Nach alldem, was verschiedene Leute hier im Forum unter "OHCI und VV-Demo" an Infos zum Thema AVI, Codecs etc. beigetragen haben, wage ich jetzt mal eine eigene These:
Vegas Video 3 captured und rendert unter normalen Bedingungen zu einem Typ 2 AVI 2.0.
Beim Capturing wird kein Codec angewendet, beim Rendering - falls nicht definitiv ein anderer Codec angegeben wurde - der hauseigene Codec von SonicFoundry, der erst ab der Version 3 in Vegas Video implementiert wurde.
Sowohl beim Capturing als auch beim Rendering zu einer AVI-Datei wird immer ein Header erzeugt, der Programmen u.a. mitteilen soll, welchem Hersteller das Capturing oder das Rendering zu verdanken ist.
Der Header steht vor dem Video, also kann der Header ausgelesen werden und somit kann das Programm erste Informationen über das Video erhalten, ohne dass das Programm erst das Video decodieren müsste.
Gleichzeitig heißt das aber auch, dass man dem Header eine Information zum Video geben kann, die nicht ganz korrekt ist. Denn wenn z.B. ein Video mit einem DV-nativ System eingelesen wird, dann ist das Video noch immer mit dem Codec komprimiert, den die DV-Kamera (oder der DV-Recorder) verwendet hat. Trotzdem wird nach einem Capturing oft der Codec angezeigt, den der Hersteller der Capture-Software mitliefert.
Grund dafür ist, dass beim Capturing ein Header von der Capturing-Software erzeugt wird und diesem Header dann auch gleich eine Info zum Hersteller der Capture-Software mitgegeben wird.
Das komprimierte Video an sich bleibt dabei aber unberührt.
Manche Codecs schreiben nun bei ihrer Installation Namen und Infos in die Windows-Systemeinstellungen (unter "Videocodecs"), andere wiederum nicht.
Manche Programme ausserhalb der Capture- oder Schnittsoftware brauchen nun aber zwingend Informationen aus den Windows-Systemeinstellungen, um den Header eines Videos lesen zu können. Hat ein Codec in die Windows-Systemeinstellungen keine Infos reingeschrieben, dann bleibt das gesamte Video für jene Programme unlesbar.
Es scheint einige Codecs zu geben, die den gleichen Header schreiben, bzw. auch einige Capture-Tools, die ebensolches tun.
So scheinen VegasVideo und MainConcept für das Capturing und Rendering den gleichen AVI-Header zu schreiben, aber dennoch wenden sie unterschiedliche Codecs an (und anscheinend gilt gleiches für Premiere).
Der Codec von VegasVideo wird definitiv nicht in die Windows-Systemeinstellungen eingetragen. Wohl aber der Codec von MainConcept.
Wenn sich nun in den Windows-Systemeinstellungen gar keine Information zu bestimmten Headern befindet, dann können Programme, die Header-Informationen eines Videos allein in den Systemeinstellungen suchen, ein solches Video gar nicht interpretieren.
Benutzen zwei Programme, bzw. zwei Codecs den gleichen Header, aber nur der eine Codec ist mit dem Header auch in den Systemeinstellungen eingetragen, dann werden die Programme, die die Infos ausschließlich in den Systemeinstellungen suchen, immer nur den einen Codec anzeigen, der eben in den Systemeinstellungen zu dem Header eingetragen ist, selbst dann, wenn der Header eigentlich zu einem anderen Video gehört, dessen Codec aber eben NICHT in den Systemeinstellungen eingetragen ist.
Also vermute ich, dass der MainConcept-Codec den gleichen Header schreibt wie der Vegas Video-Codec, aber der MC-Codec wird im Gegensatz zum VV-Codec in den Windows-Systemeinstellungen eingetragen.
Sobald also der MC-Codec im System vorhanden ist, kann der Header, der auch beim VV-Codec vorhanden ist, von jedem Programm gelesen werden, das vorher mit dem Lesen des VV-Video-Headers Probleme hatte.
Zwar wird nun durch den Header die Information immer zu dem MC-Codec geleitet, da allein dieser in den Systemeinstellungen vorhanden ist, aber der Header ist dabei nur zuständig, erste allgemeine Informationen auszugeben.
So liest man dann als Codec eines Clips, der mit VV-Capturing eingelesen wurde, bei vielen Programmen, es wäre ein MainConcept Codec.
Stellt sich noch die Frage, warum denn ein DV-AVI korrekt decodiert werden kann, obwohl der Header zu einem falschen Codec führt:
Ich denke, es liegt daran, dass bei DV das Decoding standardisiert ist (ganz im Gegensatz zum Encoding). Für das Decoding wird also keine weitere Information gebraucht, soweit im Header nur die Strukturdaten (z.B. für die Cliplänge, AVI 1.0/AVI 2.0 etc.) korrekt angegeben sind.
Alles nur eine These, aber klingt für mich einigermaßen logisch