Es ist gar nicht so einfach mit diesen Begriffen, indeed. Es gibt so viele Varianten davon, daß man in diesem Dschungel leicht die Orientierung verliert. Wir müssen da auch genau unterscheiden zwischen Filmschnitt am Steenbeck-Tisch, linearem Videoschnitt (MAZ) und NLE (wo ohnehin alles möglich ist). Ich hab alle drei Varianten hinter mir, und gerade deshalb fällt es mir schwer, manchen voreiligen Definitionen zuzustimmen. Wer unbedingt das Einfügen einer Szene samt Ton bei gleichzeitigem Nach-hinten-schieben der vorhandenen Footage als "Insert" bezeichnen möchte, kann es ja tun, nur: ganz eindeutig ist es nicht, da der lineare Videoschnitt (Band zu Band) diese Möglichkeit gar nicht zulässt - Steenbeck und NLE dagegen schon. Andererseits kann man bei allen drei Medien Bild und Ton gleichzeitig insertieren, ohne den Rest nach hinten zu schieben. Genau betrachtet ist die Frage dabei höchstens, wozu das gut sein soll. Natürlich gibt es Situationen, wo dies sinnvoll sein könnte, z.B. wenn wir eine ellenlange Totale haben, bei der 2 Personen am Strand spazierengehen und nun in diese ellenlange Szene eine Nahaufnahme der beiden einschneiden wollen, wie sie sich unterhalten. Das wäre so ein Fall, die Frage lautet jedoch, wieso man das nicht besser von vorneherein mit zwei Assembles machen sollte.
Das mit dem 3-Punkt- und 4-Punkt-Schnitt ist auch so eine Sache. Es sind Begriffe aus dem klassischen MAZ-Schnitt, wo nur eine Spur zur Verfügung stand, und wenn hier aus Versehen falsch insertiert wurde, war die ganze Arbeit kaputt. Deshalb hat man da am Schnittpult den In und Out des Zuspielers und den Out des Recorders programmiert (3-Punkt-Schnitt), hat dann auf Edit gedrückt, und die beiden Geräte spulten sich von selbst an die richtigen Positionen (incl. Preroll) und starteten dann die Überspielung. 4-Punkt-Schnitt gab es auch, jedoch habe ich den Sinn nie richtig erkennen können - wenn die Insert-Szene nicht bis aufs Einzelbild identisch mit den programmierten In- und Out-Points des Recorders war, ging gar nichts, sondern es blinkte am Schnittpult eine rote Lampe: Footage nicht identisch. Bei Premiere ist es heute genauso, nur daß da eine Alarmbox statt des blinkenden Rotlichts erscheint und man anschliessend die Möglichkeit hat, die Insert-Footage automatisch auf richtige Länge "rechnen" zu lassen (Pfui Teufel über solche Vorgehensweise!!!). Ich bin deshalb der Meinung, daß man heute bei NLE und 99 verfügbaren Videospuren keinen 3- oder 4-Punkt-Schnitt mehr braucht, da man ja die insertierte Szene einfach in die Videospur drüber (bei MSP drunter) zu legen braucht und dadurch keine "Gefahr" des Kaputtmachens einer schon vorhandenen Spur mehr besteht - wenns nicht gefällt, verschiebt man das Ganze einfach und rendert neu (ausser Storm, die macht das in Echtzeit . . .). Diejenigen, die vom MAZ-Schnitt kommen und deshalb auch bei NLE die "zusammengeklappte" Einspur-Bearbeitung bevorzugen, werden es jedoch nach wie vor zu schätzen wissen.
Oh Gott, schon wieder so ein Mammut-Sermon!
Mammutige Grüsse
vom Wiro
Ps: habe diesen Beitrag verfasst, ohne die letzten Beiträge von Maik, E.Z. und Peter gekannt zu haben - aber irgendwie passt es trotzdem ;-)))