DV und DVCAM

  • Zwar weiß ich, dass Vegas 4.0 auch das von Sony entwickelte DVCAM Format unterstützt, doch ich finde dazu im Programm nirgendwo Einstellungsmöglichkeiten. Auch die "Hilfe" sagt nichts zu diesem Thema. Möglicherweise bedeutet das ja, dass Vegas das im Hintergrund macht. Ist das so?

  • Zitat

    Möglicherweise bedeutet das ja, dass Vegas das im Hintergrund macht. Ist das so?


    Meines Wissens: Ja.

  • Der Unterschied zwischen DV und DVCam ist vorrangig bei der Bandaufzeichnung zu sehen. Um eine höhere Datensicherheit zu gewährleisten, ist der Bandlauf schneller (Lesefehler beeinflussen also weniger Daten), außerdem gibt es zusätzliche Spuren für Cue und LTC, Anwendungen, die für den Profibereich wichtig sind. Das erklärt auch, warum nicht jedes DV-Laufwerk DVCam wiedergeben kann, denn dafür muss es über DynamicTracking-Köpfe und ausgelegte Motoren verfügen. Das über die Firewire-Schnittstelle ausgegebene Format ist allerdings identisch, eine der Hauptzielsetzungen des DVCam-Formats (im Gegensatz zu DVCPro) war gerade die Bearbeitungsmöglichkeit mit Konsumergeräten. Der einzige Unterschied: bei DVCam wird der Ton pro Frame neu synchronisiert, auch LockedAudio genannt. Soll wieder ein DVCam-Signal erzeugt werden, muss der Codec in der Lage sein, beides wieder zu verschachteln. Eigentlich können das mittlerweile fast alle, beim ausspielen auf "nur" DV dürfte aber sogar das egal sein. Der Sony-Text zu DVCam:


    During the development of the DVCAM format, Sony engineers saw the potential of applying the consumer DV format's superb picture quality and digital characteristics into the harsh broadcast and professional environment, but they always took into consideration the need for cross-compatibility with the consumer DV format, not just in playback capability, but also in utilizing all the benefits of DV. Thus, two targets had been set, the implementation of the i.LINK IEEE 1394 DV I/O digital information transfer capability, and bringing out the best of the format's Betacam SP level picture quality.


    hs

  • Guten Morgen Holger!


    Das sind ja interessante Ausführungen. Obwohl ich seit fünf Jahren mit DVCAM arbeite, lerne ich doch immer noch hinzu.

    Zitat

    außerdem gibt es zusätzliche Spuren für Cue und LTC...DynamicTracking-Köpfe ...


    Dies war mir bisher nicht bekannt. Und mich würde interessieren, wie der LTC (das heißt doch Longitudinal Time Code, oder?) aufgezeichnet wird. Auf einer Längsspur kann das doch nicht sein, denn ich kann gar keinen feststehenden Aufzeichnungskopf in den Laufwerken meiner Geräte erkennen. Oder kann diese Aufzeichnung auch durch rotierende Köpfe erfolgen?
    Auch die Tatsache mit den DynamicTracking-Köpfen ist mir neu. Verfügen die kleinen Camcorder von Sony wie z. B. PC100 über solche Köpfe?


    Schön, das es Leute wie Sie gibt, von denen man noch dazu lernen kann.


    Gruß
    KDS

  • Hallo Herr Schmidt,


    Und mich würde interessieren, wie der LTC (das heißt doch Longitudinal Time Code, oder?) aufgezeichnet wird. Auf einer Längsspur kann das doch nicht sein, denn ich kann gar keinen feststehenden Aufzeichnungskopf in den Laufwerken meiner Geräte erkennen. Oder kann diese Aufzeichnung auch durch rotierende Köpfe erfolgen?


    Eine Aufzeichnung von LTC oder einer analogen AudioCueSpur kann nur longitudinal erfolgen, muss also unabhängig von der vertikalen Videoaufzeichnung erfolgen. Bei "normalem" DV ist das auch nicht vorgesehen, einer der Kritikpunkte, die Profis an DV hatten. Sony hat daher bei DVCam zwei optionale Longitudinal-Spuren vorgesehen, die aber lange nicht jedes Gerät nutzt. Insofern ist das kein Wunder, wenn z.B. ihre Kamera keinen solchen Kopf besitzt. Das diese Spruren auch tatsächlich exisitieren, steht in den Sony DVCam-Unterlagen, ich habe ihnen die entsprechende Seite als EMail geschickt.


    Auch die Tatsache mit den DynamicTracking-Köpfen ist mir neu. Verfügen die kleinen Camcorder von Sony wie z. B. PC100 über solche Köpfe?


    Der Begriff "DynamikTracking" wird für mehrere Fähigkeiten benutzt. Im Konsumerbereich steht er eigentlich nur für die Möglichkeit, den Videokopf drehen zu können. Das ist für DVCam aufgrund der schrägeren Spurlage notwendig. Das kann in der Regel jedes Sony-Gerät und auch viele andere, also auch ihre Sony PC100. Nicht verwechseln darf man das aber mit der professionellen Auslegung von DynamicTracking. Hier steht das für die variable Anpassung an Bandgeschwindigkeiten von 50-200%. Bandmaschinen die in diesem Sinne "DynamicTracking" betreiben, erkennt man in der Regel an der Eigenschaft "Slomo-tauglich", das dürfte ihre PC100 nicht können...


    Die Eigenschaft der DVCam-Wiedergabe wird übrigens auch immer nur als "DVCAM-kompatibele"-Wiedergabe bezeichnet. Das tun Hersteller auch mit gutem Grund, denn da gibt es durchaus Unterschiede. So sind (neben der fehlenden Möglichkeit die CUE und LTC-Spur auslesen zu können) auch viele Geräte nicht in der Lage, bei der hohen Bandgeschwindigkeit den DV-Timecode auszugeben. So z.B. beim Panasonic DV2000. Er spielt zwar die Kassette ab, ansonsten war es das auch.


    hs

  • Nicht dass ich mich einmischen will ....


    Ich habe auch ein DVCAM-Laufwerk. Damit kann ich normale DV-Bänder abspielen, aber nur im DVCAM-Format aufnehmen. Ich hab' mich schon desöfteren um Abhilfe bemüht, aber keine bekommen. Die offizielle Antwort ist :
    Das DVCAM-Format ist insofern nicht mit dem DV-Format kompatibel, da es, um der höheren Datensicherheit willen, einen sog. Rasen zwischen den einzelnen Spuren hat ( das erhöht den Störabstand ). Letzteres führt auch dazu, dass eine 60 Min. DV-Kassette nur mit 45 Min. bespielt werden kann. Auch die aufgezeichneten Daten sollen sich unterscheiden. Ich glaube 4:2:2.
    Das isses dann aber auch. Dynamic Tracking haben alle LW. DTF ( dynamic Track Following ) ist ein alter Hut und eigentlich nicht nötig. Was DVCAM-LW allerdings können, ist Bänder in höherer Geschwindigkeit auzunehmen und abzuspielen. Leider gibt es heute keine Treiber mehr, die diese Funktionen im LW noch ansprechen resp. einen entsprechenden Datentransfer herstellen können. Sind halt schon etwas betagt, die Dinger.


    MfG E.Z.

  • @ Holger


    Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen und die email. Jetzt sehe ich schon wieder klarer.


    E.Z.
    Die Daten unterscheiden sich bei DVCAM insofern, dass Audio und Video gelocked sind, also frameweise miteinander verbunden. Die Daten werden aber, soweit ich weiß, auch 4:2:0 aufgezeichnet.


    Gruß
    KDS

  • Jau !
    Genau !


    Ich vergass, zu erwähnen, dass ich ein DVCAM-LW für Mini-DV-Casetten habe. Das sch...Ding macht mehr als Ärger !. Obwohl es auch "normales" DV-Material abspielen sollte, gelingt das desöfteren nicht. Grund ist wohl, dass der Kopf etwas grösser ( 15 statt 10 µ ) ist und dadurch natürlich Seiteneinstreuungen stören können.
    Die bei Einführung von DVCAM gemachten Behauptungen zu Qualität und Datensicherheit kann man heute nätürlich vergessen. Von den Signalprozessoren, die heutzutage in den Standard-DVkameras ihren Dienst versehen, wagten die Sony-Leute damals nichtmal, zu träumen. Der einzige Vorteil, der mir noch einfällt, sind die 3 Std. Spieldauer einer (normal) grossen DVCAM-Kassette. Alles andere ist Makulatur.


    MfG E.Z.