Ich dachte mir, da dies immer wieder ein Randthema in anderen Postings
ist, greife ich das mal in einem separaten Thread auf.
Web-Videos - Formate, Codecs, Handhabung, Verbreitung ...
Meine Erfahrungen sind diese:
RealMedia
Zwar im Encoding einfach zu handhaben, aber leider scheint der Real-
Player doch ein arg aufdringlicher Gast zu sein. Den Player ordentlich
zu konfigurieren, kann auch etwas mühsam sein.
Von Hause aus ist der RealPlayer zwar auf keinem Betriebssystem vor-
handen (oder?), kann aber problemlos auf jedem Betriebssystem instal-
liert werden, auch auf Linux.
Die Integration von RealMedia-Videos im Web-Bereich funktioniert sehr
gut, jeder mir bekannte Browser kann spätestens nach einer PlugIn-
Installation damit umgehen.
Ich kenne allerdings einige Leute, die sich wegen diverser Probleme
strikt weigern, den RealPlayer zu installieren (und ich kann das auch
nachvollziehen).
MPEG-4
Gibt es in mehreren Varianten. Sowohl WindowsMedia, also WMV, als auch
DivX sind MPEG-4-Derivate mit ähnlichen Vor- und Nachteilen (und neu
dazugekommmen ist ein Apple-MPEG-4-Format, das mit dem neuen Quicktime-
Player vertrieben wird).
Vorteil des WindowsMedia MPEG-4 ist, dass über den WindowsMediaPlayer
eine hohe Kompatibilität erreicht wird, sofern nicht eine allzu neue
Version des Codecs eingesetzt wird.
Für DivX gilt eigentlich das Gleiche, da es - sobald der Codec im
System eingebunden ist - auch mit dem WindowsMediaPlayer abspielbar
ist. Mir persönlich scheint das Encoding von DivX etwas arg kom-
pliziert, wenn man ein Optimum an Qualität erreichen möchte.
Ausserhalb von Windows sieht es bei beiden MPEG-4 Derivaten schon etwas
anders aus. Zwar kann man mit dem WindowsMediaPlayer für Mac diese
Formate auf auf dem Mac wiedergeben, aber im Bereich Linux und Unix
sieht es wesentlich düsterer aus. Rein theoretisch ginge es problemlos,
Tatsache ist aber, dass man sich in Linux-Foren überschlägt mit
Problemdarstellungen über dieses Thema.
Manche Internet-Browser haben auch Probleme damit, WMV direkt darzu-
stellen, bzw. die Verbindung zum Player aufzubauen. Dort wird dann nur
ein ewig langer Buchstabencode fabriziert.
Quicktime
Kein Codec, sondern ein Container, der verschiedene Codecs für Bild und
für Ton benutzen kann. Für Web-Videos am weitesten verbreitet ist dort
Sorenson 2 und 3.
Für Ton wird meist QDesing Music 2 als Codec benutzt, aber es stehen
eine Menge weiterer Codecs zur Verfügung, die man speziell für eine
jeweilige Anwendung auswählen kann. Auch MP3 kann in Quicktime Web-
Videos integriert werden.
Quicktime ist das Hausformat der Macs, aber auch von einigen Windows-
Schnittsystemen. Deswegen ist die Ausgabe eines geschnittenen Videos
auf web-taugliches Quicktime oft besonders einfach.
Der QuicktimePlayer ist ohnehin auf jedem Mac anzutreffen, aber auch
die Verbreitung auf Windows-Systemen ist heutzutage sehr hoch und der
Player ist ja kostenfrei bei Apple erhältlich.
Was mir an Quicktime besonders gefällt, ist die hohe Flexibilität.
Zum einen eine große Auswahl an Codecs, sowohl für Bild und Ton, mit
denen man das Encoding gut anpassen kann, zum anderen aber auch die Art
und Weise, wie man es für den Web-Gebrauch vorbereiten und nutzen kann.
Sowohl richtiges Echtzeitstreaming, als auch Pseudo-Streaming, als auch
Wiedergabe nach Download sind hier möglich.
Der größte Nachteil: ausgerechnet die qualitativ besten Codecs für
Quicktime funktionieren nicht auf Linux-Plattformen.
MPEG-1
Ein oft vernachlässigtes Format. Weil unter MPEG-1 kein Keyframing
möglich ist, ist es in der Relation Qualität zu Datenmenge nicht ganz
so leistungsfähig, wie die oben genannten Formate/Codecs.
Nach meiner Erfahrung kann man diesen Unterschied aber oft durch ver-
schiedene Maßnahmen wettmachen.
Der größte Vorteil von MPEG-1 allerdings ist die sehr hohe Kompatibi-
lität. Es läuft auf JEDEM System, jedem gängigen Player und unter
jedem Web-Browser.
Und auch mit MPEG-1 lässt sich sowohl eine Wiedergabe nach vollstän-
digem Laden als auch ein Pseudo-Streaming verwirklichen.
Kein anderes Format bietet eine derart gute Kombination aus flexibler
Handhabung und v.a. Kompatibilität.
Welches Format benutze ich jetzt also für den eigenen Web-Gebrauch?
Wenn es darum geht, dass das Video einem möglichst großem Publikum
problemlos zur Verfügung steht, dann gibt es für mich gar keine Wahl,
dann muss es MPEG-1 sein!
Wenn es aber nur für einen kleinen Personenkreis gedacht ist, deren
Rechnerkonfigurationen ich kenne, dann passe ich den Codec darauf an.
DivX ist dabei das Format, das ich am wenigsten benutze. Eigentlich
habe ich es für den Web-Gebrauch noch nie benutzt, weil ich einfach
keinen Vorteil gegenüber anderen keyframe-basierenden Codecs sehen
kann, welche dann aber im Encoding einfacher zu handhaben sind.
RealMedia kommt auch nur selten zum Einsatz. Nicht, weil ich es als
Format nicht mag, aber der RealPlayer scheint keine hohe Akzeptanz
mehr zu finden, Tendenz eher fallend.
WMV-Encoding gibt es bei mir schon etwas häufiger. Mir persönlich sagt
nun wiederum der WindowsMediaEncoder nicht sonderlich zu, und aus
meinem Schnittsystem heraus kann ich das Format nicht direkt expor-
tieren. Am meisten hält mich aber vom WMV-Encoding die Tatsache ab,
dass nicht jeder Internet-Browser damit umgehen kann.
Wenn ich also die Wahl habe zwischen WindowsMedia (WMV) und Quicktime
(Sorenson), dann wähle ich Quicktime.
Gespannt bin ich auf das neue MPEG-4 Derivat, das mit dem Quicktime-
Player 6 ausgeliefert wurde. Zwar glaube ich kaum, dass das qualitativ
eine deutliche Steigerung zu den o.g. Formaten bringt, aber abhängig
davon, wie sehr sich dieses Format verbreitet und wie einfach und
flexibel es zu handhaben ist, könnte auch das später zu meinem Favo-
riten zählen.
So, jetzt hab ich wahrscheinlich das bisher längste Posting in diesem
Forum geschrieben. Nun fragt Gretchen: "Wie halten Sie es denn mit den
Web-Videos" ...?