Digital Zoom

  • Hier mal ein wirklich treffendes Beispiel, wie verheerend sich ein Digital-Zoom auswirken kann (neben der allgemeinen extremen Unschärfe, ist der Pixeleffekt besonders bei den Stosszähnen zu sehen):



    Hab mich breitschlagen lassen, für einen Bekannten, der letztes Jahr in Kenia war, seine Urlaubsaufnahmen auf einen 60-Minüter (oder so) zurechtzuschnipseln. Jetzt bin ich gerade am capturen und darf mich dieser herausragenden Bilder erfreuen.
    Aber okay, dafür dass er vor diesem Urlaub noch nie eine Kamera in Händen gehalten hat, sind die Aufnahmen im Grossen und Ganzen nicht einmal so schlecht.


    Also noch einmal (zum tausendundersten mal) an alle potentiellen Camcorder-Käufer da draussen:
    Ein grosser OPTISCHER Zoom-Faktor ist wichtig! Und nie nie nie in den digitalen Zoom-Bereich gehen! Kein Bild hat es verdient, dermassen versaut zu werden!


    Achja, weil wir grad dabei sind: Ein Windschutz oder zumindest eine dieser Windunterdrückungs-Automatiken (auch wenn die nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sind) wären auch nicht schlecht.
    Ich glaub kaum, dass ich so viel passende Hintergrundmusik zur Untermalung finden werde, wie es in den Kenia-Aufnahmen rauscht und weht und braust ...

  • Hi Günther


    Hier erleben wir wieder einmal das Stöhnen des Editors (Cutters) bei der Durchsicht des angelieferten Rohmaterials - Teer und Federn über das Haupt des Kameramannes! Dieses "Problem" kommt mir irgendwie bekannt vor ;-)))
    Nur gut, daß der Eigner des Films diese Aufnahmen selbst gedreht hat und nicht dem Editor die Schuld in die Schuhe schieben kann.


    Dank für das aufschlußreiche Bild. Die beigefügte "Mahnung" wird von mir voll unterstützt. Auch wenn man das 100fach-Digital-Zoom beim Camcorderkauf mitbezahlt hat - man muß es ja nicht unbedingt ausprobieren. Das ist wie beim Auto: auch wenn der Hersteller verspricht, daß die Stoßfänger einen Aufprall von 6 km/h unbeschadet überstehen - man muß es ja nicht unbedingt ausprobieren. Man könnte jetzt vielleicht einwenden, daß es beim Auto eine Sicherheitsmaßnahme ist, beim Camcorder jedoch nicht. Ist es doch! Es schützt mit Sicherheit davor, daß die Aufnahmen allzu professionell aussehen ;-)))


    Viel Spaß noch beim "Cutten", und cutte nicht zuviel weg!
    Gutes Neues Jahr
    wünscht Wiro

  • Hallo Günther!
    Ich möchte zumindest eine kleine Verständnislanze für Deinen eher unschuldigen Bekannten brechen: wenn der arme Mann zum ersten Mal filmt, woher soll er wissen, daß der Digitalzoom das aus einem ebenfalls unschuldigen Elefanten macht? Und, seien wir ehrlich: eine stecknadelkopfgroße graue Mikrobe, die der Elefant ohne den Digitalzoom geblieben wäre, besitzt noch weniger Erinnerungswert. Wenn Du daraus ein filmisches Meisterwerk machen sollst, ist die Sache natürlich lästig. Wir sind halt alle aus Universum und ähnlichen Reihen gewöhnt, daß die Tiere schön brav ihre Schokoladenseite herhalten, exakt auf richtige Distanz zu den Kameras gehen und dort mehr oder weniger angeschraubt verharren, bis die Aufnahmen im Kasten sind. Ich möchte gar nicht wissen, wie oft die da wirklich angeschraubt sind.....


    Lieben Gruß!

  • Für die ersten Aufnahmen musst Du schon ein Auge zudrücken, finde ich.


    Und ausserdem: Solche Mega-Zooms bzw. die daraus resultierende Unschärfe, Hektik (um nicht Gezittere zu sagen) etc. geben dem Ganzen einen kriminell-illegal-gefährlich-verstecktekamera Look. Vorausgesetzt, die Musik und der Schnitt passen. Also liegt's doch an Dir ;-))


    Paddy

  • Hi,


    Zitat

    Ein grosser OPTISCHER Zoom-Faktor ist wichtig! Und nie nie nie in den digitalen Zoom-Bereich gehen!


    Meine Rede seit '45!


    Obwohl, gewisse Objekte können schon mal einen 1,5 fachen digital-Zoom vertragen.


    Gruß
    Tom

  • Zitat

    Original von paddy
    Solche Mega-Zooms bzw. die daraus resultierende Unschärfe, Hektik (um nicht Gezittere zu sagen) etc. geben dem Ganzen einen kriminell-illegal-gefährlich-verstecktekamera Look.


    Nicht schlecht, diese "Ausrede".
    Man darf beim Vorführen nur nicht vergessen, die Zuschauer ausdrücklich auf diese "gewollten" Effekte hinzuweisen. Der Wortlaut, den Paddy in obigem Zitat vorgeschlagen hat, klingt schon mal nicht schlecht. Das versteht niemand auf Anhieb und kann deshalb als "künstlerische Aussage" vermarktet werden.
    :haarezuberge::haarezuberge::haarezuberge:


    Haarsträubende Grüsse
    vom Wiro

  • Mir kommen da halt immer spontan diese RTL-Reportagen in den Sinn. "Wir haben heimlich in einem türkischen Gefängnis gefilmt, obwohl das strengstens verboten war".


    Dazu gehen die in irgendein deutsches Gefängnis, nehmen eine DV-Cam, tragen sie in der Hand und filmen aus der Hüfte heraus. Danach wird in der Postpro ein Flimmern und ein Rauschen reingetan und alles auf S/W gesetzt.


    Aber ein geheimnisvoll-gefährlicher Kommentar im 'off' wirkt zu solchen Bildern sicher nicht schlecht. Natürlich sollte man dann nicht des Nachbars Haus zeigen...........ausser.... nö, das lassen wir.


    Paddy

  • Auch nicht schlecht, Paddy: ein entsprechender Kommentar aus dem off.


    Aber um von der Ironie wieder zum Konstruktiven zurückzukehren: ich habe so etwas ähnliches sogar schon einmal in einem Urlaubsfilm erlebt - ebenfalls bei Tieraufnahmen in freier Wildbahn. Es handelte sich um Krokodile irgendwo in Indien. Die aus der Hand stark herangezoomten Reptilien wackelten wie verrückt (die Bilder, nicht die Reptilien). Und der Autor hatte an dieser Stelle geschickt einen Kommentar eingebaut, daß es, wie der Safariführer gesagt habe, besser sei, in gebührendem Abstand von diesen gefrässigen Ungeheuern zu bleiben - was zwar die vom Fernsehen gewohnten Nahaufnahmen verhindert habe, die Vorführung dieses Films jedoch sichergestellt habe.


    Und siehe, die Zuschauer haben dies akzeptiert, und die Wackel-Aufnahmen konnten ohne Beanstandung im Film bleiben. So etwas funktioniert pro Film natürlich nur ein Mal, als Dauer-Kommentar ist es weniger geeignet ;-)))


    Verwackelte Grüsse
    vom Wiro

  • @ Alex & paddy


    Klar drück ich ein Auge zu (am liebsten alle beide). Aber im Ernst, ich hab ja eh geschrieben, dass die Aufnahmen im Grossen und ganzen gar nicht so schlecht sind - eben wenn man bedenkt, dass er zum ersten mal eine Kamera in der Hand gehalten hat.
    Und es ist ja auch lustigerweise so, dass IHN diese Aufnahmen gar nicht stören. Digitaler Zoom? Was soll denn das sein? War halt weit weg der Elefant. Ist halt ein bisschen unscharf. Na meine Güte. Hauptsache er ist schön gross im Bild.


    Im Prinzip könnt ich jetzt zusammenschneiden was ich will, es wird ihm mit Sicherheit gefallen - weils ja seine Aufnahmen und somit seine Erinnerungen sind. Und das mag ja für mich einerseits wiederum das Angenehme sein, andererseits wurmt es einen natürlich schon auch irgendwie, weil man schliesslich ein paar Wochen mit dem Schnitt zubringt (immerhin 4 Stunden Rohmaterial, mit scheinbar 75% Tieraufnahmen) und der "Kunde" im Endeffekt den Aufwand - aus purer Ahnungslosigkeit heraus - gar nicht erkennt.


    Aber was solls. Eigentlich sollte dieser Thread ja nur ein kurzes Aufjammern vorm grossen Arbeitsbeginn sein. Los gehts! ;)


    @ wiro


    Danke fürs "viel Spass" wünschen. Wird zwar ein etwas morbider Spass werden, für einen qualitätsbewussten Perfektionisten, aber okay. ;)

  • >> gewisse Objekte können schon mal einen 1,5 fachen digital-Zoom vertragen.


    Aber dann isses meiner Meinung nach immer noch besser, das Zooming erst nachträglich in der Schnittsoftware zu machen. Denn 1. hat man dann wenigstens die Wahl und 2. kann die es womöglich noch wesentlich besser als der Kamerachip.

  • Bin auch nicht sicher, daß das ganze mit optischem Zoom erträglicher geworden wäre - Stativ ist wohl keins drangewesen, und eine derartige Tüte wird wohl der Steadyshot auch nicht mehr beruhigen können - vielleicht hätts einen scharfen frame gegeben?
    Der Mann ist schließlich nicht zum Filmen hingefahren, sondern er hat gefilmt, daß/weil er dort war - ein entscheidender Unterschied.
    Trotzdem viel Spaß bei der Arbeit! Und wegen "morbid": laß Dich nicht zur Satire verleiten, das wissen die Auftraggeber meist nicht zu schätzen.

  • Zitat

    und der "Kunde" im Endeffekt den Aufwand - aus purer Ahnungslosigkeit heraus - gar nicht erkennt


    Ich schreib' mir in solchen Fällen immer ungefähr die Stunden auf, die ich dran arbeite. Das gibt dem "Kunden" dann so ein bisschen ein Gefühl, ob er mir ein, zwei oder mehrere Biere schuldet ;)


    Paddy