Zoom - Benutzen oder eher nicht

  • Hallo,


    ich habe mal eine praktische Frage fürs filmen.


    Ich höre immer, dass man möglichst nicht mit Zoom arbeiten soll.


    Aber keiner erklärte mir bisher warum.


    Liegt der Grund nur, in der teilweise doch bescheidenen Handhabung des Zooms, so dass eine flüssige Aufnahme schwer bis unmöglich ist? Oder hat das andere Gründe?


    Wie sind da eure Meinungen?



    Grüße


    Marwin

    Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche die scheitern.

  • Hi Marwin,
    das man das Zoom nicht verwenden soll, würde ich so nicht unterschreiben, der Einsatz sollte allerdings immer ein konkretes Ziel haben.
    Wenn Du Dir Filme im Fernsehen oder Kino ansiehts wirst Du feststellen, daß die Profis sehr wenig mit zoom arbeiten und das hat seinen Grund. Profis arbeiten meist mit harten Schnitten.
    Wenn ich mir Filme von Hobbyfilmers ansehe wird da sehr viel gezoomt, allerding meist ohne Sinn und Zweck.
    Ein gutes Beispiel für ein Telezoom wäre, Du willst die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf ein Detail lenken. Ein anderes, du drehst einen Moderator in einer Nahen, es folgt ein Interview und Du setzt dafür ein WW-zoom ein um den Gesprächspartner ins Bild zu bringen.
    Also: zoomen ja, aber mit Bedacht.

  • Hallo Wok,


    danke für deinen Beitrag.


    So etwas habe ich mir schon gedacht. Freunde, die sich mehr durch das Lesen von Zeitschriften zweifelhafter Qualität als Filmer auszeichnen, nannten mir das.


    Ich selbst arbeite zwar auch wenig mit Zoom, aber eher daher, dass wenn ich nicht gerade mit dem Stativ arbeite, ich keine Kontrolle über den Zoom habe. Daher nehme ich erst eine Gesamtaufnahme und dann als nächstes die Nahaufnahme. Damit bin ich bisher gut gefahren.


    Aber du Hast Recht, dass es Aufnahmen gibt, wo ein Zoom konkret eingesetzt werden sollte. Das ist aber auf jeden Fall bei meinem Camcorder immer wieder ein Himmelsfahrtkommando.


    Grüße


    Marwin

    Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche die scheitern.

  • Hi Marwin,
    sicher ist das zoomen mit der Zoomwippe bei den meisten Kameras recht schwierig. Besonders fehlt die Möglichkeit eine Zoombewegung weich anzufahren und dann - bei druckabhängiger Zoomgeschwindigkeit - die Geschwindigkeit konstant zu halten. Hier wird oft das Manko der Miniaturisierung der Kamaras und damit auch der Bedienelemnete sichtbar.
    Bei der Arbeit mit dem Stativ halte ich eine externe Kontrolle für sinnvoll, bei meiner XL-1 über den Control-L Anschluß. Mittlerweile gibt es hier einige gute Teile.

  • Marwin:


    Anders als die Kamerafahrt gehört das Zoomen nicht zu den natülichen Seheindrücken. Wir können mit unserem Auge nicht zoomen und empfinden daher solche Aufnahmen als unnatürlich. Gleiches gilt für Blenden und sonstigen Schnickschnack. Gute Filme zeichnen sich dadurch aus, daß man sie "erlebt". Dieses kann man nur erreichen wenn man so dreht daß der Zuschauer meint, selbst zuzusehen. Ein Zoom oder eine Blende machen dem Zuschauer schmerzlich klar daß er nicht "erlebt" sondern daß ihm etwas "gezeigt" wird.


    Nicht von ungefähr bestehen gute Filme zu 99% aus harten Schnitten und nur hier und da mal einer weichen Blende oder einem anderen Übergangseffekt. Sparsam und gezielt eingesetzt kann man sicher einen Film mit solchen Effekten auch aufwerten. Wird es aber übertrieben gleitet es schnell ins lächerliche ab oder wird sogar als nervend empfunden. Eine Notwendikeit für eine Zoomfahrt kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.


    Natürlich ist die Zoomwippe eine sinnvolle Einrichtung am Comcorder. Nur sollte sie in der Regel VOR, nicht IN der Szene benutzt werden.


    Viele Grüße
    vom Peter

    Ich wünsche mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.

  • @ Marwin


    Ein Zoom ist eine unnatürliche Kamerabewegung - und genau das macht den Zuschauer überhaupt erst darauf aufmerksam. Erfahrene Filmer benutzen die Zoomwippe nur in der Aufnahmepause, um eine neue Einstellungsgröße zu wählen - und nicht etwa, während das Band läuft. Es wirkt professioneller, ein Motiv einmal weitwinkelig und danach näher zu zeigen, ohne dazwischen eine Zoomfahrt einzubauen.


    Zooms in den Telebereich sollte man nur vom Stativ oder bei gut abgestützter Kamera riskieren. Der winzige Bildwinkel bei langen Brennweiten bewirkt, daß selbst kleinste Objektivruckler im Sucher wie ein mittleres Erdbeben wirken. Leider sieht man die Ruckler während der Aufnahme nicht, da das Motiv subjektiv ja stabil stehenbleibt und sich nur der Sucherrahmen etwas bewegt. Bei der Wiedergabe mit feststehendem Rahmen - also auf dem Monitor - zeigt sich dann die ganze Bescherung.


    Wer dennoch eine Zoomfahrt aufnimmt, sollte darauf achten, daß er den Zielpunkt souverän einfängt und anfährt. Zögerliche Starts und verhuschte Enden sind wirklich keine Augenweide - und ein Grund mehr, auf Zoomaufnahmen generell zu verzichten. Dazu kommt, daß die meisten Zoomwippen sich nur mit viel Fingerspitzengefühl sauber starten und stoppen lassen - hier macht Übung tatsächlich den Meister. Vor jedem Zoom sollte man sich auch daran erinnern, wie die Wippe arbeitet, sonst wird aus dem Hinzoom schnell ein ungeplanter Wegzoom.
    Gruss Wiro

  • Hallo Peter und Wiro,


    danke auch für eure Beiträge.


    Ich bin sowieso nach den ersten Aufnahmen mit Zoom schnell davon weggegangen.


    Ich nutze auch eigentlich nur harte Schnitte, ab und zu einen weichen um eine Verbundenheit zu erzeugen.


    Die ganzen Blenden sind zwar sehr schön anzusehen, aber wie Peter schon schrieb...

    Zitat

    Ein Zoom oder eine Blende machen dem Zuschauer schmerzlich klar daß er nicht "erlebt" sondern daß ihm etwas "gezeigt" wird.


    Irgendwie ist da ja auch ein wenig Kitsch mit dabei.


    In "Dokumentationen" hat sowas eh keinen Sinn, aber wer weiß, vielleicht drehe ich ja irgendwann einen Actionfilm a la "Alarm für Cobra 11" :haarezuberge:


    Dann brauche ich aber noch mehr Effekte und Blenden... und noch ein paar schlechte Schauspieler (Am Besten mich selbst)...


    Danke für eure Beiträge. Ihr habt mich im meinem tun bestätigt.


    Grüße


    Marwin

    Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche die scheitern.

  • Hallo,
    in der Praxis hat es sich als perfekt herausgestellt, wenn der Kameramann dem Cutter mehrere Alternativen zur Verfügung stellt. Im Amateurbereich sind Kameramann und Cutter in der Regel zwar identisch, aber dennoch - später am Schnittplatz sieht der Cutter die Szene oft anders als vorher der Kameramann, und ob ein Zoom "passt", stellt sich oft erst beim Schnitt heraus. Wenn er nicht passt (oder verhunzt ist), ist es gut, wenn man auf zwei oder drei Einstellungswechsel zurückgreifen kann, die dasselbe zeigen. In praxi hat sich dabei herausgestellt, daß der Cutter (fast) immer auf den Zoom verzichtet.


    Ähnlich verhält es sich bei vertikalen Schwenks z.B. von Gebäuden, Türmen, Bäumen usw.: als Kameramann sollte man immer zwei Varianten anbieten - einmal von oben nach unten und anschliessend umgekehrt.
    Gruss Wiro