Hallo Kmaue,
im Zeitalter der Digitalfilmerei haben sich so manche um nicht zu sagen viele Dinge gegenüber der analogen Filmerei geändert.
Ich habe unter anderem 1997 die Bambi Verleihung in Köln mitgedreht. Wir waren insgesamt 4 EB-Teams, alle mit BETA-CAM Geräten. Da ich als Ersatz vom mdr geordert wurde weil ein Team aus der Schweiz ausgefallen war, bin ich in der Eile nicht mehr dazu gekommen die 10 Beta-Kassetten die ich mit hatte, wie ich es eigentlich seit vielen Jahren gehandhabt habe, durchgehend mit einem Testbild und Timecode zu belegen, ich habe sie lediglich einmal im Schnelldurchgang vor und zurück laufen lassen. Direkt nach der Veranstaltung habe ich die Kassetten abgeliefert, insgesamt 6 Stück. Ich erhielt zwei Tage später vom mdr Cutter einen Anruf, dass er bei zwei der von mir abgelieferten Kassetten oftmals den Timcode nicht fangen konnte. Ähnliches habe ich in insgesamt 5 Fällen erlebt, die sich aber auf die früheren Jahre beziehen. Seit dem habe ich mir diese, vielleicht auch eine Marotte angewöhnt, so zu verfahren. Ob es Zufall war oder ist, das lasse ich dahin gestellt, aber seit her habe ich niemals mehr irgendwelche Probleme gehabt, da ich meine Bänder bis zum heutigen Tag so vorbehandle wie ich es dir geschildert habe.
Grundsätzlich muss ich dazu sagen, wenn ich alleine oder in einem Team zu Dreharbeiten fahre, liefern wir die Bänder sofort ab, so dass sie gar nicht ein zweites oder drittes Mal bespielt werden. In den Fällen handelt es sich generell um Fabrikfrische Bänder die wie ich schon sagte nur einmal durchgehend von mir mit einem Timcode belegt wurden.
Du hast natürlich Recht das ein Timecode bei der Aufnahme aufgespielt wird, in der Regel mag das auch ausreichend sein. Ob es allerdings erforderlich ist so zu verfahren, wie ich meine Bänder vorbehandle, lass ich dahin gestellt. Ich erinnere mich an einen Bericht in einer Videozeitschrift in dem der Verfasser, auch aus dem Testlager der Redaktion, bei der mehrfachen Verwendung von Digital-Kassetten den Ratschlag gab, diese Bänder vor der erneuten Aufnahme durchgehend mit einem Timecode zu belegen. Ich weiß nur, dass ich weiterhin so verfahren werde.
Eins solltest und darfst du bei dieser ganzen Sache nicht vergessen. Ich habe keinen festen Arbeits-Job, ich bin als freiberuflicher Kameramann tätig. Des Weiteren rede ich hier nicht von Filmaufnahmen im Privatbereich, vom Urlaub. irgendeiner Feier oder sonstigen Dingen, sondern bei mir hängt davon mein Job ab. Wenn ich ein, zwei oder dreimal Material abgebe das mit, wenn auch nur leichten, Störungen behaftet ist, laufe ich Gefahr von dem Auftraggeber keine Aufträge mehr zu bekommen. All jene die in diesem Geschäft tätig sind würden es dir bestätigen. Das Geschäft in diesem Bereich ist Knüppel hart geworden, auch was die Bezahlung anbetrifft.
Um hier zu bestehen darfst du niemals einen Ausrutscher riskieren, denn dafür liebe ich meinen Job über alles.
Gruß cinemedia