• Hallo zusammen :hallo:



    der Titel dieses postings ist sicherlich etwas irreführend, da es mir nicht in erster Linie um den sog. „Filmlook“ geht.....


    Mir ist inzwischen klar, dass es sehr viele Aspekte als Ganzes sind, die diesen Look ausmachen (z.B. Faben, Licht, Einstellungen der Kamera, Kameraführung, usw....)


    Eine weitere wichtige Komponente scheint die Verwendung eines Weitwinkelobjektivs


    Ich habe in einem ziemlich genialen Lehrvideo die unterschiedlichsten Einstellungen mit und ohne WW vergleichen können – das war schon imponierend!


    Könnt Ihr das bestätigen? Führt das wirklich zu interessanteren und kreativeren Bildern oder gar zu mehr Filmlook?


    Nun arbeite ich ja mit einer XL-1s und einer XM-1, wobei die XL-1s natürlich die Hauptkamera ist. Und das 3xWW-Objektiv kostet irgendwo zwischen 700 € (ebay) – 1400 € (unverb. Preisempf.) und das ist `ne ganze Stange Geld! Da muss eine solche Anschaffung schon gut überlegt und sinnvoll sein.


    Vielen Dank für Eure Meinungen und Erfahrungen


    (Anm: Da es ja nie ganz unwichtig ist, was man mit seiner Cam so anstellt.....ich nutze sie fast ausschließlich kommerziell – zur Produktion von Image- und Lehrvideos - www.videotown.tv


    All the best


    Tomi

  • Hallo, Tomi!


    Mit dem Weitwinkel meinst Du sicher einen Anamorphoten, also ein Objektiv das tatsächlich nur in der Waagrechten einen größeren Winkel bringt, in er Senkrechten jedoch den normalen Winkel beihält?

    Damit erreichst Du, daß bei 16:9 Aufnahmen die vollen 576 Zeilen Auflösung beibehalten werden während die hypothetischen 1024 waagrechten Pixel in 720 DV-Pixel gestaucht werden. Besser, weil optisch ausgeglichener ist natürlich ein Camcorder, der "echte" anamorphe 16:9 Aufnahmen macht, also eine Chipfläche von 1024*576 Pixeln bereitstellt. Damit umgeht man die ganzen optischen Probleme und die teure Anschaffung eines Anamorphoten. Leider ist die XL1S dafür nicht eingerichtet, da sie mit ihren aktiven 300.000 Pixeln pro Farbe nicht einmal die normale Auflösung von 768*576 (442.368 Pixel) schafft sondern zu einer Krücke namens "Pixelshift" greifen muß. Dabei wird ein Bild mit einem Versatz von einem Pixel zweimal belichtet und diese beiden Bilder werden zu einem mit doppelter Auflösung verrechnet. Canon nennt die so entstandenen Aufnahmen "weicher". Das ist eine reine Definitionssache, ich nenne sie "unschärfer" oder "matschiger".


    Mit einem Anamorphoten wird diese Unschärfe noch verstärkt, da man letzendlich immer nur 720 Pixel waagrecht differenzieren kann. Jedes Pixel kann halt nur EINE gleichmäßige Farbinformation auf das Band tragen, egal wie vorher aufgenommen wurde. Mal ganz abgesehen von dem unsäglichen 4:2:0 Sampling des DV-Codecs, über das ich mich seit Jahr und Tag beschwere.


    Ob dieser ganze Filmlook nun kreativ oder nicht kreativ ist, mag ich nicht beantworten. Ich sehe nur die technische Seite und da sehe ich nur Nachteile, keine Vorteile. Es wird versucht, mit ungeeigneten Mitteln eine vollkommen andere Technik zu imitieren. Warum kommt eigentlich niemand auf die Idee, mit 35mm Filme im "Videolook" zu drehen? Ich meine, so lange die Videos im PAL-Format vorgeführt werden und wir nicht HDTV oder einen ähnlichen Standard haben, sollten wir die Rahmenbedingen des PAL-TV optimal nutzen. Und diese optimalen Parameter sind halt 4:3, 25 Bilder pro Sekunde, interlaced.


    Alles andere empfinde ich als "suboptimal"!


    Viele Grüße
    vom Peter

    Ich wünsche mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.

  • Hi Peter und Roland
    @ alle,


    zunächst erst einmal wieder ein dickes Dankeschön für Deine schnelle (technische) Antwort!
    (...kenne ja nun auch Deinen professionellen Hintergrund ;) Auch diese Ausarbeitung kommt wieder in meinen „Lernordner“ rund ums Thema Video – er hats verdient. Dein Engagement ist schon fast unheimlich...;-)


    Noch eine Frage dazu: Ist das von Dir beschriebene Anamorphot identisch mit dem Original- Canon-WW (3-fach)?


    Zwischenzeitlich weiss ich natürlich auch, dass die XL-1s nicht das Optimum ist, mit dem man im Mini-DV-Bereich arbeiten kann. Mittlerweile dürfte sogar die XM-2 – insbesondere beim Bild – die große Schwester überholt haben. Dennoch hat die XL-1s auch einige Vorteile (z.B. das Audioteil, das Schulterhandling-zumindest mit Mikroadapter und montiertem Doppelladegerät und 2 grossen Akkus dran, Wechselobjektive, sehr gute manuelle Einstellmöglichkeiten.....) und vor allem bietet sie ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis (zumindest bei meinem e-bay-deal).


    Trotzdem ist auch für mich das Bild das Wichtigste und deshalb muss ich mit dem mir zur Verfügung stehenden Equipment das bestmögliche herausholen. Mein Motto: „Weniger ist Mehr“ möchte ich auch bei meinen Projekten anwenden. Deshalb stehe ich einem Übermaß an Technik auch etwas kritisch gegenüber.


    Ich denke, dass Wichtigste ist die Inspiration, das ästhetische Auge und das feeling für schöne Bilder (boaaa...hey). Das meiste an Technik ist für mich deshalb nur Hilfsmittel und sollte nur dem eigentlichen Zweck dienen....


    Viel blabla....aber was ich eigentlich sagen wollte: Es kommt mir nicht auf das 16:9 Format an, obwohl ich natürlich weiss, dass auch hierin ein „Kino-feeling“ stecken kann. Meine Beobachtung in dem besagten Lehrvideo war die, dass mit einem WW extrem perspektische Aufnahmen möglich waren, die mit einem Normalobjektiv gewöhnlich und langweilig wirken
    (z.B. ein Hochhaus aus der Froschperspektive oder eine Panoramaaufnahme von einem erhöhten Punkt aus oder ein sich herannahendes Auto, eine vorbeifahrende Strassenbahn).


    Solche Effekte – entsprechend dossiert – machen die einen Film (deutlich) kurzweiliger, kreativer, inoovativer oder einfach nur „besser“? Und das ganze im 4:3 Modus? Lohnt sich aus Eurer Sicht deswegen eine
    1000 €-Investition??? :frage:


    Ich hoffe, ich konnte meine Überlegungen etwas konkretisieren.


    Nachmals danke im voraus


    Tomi

  • Hallo, Tomi!


    Zunächst mal zur Klarstellung: Ich bin KEIN Profi sondern nur ein ganz einfacher Hobbyist. Mein Interessenschwerpunkt liegt mehr auf der technischen Seite, weniger auf der künstlerischen. Klar, beides sollte in einem Film/Video bedacht werden - aber man hat halt seine Vorlieben....


    Beim genannten Objektiv habe ich Dich Dich gründlich mißverstanden. Ich dachte im Zusammenhang mit Filmlook und 16:9-Aufnahmen an einen Anamorphoten, wie z.B. diesen hier:


    http://www.zgc.com/zgc.nsf/0/6…6b82005afb3b?OpenDocument


    Nachdem ich mir das Teil mal angesehen habe, stelle ich fest, daß es ein komplettes Objektiv, nur eben weitwinkliger ausgelegt als das Standardobjektiv ist. Das ist natürlich ein Batzen Geld, denn streng genommen erreicht man ähnliches bei anderen Camcordern mit erheblich günstigeren WW-Konvertern. Daß man zum engagierten Filmen sowohl ein Weitwinkel und ein vernünftiges Tele braucht ist eigentlich selbstverständlich. Ich habe nicht eruiert daß die XL1S Wechselobjektive braucht und ging wegen des hohen Preises von einem 16:9 Anamorphoten aus. Aber, wie man sieht, wäre sogar der für die XL1S noch billiger.


    Ob´s das Geld wert ist? Nun, das liegt einzig und allein am Anspruch und am Geldbeutel des Benutzers. Ich persönlich halte WW- und Telekonverter für unverzichtbar, würde aber keinesfalls soviel Geld dafür ausgeben (das 16-fach Tele käme ja auch noch dazu). Jedoch - und das muß auch dabei bedacht werden - ich muß mit der Filmerei kein Geld verdienen!


    Viele Grüße
    vom Peter

    Ich wünsche mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.

  • Hallo Thread!


    Ich möchte profan antworten:


    Wer gerne Porsche fährt, der/die soll ihn fahren (wenn er/sie es sich leisten kann).


    Besser als so manches Automobil ist der Porsche, besonders aber das Gefühl (und die Sicherheit).


    Genau so ist es mit einem Objektiv, auch verglichen mit Vorsatzlinsen.


    Es hat Vorteile: Lichtstärke ist größer und die Variabilität ebenfalls, chromatische und sphärische Aberationen sind geringer.
    Vorsatzlinsen vignettieren auch öfters und bei einem einzigen Objektiv ist die Menge an "offenen" Kontaktstellen zur Umwelt geringer (Verschmutzung).
    Auch die Tiefenschärfe und deren Bereich (Astigmatismus) ist im Allgemeinen viel besser.


    Vorteile über Vorteile. Jeder mag aber selbst die Preis/Leistungs-Relation wie auch das Gewicht selber beurteilen.

  • Hi Andreas,


    da unser Roland derzeit nicht bei uns weilt, erlaube ich mir mal an seiner Statt zu antworten :D. Da ich kein Optiker bin, möge man mir sprachliche Ungenauigkeiten verzeihen.


    Also - sphärische Aberrationen sind räumliche Abbildungsfehler, die bei billigen und/oder nicht richtig korrigierten Optiken auftreten können (im Gegensatz zu 'chromatischen A.' = farbliche Abbildungsfehler wie Farbsäume oder unerwünschte Farbbrechungen). Meist machen sie sich in Form von Randunschärfen oder -verzerrungen bemerkbar. Gerade Zoomobjektive erfordern genaueste Abstimmung aller Komponenten, um über den gesamtem Abbildungsbereich verzerrungsfrei abbilden zu können. Teurere Optiken versuchen diesen Abbildungsfehlern durch geeignete Linsenberechnung, aufwendige Schliffe und Korrekturlinsen entgegen zu wirken.


    Optische Grüße


    ikarus

  • @ tomi und alle die eine fundierte Abhandlung über den Filmlook lesen möchten: http:// 216.127.95.21/22470


    Es ist eine site aus dem Portal mit forum: www.hachermovies.com, die vornehmlich die Leute anspricht, die sich mit low budget Filmprojekten befassen, also wo es um viele Fragen betreffend die Erstellung eines Films geht.


    Gruss
    Rainer D