videograbber ? Oder ist ein "Zeitraffer" erforderlich ? (Wie lange haben dann die Zuschauer bei der Aktion mit dem Fernsehrer ausgeharrt :wink: ) Das könntest Du aber evtl. auch mit der alten Kamera, einem analogen Eingang und dem PC hinbekommen. Auch in diesem Fall hat die digitale Videokamera nicht unbedingt eine höhere Auflösung.


    Ich vermute mal, daß eine analoge Cam vernünfftig auf ein Mikroskop gesetzt (z.B. C-Mount-Adapter) bessere Bilder liefert, als ein Camcorder, der irgendwie auf das Mikroskop "geklebt" wird - oder Du teibst eine digitale Cam mir Wechselobjektivanschuß auf. Dann hättest Du wohl kaum den Thread aufgesetzt.... :rolleyes:


    Gruß
    thos-berlin

    Gruß
    thos-Berlin

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  • Hallo Thos,


    Danke für Deinen Tip! Ich glaube, Du hast tatsächlich Recht ! Unser Institutsbeamer hat einen analogen Eingang. Das ist der Schlüssel ! Da werde ich mal den alten Video-Camcorder (mit C-mount) ausprobieren.


    Ausgeharrt haben die Leute damals mind. 20 Minuten und waren ziemlich begeistert (Ehrlich). Im Gegensatz zu anderen publizierten Polarisation-Fotos von Kristallen, die ein paar schwache Regenbogenfarben zeigen, war das, was ich erstellen konnte, eine wahre Farborgie. Vielleicht liegt es am 1/2 Lambda-Plättchen, was man in den Strahlengang des Mirkoskopes einschlagen kann oder am Kristallsystem: regulär kristallisierende Substanzen drehen die Polarisationsachse nicht, wie z.B. Kochsalz.

    Außerdem konnte man das Heranwachsen der Kristalle live miterleben (z.B. geschmolzener Schwefel (Feuerzeugflamme!) zwischen Objektträger und Deckgals beim Auskühlen).
    Also, wenn ich die Komponenten alle zusammen habe, werde ich berichten hier im Forum und ein paar Bildchen einstellen.


    Alles Gute und einen schönen Frühlingsanfang !
    Pedro

  • Hallo Pedro,


    na dann viel Spaß beim Testen. Ich bin überzeugt, daß es hinhaut. Wenn nicht, hier rechtzeitig nachfragen. Es wird sicher einfache Lösungen geben.


    Gruß
    thos-Berlin / Thomas

  • Hi Peth,


    phantastisch!!
    Ein sehr schönes Bild! Jetzt stell Dir das vergrößert auf 3 x 3 m vor ! Und Du fährst lansam durch diese Landschaft (mit dem Kreuztisch des Mikroskopes)...


    Welches Material / Chemikalie ist es bitte (zum Nachkochen) ?


    Gruß: Pedro

  • @ Pedro,


    oh je, das ist vielleicht 20 Jahre her! Ich denke, daß es Vitamin C in Wasser aufgelöst war und auf die oben beschriebenen Dia-Deckgläser aufgetropft. Ganz wichtig für tolle Farben ist die Dicke der ausgetrockneten Schicht. Wenn es Dir gelingt, sie ganz dünn zu machen, bekommst Du atemberaubende Farben. Daher mein Hinweis auf eine klitzekleine Spur "Spüli". Dann kannst Du den Lösungstropfen ganz breit verstreichen und er zieht sich nicht zu einem dicken "Knubbel" zusammen. Wenn die Schicht ganz dünn ist, geht es auch mit dem sichbaren Kristallisieren besser, weil es dann schneller geht.


    Das obige Foto ist mit SLR-Kamera am Balgengerät gemacht. Als Objektiv meine ich ein 38mm Schneider aus einer alten Doppel-8-Bolex in Retrostellung verwendet zu haben.


    Wenn es Dich freut: Eines geht noch als Anhang (ich habe natürlich außer dem Film zig Dias von dem Spektakel. Wenn man erst mal anfängt, kann man süchtig werden :rolleyes: )


    gruß peth

  • Hi Peth,


    danke für das schöne 2. Bild !
    Wenn man die Angelegenheit mit dem Mikroskop durchführt, bedient man sich ja der standardmäßigen Objektträger (absolut fettfrei), auf die ein Tröpfchen der wässrigen, konzentrierten Lösung aufgetropft wird. Dann kommt ein dünnes Deckgläschen drüber und die Schicht dann ist wirklich sehr dünn. Die Kristallisation setzt dann relativ langsam ein (vom Rande her, wo das Wasser verdunstet), aber die Kristalle in ihrem Wachstum zu verfolgen ist auch sehr nett.


    Ein Deckgläschen sollte stets drüber, weil die besseren Mikroskopobjektive darauf berechnet sind, daß ein Deckglas vorhanden ist.


    Gut auch: zwischen Deckglas und Objektträger ein Körnchen Schwefel, dann mit rußfreier Flamme schmelzen. Der flüssige Schwefel verteilt sichzwischen beide Glasflächen als sehr dünne, durchsichtige Schicht. Hier geht die Kältekristallisation deutlich schneller.

    Heute ist das Mikroskop aus der Werkstatt gekommen (Kreuztisch repariert). Es kann also langsam losgehen.


    Hast luego:
    Pedro

  • @ Pedro,


    ich habe zwar auch ein Mikroskop, das ist aber mehr was für Amateure (wie mich!) und weniger gut für die Profi-Fotografie. Du bist da wohl besser dran. Ich habe auch meinen Film seinerzeit nicht mit dem Mikroskop sondern mit dem über einem selbstgebauten Leuchtkasten senkrecht gestellten Balgengerät gemacht. Da hatte ich den Vorteil, daß ich mit einer relativ großen Arbeitsfläche hantieren konnte. Ich konnte mit ganz kurzbrennweitigen Objektiven ordentliche Abbildungsmaßstäbe erreichen. Wenn man das kleine Bildfeld der Super-8-Kamera bedenkt, gibt das schon eine anständige Vergrößerung. Der "Witz" des Films ist natürlich das sichtbare Wachstum der Kristalle. daher habe ich mit nur wenigen Bildern pro Sekunde gefilmt, hatte also noch einen Zeitraffereffekt. Du wirst es mir kaum glauben, aber mit meinem Aufbau bekomme ich sogar eine Dunkelfeldbeleuchtung hin (für andere Motive).


    Gruß peth