Fallschirmspringer Video :)

  • Zitat

    Original von ikarus
    ich bin heilfroh, wenn mein Flieger und ich in einem Stück oben bleiben. Ich müßte schon mehrere Schrauben locker haben, um den freiwillig - lediglich an einem kleinen Stofflappen hängend - zu verlassen.


    Ich kenne einige Piloten, die sich selber Fallschirmspringen zuerst auch nicht vorstellen konnten. Dann führten wir von unserem Verein aus Schnupperkurse für Segelfliegerpiloten durch. Quasi praktische Grundkenntnisse vermitteln für den Fall, dass das Flugzeug doch verlassen werden muss. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die Kurse was positives gebracht haben. Einigen hat das sogar so gut gefallen, dass sie dabei geblieben sind.


    Stefan

  • Hi Stefan,


    die Abneigung gegen Fallschirme ist sicherlich etwas überspitzt formuliert, trifft aber im Kern die gefühlsmäßige Einstellung vieler Piloten. Dabei spielt insbesondere das relativ unberechenbare Element der Schirmauslösung die entscheidende Rolle. Mir würde es nicht ausmachen (und ich habe es als Tandemflieger auch schon praktiziert) mit dem Paraplane zu fliegen - mit und ohne Motor. Da weiß ich schon beim Start, daß der Schirm offen ist! Dann kann ich das Schweben in einem luftigen Panoramasitz mit moderater Geschwindigkeit und Sightseeingqualität voll genießen.


    Der Sprung ins Leere, der auch Bungeejumpern den heiß ersehnten Megaadrenalinstoß verpaßt, ist allerdings nichts für mich. Ich brauche diesen antörnenden Kick der Pseudogefahr nicht - ich bin mehr für den sanften, dafür aber länger andauernden kribbelnden Glückszustand, der sich bei meinen Hobbys Fliegen und Tauchen einstellt. So ein Adrenalintritt in die Magengrube verursacht mir eher Übelkeit denn Freude.


    Ich weiß nicht, ob Dir bekannt ist, daß ULs in Deutschland nach Vorschrift mit einem Rettungssystem in Form einer 90 qm großen Kappe ausgestattet sind, welche im Notfall mit einer Rakete aus der Hülle gezogen wird und im Idealfall den gesamten Flieger sanft dem Boden entgegen sinken läßt. Jeder UL-Pilot wird vermeiden, jemals der Notwendigkeit ausgesetzt zu sein, dieses System auszulösen. Trotz diverser elektrischer Prüfkreise zum präventiven Funktionscheck bleibt immer das nagende Gefühl, wie es sich wohl anfühlte, wenn man im Notfall 'die Reißleine zöge' - und nichts passierte! Wahrscheinlich überträgt sich diese latente Unsicherheit so sehr auf ähnliche Geräte und Verfahren wie dem Fallschirmsport, daß die wenigsten Piloten sich wirklich freiwillig so einem Vabanquespiel aussetzen wollten.


    Lieber feige als tot.... :D


    ikarus

  • Hi Stefan,


    ich habe vor ein paar Jahren den Fallschirmspringerlehrgang beim Bund abgelehnt. Zum damaligen Zeitpunkt fand ich es nicht sonderlich erstrebenswert, aus einem voll funktionierenden Flugzeug mit einem Fallschirm abzuspringen, der zumindest zum Zeitpunkt des Absprungs noch nicht bewiesen hat, dass er funktionstüchtig ist. :feixen: Es kam sicherlich hinzu, dass gerade die Fallschirmjägertruppe beim Bund einen ganz eigenen Ruf hat und ich mir das nicht antun wollte. Heute bereue ich meinen damaligen Entschluss. Aber ändern kann man das wohl nicht mehr, da mir heute drohen würde, mit einem Lastenfallschirm abgeworfen zu werden. Um es deutlich zu sagen: Wenn ich noch einmal Anfang 20 wäre und mir ein entsprechendes Angebot gemacht würde, würde ich es wohl annehmen.


    Viele Grüße
    Thomas

  • Hi Ikarus und Thomas


    um den "Kick der Pseudogefahr" geht es dem Fallschirmspringer nicht. Jedenfalls ist das bei mir so. Deshalb reizt mich z. B. Bungeejumping gar nicht. In den Medien (Anzeigen, Clips, Filme) kommt das meist falsch rüber.


    Alle Sprunganfänger müssen sich in zig Sprüngen über einen Punkt drüberkämpfen. Einige schaffen es und kommen zum Genuss des Fliegens mit dem kleinstmöglichen Flugzeug für Menschen: Den eigenen Körper. Selbst wenn es nur für ein paar Sekunden ist. Und andere geben auf.


    Was zum Glück auch mit steigender Sprungzahl immer bleibt, ist der Respekt vor dem, was man tut. Nur der Respekt passt sich der Erfahrung an. Der Anfänger hat den 180er Puls beim Rausspringen und der Erfahrene pennt im Flugzeug und hat den 210er Puls beim Öffnen des Schirms. Nicht weil es der Erfahrenen den Kick will, sondern weil er weiss, dass es jetzt drauf ankommt. Beim "normalen" Piloten wird es in heissen Phasen (Start oder Landung) ähnlich ergehen.


    So gesehen, kann ich auch die Gedanken von UL-Piloten an ihr Rettungssystem (ich sehe die auf unserem Platz gelegentlich) nachvollziehen. Allein das daran denken, was wäre wenn, lässt den Puls ansteigen. Die Segelflieger, von denen ich gesprochen habe, haben durch den Kurs erfahren, wie ein Sprung tatsächlich abläuft und so ein paar Schranken im Hirn abgebaut. Ein UL eben mal so an die Notrakete zu hängen, ist natürlich nicht möglich.


    Das Springen beim Bund ist nochmal eine andere Sache. Ich habe höllischen Respekt vor denen, die das machen. Selber machen möchte ich das nicht. Mir würde der Drill und die Sprungbedingungen (Höhe, Schirm, kein Freifall) nicht zusagen. Zu den körperlichen Voraussetzungen nur soviel: In meinem Verein springt ein 14 jähriger zusammen mit einem 80 jährigen.


    Stefan