Takes

  • Eine auf Anhieb recht unscheinbare Funktion von VegasVideo ist die Cliporganisation innerhalb der Timeline durch sogenannte "Takes".
    Ich wußte anfangs gar nicht, dass es sowas gibt, dann war mir lange Zeit schleierhaft, wofür genau man diese Funktion einsetzen kann.


    Um das zu erläutern muss ich etwas weiter ausholen:


    Was meint man generell mit "Take", unabhängig von VegasVideo?


    Hat man bei einem Dreh von derselben Einstellung mehrere Wiederholungen gedreht (weil sich eventuell einmal ein Darsteller versprochen hat oder weil ein Schwenk nicht sauber war), dann wird man später in der Rohschnittphase hin und wieder gerne mehrere Varianten dieser Einstellungen, also die verschiedenen Wiederholungen im Zusammenhang mit den Clips davor und danach (in der Timeline) beurteilen wollen, um dann erst zu entscheiden, welche der Wiederholungen nun für den endgültigen (Fein-)Schnitt genommen wird.
    Diese Wiederholungen einer selben Einstellung nennt man auch "Take" (das ist diese letzte Zahl, die man auf Filmklappen lesen kann).


    Was meint man mit "Event" in VegasVideo?


    Das, was man in anderen Schnittprogrammen "Clip" nennt, heißt in VegasVideo eben NICHT unbedingt "Clip". Man möchte nämlich damit die Handhabung von Videosegmenten besser differenzieren können.
    Das, was innerhalb der Timeline die Clips symbolisiert, also diese kleinen Rechtecke in den Spuren, die man in anderen Programmen auch noch als Clip bezeichnet, heißt in VegasVideo "Event".


    Ein Event ist die graphische Symbolisierung für einen oder mehrere Clips. Es ist nichts weiter als eine Hülle, die mit Video gefüllt wird.


    Das besondere daran ist nun, dass man in einem einzigen Event nicht nur einen einzigen Clip unterbringen kann, sondern beliebig viele.
    Damit ist nicht gemeint, dass man in einem solchen Event viele Clips HINTEReinander reihen kann (denn dann wäre es nicht mehr als ein virtueller Clip oder ein Referenzfile), sondern man kann in einem Event die Clips quasi übereinanderstapeln, wobei aber immer nur ein einziger Clip, nämlich der "aktive" Clip, angezeigt wird.
    Wenn man nun in einem Event 5 Clips ablegt, dann kann man auf Knopfdruck den aktiven Clip, der jeweils angezeigt werden soll, wechseln, der Reihe nach von 1 bis 5.
    Es ist vom Prinzip her so ähnlich, als würde man viele Clips in vielen SPUREN untereinanderlegen und dann die Spuren einzeln aktivieren und deaktivieren, damit man nacheinander das Video der Spur 1, dann das der Spur 2, dann das der Spur 3 usw. sehen kann.
    Nur ein Event wird dabei immer als ein einziger Clip behandelt.
    Wenn ich dieses Event, das ja z.B. 5 Clips beinhalten kann, verziehe, dann verziehe ich dementsprechend natürlich auch den gesamten Inhalt des Events. Wenn ich ein Event teile, dann sind automatisch auch alle darin enthaltene Clips an der gleichen Stelle geteilt, gleiches gilt für das Kürzen. Auch Effekte und Filter legt man auf ein Event an. Und somit wirkt das ebenfalls automatisch auf sämtliche Clips, die sich in dem Event befinden. Dabei belegt eben ein Event immer nur eine einzige Spur.


    Man hält also mit Events sehr leicht Ordung in der Timeline und man spart u.U. einige Arbeitsschritte.


    Sobald man in ein Event zusätzlich zu einem ersten Clip noch einen weiteren Clip hinzufügt, spricht man innerhalb dieses Events nicht mehr von Clips, sondern von "Takes".


    Ruft man sich in Erinnerung, was die Bezeichung "Take" in der Filmsprache meint, dann wird schnell klar, warum diese Bezeichnung - "Take" - auch in VegasVideo verwendet wird:


    In ein Event kann man die verschiedenen Wiederholung einer Einstellung einfügen und kann sie als einen einzigen Clip handhaben, solange, bis man sich entschieden hat, welche Wiederholung, also welchen Take, man für den endgültigen Schnitt verwenden will.
    In Events hortet man die Wiederholungen einer Einstellung zur späteren Auswahl.


    Eine zweite Anwendung für Takes innerhalb von Events ist z.B. die Verwaltung von mehreren Videobändern, die synchron gedreht wurden, z.B. bei einer Theateraufführung oder bei einer Musikshow. Diese Anwendung ist sehr ähnlich zu der o.a.
    Man kann in einem einzigen Event die verschiedenen Kamerabänder ablegen (vorher synchron ziehen), dann dieses Event erstmal als einen einzigen Clip schneiden und später entscheiden, welche Kamera (bzw. welchen Take) man für welchen Schnitt auswählen möchte.


    So, war gar nicht mal so kurz - jetzt muss ich erstmal Luft holen ...

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  • So einmal tief Luft geholt, weiter ...


    Letzte Nacht ist mir noch eine andere Anwendung für "Takes" eingefallen.


    Man kann mit Hilfe der Takes z.B. sehr gut hausfremde Formate verwalten, sprich: schneiden und bearbeiten.


    Man hat ja nicht unbedingt immer nur DV-Material für den Schnitt.
    Als Freak würde man vielleicht gerne auch mal auf "High-Level" mit unkomprimiertem Material arbeiten, oder vielleicht ist man auch mal gezwungen, ein typisches Internet-Format wie MPEG-4 oder Quicktime-Sorenson zu benutzen.
    Grundsätzlich wäre das ja wurscht, denn VegasVideo schluckt so ziemlich alles, was an Formaten auf dem Markt ist. Aber der große Nachteil dabei ist, dass man mit hausfremden Formaten (also alles, was nicht SonicFoundryDV ist oder mit VegasVideo gecaptured wurde) schnell an die Grenze der Echtzeitvorschau stößt. Allein das Decodieren des hausfremden Materials für die normale Wiedergabe kann u.U. die Echtzeit überfordern, man sieht die Wiedergabe nur noch ruckelnd und das kann für den Schnitt sehr lästig sein. Gleiches gilt auch für unkomprimiertes Material.


    Man kann nun natürlich vor dem Schnitt einfach dieses Fremdmaterial einmal mit dem SonicFoundry-Codec rendern und alles wäre bestens. Dann hätte man sich aber bei dem unkomprimierten Material den Qualitätsvorteil verschenkt.
    Und wenn man ein Internetformat eventuell mit Filtern bearbeiten und dann auch wieder als gleiches Internetformat ausgeben will, dann müsste man auch unnötige Qualitätsverluste in Kauf nehmen (zuerst nach DV rendern, dann schneiden und bearbeiten, dann von DV wieder in das Internetformat rendern).


    Eine Lösung wäre, tatsächlich erstmal das Fremdmaterial zu DV zu rendern, dann aber das DV-Material ZUSAMMEN mit dem Fremdformat in Events als Takes ablegen!!!
    Während der ganzen Bearbeitung in VegasVideo würde man nun nur das DV-Material als aktive Takes benutzen, denn damit hat man dann bei der Echtzeitdarstellung die geringsten Einschränkungen (oder gar keine Einschränkungen).
    Erst, wenn das komplette Projekt fertiggestellt ist, würde man in den Events als aktive Takes wieder das Original-, also das Fremdmaterial aktivieren und schließlich auch Rendern.
    Bei dem unkomprimierten Originalmaterial hätte man damit überhaupt keine Verluste, bei dem Internetmaterial (bzw. dem stark komprimierten Originalmaterial) hätte man sich beim Rendering den Zwischengang über DV gespart.


    Die Mehrarbeit dieser Methode besteht lediglich einmal aus dem Rendern zu DV vor dem Schnitt. Von da an kann die Arbeit aber wesentlich komfortabler, weil flüssiger, sein. Und dann muss man eben vor dem endgültigen Rendering nochmal die aktiven Takes umschalten.


    Ich hab's letzte Nacht mal probiert - Es "hat was" ...

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  • Zitat

    Es ist vom Prinzip her so ähnlich, als würde man viele Clips in vielen SPUREN untereinanderlegen
    <snip>


    Gute Sache. Ein Nachteil für z.B. MSP, weil gar nicht "viele Spuren" für sowas zur Verfügung stehen. Das war schön an Vdl, da hat man 16 Spuren, und jede kann für alles herhalten. Dort ging das mit deaktivieren/aktivieren noch relativ locker.


    Paddy

  • Nicht, dass das missverstanden wird.
    Man hat in VegasVideo soviele Spuren zur Verfügung, wie man will - unbegrenzt für Video und Audio!


    Take-Verwaltung in Events ist zwar ähnlich zu einer vertikalen Spurenverwaltung, aber dennoch ein anderes Prinzip, eben gerade weil man dazu gar keine zusätzliche Spuren braucht.

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  • Ich hab' Dich schon verstanden. Deshalb ja der Vergleich zu MSP, wo eben nicht beliebig viele Spuren und schon gar nicht für beliebige "Dinge" vorhanden sind.


    Hm, wieder ein Vorteil von Vegas aus meiner Sicht. Aber ich will jetzt erst mal MSP "beherrschen" :)

  • Danke, Marco,
    daß Du die harte Arbeit übernommen hast, diese Vegas-eigenen Begriffe für nicht-Vegas-freaks aufzubereiten. Ich hab halt den Eindruck, daß der gesamte Ansatz, wie Video-events behandelt werden, komplett anders ist als in MSP oder Premiere. Die Takes sind aber eben ein besonders krasses Beispiel.
    Bin momentan nicht besonders geschwätzig im Forum, da mich ein grauslicher Husten gepackt hat, der die Anwesenheit im Internet auch etwas einschränkt.
    Wir vergnügen uns derzeit mit neuem Fernseher+DVD-Player und der Special-Edition vom "Herrn der Ringe"(Teil 1). Geschmackssache, ich weiß.
    Aber äußerst erbaulich im Original mit englischen Untertiteln zur Erhöhung der Verständlichkeit.
    Wenn ich wieder fit bin, quäle ich Euch auch wieder mit meinen Beiträgen.


    Hustende Grüße

  • @paddy,
    dankschön, sei froh, daß Du den Chor der bellenden Wölfe (mein Sohn und ich, hustend) nicht hören kannst! obwohl: elektronisch wärs nicht mal ansteckend.
    Gruß

  • Hi paddy,


    in MSP kannst Du 101 Dalmatiner, nein, Videospuren anlegen!!


    Das dürfte doch wohl reichen, oder.


    Ich verliere schon den Überblick, wenn es mehr als 30 sind.


    Wo man die Spuren anlegt, willst Du wissen?
    In den Projektoptionen!


    101 Grüße vom
    Tom

  • Brrrrr.... und er schafft es immer wieder, sich als Doofie hinzustellen..... Ich werd's mir angucken, ob's das ist, was ich meine, Tom.

  • Das scheint mir selbstreflektiv gewesen zu sein, Tom. Paddy ist halt manchmal etwas schneller mit der Tastatur, als.....


    Bitte vervollständigen Sie den Satz nach eigenem Gutdünken :huahua:


    feixt


    ikarus