Weissabgleich Camera

  • Hallo Videofreunde,


    schon oft behandelt und diskutiert, möchte ich heute dieses Thema nochmals anschneiden. Ich muß gestehen, schon viel damit probiert, aber noch nie richtig kapiert, wenn ich von mir ausgehe, denn seit dem diesjährigen Urlaub auf den Kykladen, sind wieder Fragen dazu aufgetreten.


    1. Im Handbuch der Cam steht u. a. man soll die Camera im Bereitschaftsmodus ca. 10 sek. auf ein weisses Motiv richten um eine bessere Einstellung zu erhalten, wenn der Akku ausgetauscht wurde oder wenn die Camera von drinnen nach draußen oder umgekehrt gebracht wurde. Ich habe es getestet, das anfangs blaustichige Sucherbild ändert sich nach ca. 10 sek. und erhält einen wärmeren Charakter.


    Frage: Gibt es eine Faustregel oder wann macht man so etwas ? Wie muß ich das verstehen ?


    2. Nachtaufnahmen in Mykonos Altstadt. Weisse Häusser und unterschiedliche Lichtquellen in der Farbe. Manchmal war das Sucherbild o k. ein anderes Mal blaustichig. Wie müßte ich hier verfahren ?
    Bei " Fester Weissabgleich " heißt es im Handbuch, wird je nach Lichtquelle eingestellt. Brachte aber nicht immer den gewünschten Erfolg, ließ sich manchmal garnicht einstellen. Im Handbuch steht weiter, man soll ein weisses Blatt Papier aufnehmen und danach den festen Weisswert einstellen. Das geht am Tage, aber abends ist das weisse Papier eher bläulich !


    Wer kennt sich denn mit diesem Thema gut aus und hat Erfahrungen gesammelt und könnte mir einige Tipps geben bzw. mir sagen, wann ich was einstellen muß ?


    Verstehe ich vielleicht etwas nicht richtig ?


    Vielen Dank im voraus für Eure Mühe.


    Viele Grüße


    Herbie

  • Hi Herbie,
    der "automatische" Weißabgleich erzielt nur bei eindeutigen und einheitlichen Lichtsituationen akzeptable Resultate. Bei Mischlicht (z. B. Tageslicht und Kunstlicht im Motiv) ist die Fehlerquote ziemlich hoch.


    Vorzuziehen ist - wann immer möglich - der manuelle Weißabgleich, denn nur dieser erlaubt es, die Kamera optimal auf die vorhandene Lichtsituation abzustimmen. Dafür benötigt man besagtes weißes Blatt Papier oder eine so genannte "Weißkarte". Diese hält man dort, wo sich das Aufnahmeobjekt befindet, vor die Kamera. Dabei ist es wichtig, daß die weiße Karte mit dem gleichen Licht beleuchtet wird wie das Filmobjekt selbst. Durch Drücken des Abgleich-Schalters am Camcorder justiert sich die Elektronik selbsttätig so ein, dass die roten, grünen und blauen CCD-Anteile gemeinsam ein reines Weiß ergeben. Das weißt Du vermutlich alles schon, aaaber: dieser Vorgang muss natürlich bei jedem Wechsel der Lichtsituation (z.B. in der Altstadt mit ihren stets wechselnden Lichtern) neu vorgenommen werden.


    Der manuelle Weißabgleich kann allerdings unterschiedliche, gleichzeitige Farbtemperaturen im Motiv auch nicht unsichtbar machen - er kann jedoch dafür sorgen, dass das "mehrheitlich" vorkommende Licht als farbneutral wahrgenommen wird. Will man trotz unterschiedlicher Lichtquellen absolute Farbneutralität erzielen, muss man, genau wie beim Film, die von der Hauptlichtquelle abweichenden Lichtquellen durch Filterfolien angleichen. Das jedoch läßt sich beim Filmen am Urlaubsort kaum realisieren - deshalb ist "Üben" und "Erfahrungen sammeln" angesagt. Erfahrene Kameraleute bringen trotz der technischen Unzulänglichkeiten erstaunliche Farbneutralitäten zustande.


    Gruss Wiro

  • hallo herbie,


    zuzufügen ist noch
    1. die weiße fläche, auf dem du den weißabgleich machst soll möglichst ungebleicht sein. Ein ungebleichtes papiertaschentuch ist das beste (möglichst noch etwas zerknittert, damit es das seitenlicht etwas aufnehmen kann.
    - bloß kein superweißes copy-papier) 80% weiß reichen aus- zur not tuts auch ne mit schwarzer schrift bedruckte zeitung-oder das t-shirt deiner freundin


    2. wo sind die bildwichtigen teile- im schatten oder sonne? danach richtet sich dein weißabgleich. (z.b. sitzende person im schatten, dahinter 1/4 landschaft in der sonne= weisabgleich im schatten machen, am besten direkt vor dem gesicht der person, kamerazugewandt)


    3. Schwenks: versuchen unterschiedliche Farbtemperaturen im motiv (Schatten,Sonne) zu vermeiden, ansonsten wie oben ...was sind die bildwichtigen teile- und auf diesen den abgleich machen.


    die reihe läßt sich noch unendlich fortsetzten, aber das waren erstmal die ersten grundzüge....
    grüße,
    hp

  • Wobei die Idee mit dem weißen T-Shirt der Freundin/des Freundes/der Ehefrau/des Ehemanns bei Urlaubsfilmen wohl am einfachsten ist. Vorausgesetzt natürlich, daß nicht zwischendurch zu einem roten T-Shirt gewechselt wird ;-)))


    In diesem Falle "einfach" vor Drehbeginn das T-Shirt bildschirmfüllend heranzoomen, manuellen Weißabgleich "einrasten", wieder auf gewünschten Bildausschnitt zurückzoomen und losdrehen. Solange die T-Shirt-Person im gleichen Licht bleibt, wirds wohl funktionieren. Erfahrungsgemäß ist es gerade bei Urlaubsfilmen (keine Zeit für lange Vorbereitungen) wohl besser, den automatischen Weißabgleich zu nehmen und mit den Farbverfälschungen zu leben. Ist immer noch besser, als vor lauter Einstellungsarbeit nachher gar nicht zum Filmen gekommen zu sein.


    Weiß abgeglichene Grüsse
    vom Wiro

  • Hallo Jungs, hallo Wiro, hallo hp!


    Ihr seid gut drauf.
    Das sind die Grundlagen, um die es wirklich geht.
    Die werden so nicht wirklich irgendwo vermittelt.
    Sicher, das Beschriebene ist nicht perfekt, aber sonst kann man ja gleich einen abendfüllenden Spielfilm drehen, pro Szene 2 Stunden Vorarbeit.


    Ein anerkennend farbkorrigiertes ....

    • Offizieller Beitrag

    Hi Hans-Peter


    Nicht gemerkt, das war ein Lob. :wink:



    Roland
    Wow, hübscher Kerl in Deinem Avatar, wer ist das? :huahua:
    Bitte nicht hauen. *wegduck*



    Mit freundlichen Grüssen
    Edi

    Freundlichkeit ist ansteckend


    Wenn die Trümmer des Flugzeuges in der Pistenachse liegen und der Pilot aus eigener Kraft im Restaurant ein Bier bestellen kann, ist die Landung als gelungen zu betrachten. :feixen:

    Einmal editiert, zuletzt von Edi ()

  • Hi Roland,


    auf dem neuen Avatar kommst Du seeeeehr seriös rüber.


    Denk jetzt bei Deinen Postings daran, eine Kongruenz zwischen Avatar und Stil herzustellen.


    Also nix mehr mit A......


    :bgdev:


    Feixende Grüße vom
    Tom

  • Ach wenn dieses Forum den Roland nicht hätte !
    Die WIRKLICH brauchbaren Kommentare und Ratschläge kommen doch letztendlich immer von ihm.
    Da passen der schwarze Anzug und die schwarze Krawatte doch gut dazu!


    Seriöse Grüsse
    vom Wiro

  • @ edi:
    hi edi,


    bei roland weiß man ja nie..(ist immer abhängig, ob er den "ironie-schalter" angestellt hat oder nicht....).....



    @ roland:


    hi roland,


    wer ist eigentlich der grimmig blickende mann mit dem schnäutzer auf dem bewerbungsfoto neben deinen beiträgen?

    Einmal editiert, zuletzt von hans-peter ()

  • Hall Jungs (und Mädels)!


    Ich hab kräftig gelacht über die letzten Postings dieses Threads.
    Ja, war auch beabsichtigt.


    Stimmt, das ist (war) ein Bewerbungsphoto.


    Anzug: dunkelblau
    Krawatte: dunkelrot, dunkelblau, silber


    Ja, h.p., mit dem Ironie-Schalter hast du vollkommen Recht!!!!!!!

    Zitat

    wer ist eigentlich der grimmig blickende mann mit dem schnäutzer auf dem bewerbungsfoto neben deinen beiträgen?


    Wo siehst Du da einen Mann?


    @ Tom:
    Aber darin liegt doch die Würze, seriös wirken, Scheiße erzählen!


    @ Wiro

    Zitat

    Die WIRKLICH brauchbaren Kommentare und Ratschläge kommen doch letztendlich immer von ihm.


    Danke, ich bin auch gleich WIRKLICH 20 cm gewachsen! WIRKLICH!
    Weil, so richtig Spaß gehört immer dazu! WIRKLICH!


    nochmal @ h.p.:
    Jetzt aber mal ehrlich, das war wirklich ein Lob.
    SOOO aus der Praxis gegriffen wird das sonst nie erklärt.
    Und was nutzt die Theorie, wenn in der Wirklichkeit nicht umsetzbar.
    Nach der Erklärung von euch Beiden muß man das verstanden haben.
    So etwas mag ich!

  • ...wo ist denn hier dieser verflixte "ironie.schalter" auf dem screen vom forum?
    ich habe mich schon dusselig gesucht.
    ...kann ihn weder unter "profil,pn-box, kalender,mitglieder,team,suchen,faq,forum oder portal" finden!
    ratlose grüße,
    hp

  • noch was:
    dank der glorreichen erfindung des weißen/gelben mannes, die da lcd-monitor heißt und an den meißten neuen dv-cams angebracht ist, kann man visuell in etwa sehen, wie die farben rüberkommen.


    das erspart die teuren farbtemperaturmesser (wenn mann nicht gerade einen werbefilm für bmw drehen will- das sind sowieso andere sphären)


    also: nicht gleich auf record drücken, sondern erstmal die farbtemperatur auf dem monitor beobachten und durch erneuten weißabgleich korrigieren.


    der wichtigste kontrollpunkt ist immer die hautfarbe (weil die uns am ehesten bei falschem wb(whitebalance) auffällt.



    für leute, die sich mit dem thema von der professionellen seite her beschäftigen wollen, dieser link zu stefan neudeck ,
    eine der besten seiten im deutschsprachigen raum, die sich mit film-und videotechnik beschäftigen:



    http://www.filmtechnik-online.de/filmtechnik/index.html


    viel spaß beim lesen
    hp

  • Hi Ihr Lästermäuler (ich beziehe mich selbst mit ein),
    nachdem wir jetzt viel lustige Ironie "verspritzt" haben, von mir auch nochmal ein Gedanke zum manuellen Weissabgleich.


    Ein typisches Beispiel, das immer wieder Verwunderung hervorruft: Hochzeitsfilm in der Kirche, die Kamera läuft während der Trauung durch. Vor Beginn der Zeremonie wird ein manueller Weißabgleich gerastert, wobei draussen bewölkter Himmel ist. Plötzlich kommt die Sonne durch und taucht die Kirche in ein goldenes Licht - das weiße Brautkleid und die gesamte Umgebung werden unweigerlich die Farbe wechseln. Wenn eine solche Situation befürchtet werden muß, ist es ebenfalls besser, von vorneherein mit der Automatik zu arbeiten.


    Automatisch abgeglichene Grüsse
    vom Wiro

  • @ wiro
    hallo wiro,
    bei solchen wetterlaunen versuche doch mal, dir ein "weiß" zu suchen, dass bei tageslicht 50%sonnenlicht und 50%schatten(bläulich) wiedergibt.
    (ist zugegebenermaßen ein bisserl fummelig)


    Wenn möglich senkrecht halten, damit nicht zuviel direktes ,blaues himmelslicht wiedergegeben/reflektiert wird.
    ..und darauf den weißabgleich- dann bist du schon mal auf der sicheren seite.


    wenn es der handlungsablauf erlaubt, kann man auch zwischendurch den
    weißabgleich aktualisieren und die neue aufnahme mit verändertem motiv wieder starten- ist sowieso schnitt-dramaturgisch besser als 10 minuten daueraufnahmen.


    ( a question of balance- moody blues 1970)
    grüße, hp


    grüße

  • Hallo Wiro, hallo Hans-Peter,


    bleiben wir beim Beispiel "Hochzeit in der Kirche":
    ich würde sicherlich nicht ständig den Weißabgleich ändern oder mit Automatik arbeiten. Wenn die Grundwetterlage trüb ist und darauf der Weißabgleich erfolgte, ist die Änderung der Farbtemperatur bei Sonne doch eine natürliche Erscheinung und würde den Raum in ein warmes, angenehmes Licht tauchen. Umgekehrt bei sonniger Grundstimmung würde es halt zwischendurch mal etwas kühler.


    Ich arbeite übrigens meist mit den Festwerten meiner Kameras (außer PC100), denn die liefern mir die nach meinem Geschmack natürlichsten Farben. Bei Mischlicht funktionieren die Automatiken sehr gut.


    Im übrigen macht euch nichts vor: auch der manuelle Weißabgleich bringt nur das Weiß, das dem Camcorder als Maß aller Dinge beigebracht wurde. Verschiedene Consumer-Camcorder zeigen bei Abgleich auf die selbe Weißtafel trotzdem noch unterschiedliche Farben (wie schon in vielen Beiträgen in Foren beklagt wurde).


    Wichtig ist im Film auch, dass möglichst eine einheitliche Grundstimmung in der Farbgebung durchgehalten wird. In Spielfilmen ist dies gut zu beobachten. Was wäre, wenn ihr am Strand in der Sonne und im Schatten jeweils den "perfekten" Weißabgleich macht (manuell) und die Bilder hintereinander setzt? Himmel, Meer und Sonnenschirme die noch mit auf den Bildern sind, hätten plötzlich ganz andere Farben und der Bildfluss wäre durch diesen Bruch in der Farbstimmung gestört.


    Gruß
    KDS


    P.S.
    Ihr habt doch hoffentlich beim Forumstreffen vorher einen Weißabgleich gemacht, damit ihr hinterher auch "richtig" blau wart?

  • hallo kds,


    meine anmerkungen waren allgemeiner art in bezug auf consumercams.


    natürlich sind auch feste filterwerte (Kunstlicht, tageslicht, leuchtstoffröhren) zu bevorzugen, zumal, wenns schnell gehen soll.
    Das setzt aber erfahrung in der einschätzung der lichtverhältnisse der umgebung voraus.
    (in messehallen mit einfallendem tageslicht und x-verschiedenen beleuchtungsarten von diversen ausstellungsständen kannst du dann dein blaues oder rotes wunder erleben.)


    meiner meinung nach sind auch die festwerte der consumercams teilweise dem manuellem und auto-white-balance unterlegen (gilt überwiegend bei festen einstellungen -die camera bewegt sich nicht oder kaum ,z.B bei interwiews ).


    d.h. in der praxis:
    1.)person oder gruppe positionieren,
    2.)weißabgleich vor dem kopf der person machen,der camera zugewandt,
    dann kann man auch mal in eine ecke schwenken, wo die lichtverhältnisse ein bißchen anders sind.


    oder:


    wie 1.)
    und auf auto-white lassen
    dann aber feste cameraeinstellung , da bei schwenks in ecken,wo andere lichverhältnisse sind, die camera versucht die farben anzugleichen und das ergibt dann ein unschönes farb-"pumpen"




    mit der durchgehenden (festen)lichtstimmung hast du natürlich recht: jeder weiß aus dem täglichem leben, dass wenn die sonne durchkommt die stimmung ins rötliche geht.
    aber vorsicht beim schnitt:
    ein und dieselbe person kann nicht in nacheinander liegenden szenen mal bläulich und dann rötlich erscheinen- dann lieber eine stimmung konsequent durchziehen oder............................................
    .............................................................................................
    einen weißabgleich (erneut) machen ....................................


    P.S.
    ich bin trotz alledem kein anhänger der fraktion, die bei jedem aufkommenden wölkchen einen abgleich machen und wenn der hintergrund blau oder rot absäuft kann es auch interessant aussehen-


    hauptsache es passt ins gesamtkonzept!
    bunte grüße,hp

    2 Mal editiert, zuletzt von hans-peter ()

  • Hallo Hans-Peter,


    Zitat

    meiner meinung nach sind auch die festwerte der consumercams teilweise dem manuellem und auto-white-balance unterlegen (bei festen einstellungen bei auto-keine schwenks!)


    kannst Du mir das etwas erläutern?
    Was bedeutet "bei festen einstellungen bei auto-keine schwenks!"?

    Gruß
    Udo :hallo:
    __________________________________________________________________________
    Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
    (Hermann Hesse)
    https://youtube.com/c/udoheinl

  • Hallo Hans-Peter,


    Zitat

    meiner meinung nach sind auch die festwerte der consumercams teilweise dem manuellem und auto-white-balance unterlegen


    Dem kann ich nur zustimmen. Bei meiner Sony PC100 sind sie weitgehend unbrauchbar, ebenso eignet sich der LCD-Schirm nicht zur Farbbeurteilung, da er die Farben schön warm und kräftig darstellt, die Darstellung auf dem Fernsehgerät aber eher kühl und weniger kräftig ist.


    Von (einigen) Panasonic-Camcordern ist bekannt, dass die Automatik plötzlich ins Bläuliche abdriften kann, hier muss man dann sehen, ob manuell (wenn möglich), hold oder Festwert die bessere Alternative ist.


    Insgesamt gilt, was ich schon öfters angemerkt habe: man muss seine Kamera kennen und wissen, wie sie bei bestimmten Lichtverhältnissen reagiert. Dann kann man auch die Einstellungen entsprechend vornehmen. Theorie ist gut, Erfahrung ist besser!


    Gruß
    KDS