Das Bildverhältnis 4:3 (1,33:1) wurde lange vor Erfindung des Fernsehgerätes von Thomas Edison vorgeschlagen und Ende des 19. Jahrhunderts von der SMPE (Society of Motion Picture Engineers) als erster Formatstandard der Filmindustrie festgelegt.
Siehe: http://www.xs4all.nl/~wichm/filmsize.html#STANDARD
Der Standard wurde in den 1930ern für das Fernsehen übernommen.
Die Erklärung mit dem Sehabstand von TV-Geräten ist also falsch und auch sinnlos - das menschliche Gesichtsfeld ist wesentlich breitformatiger. Oder liegen jemandes Augen übereinander statt nebeneinander?
Was Peter's nahezu dogmatische Einstellung zur vollen Nutzung der zur Verfügung stehenden Auflösung angeht, widerspricht ihm die Filmgeschichte seit ihren Anfängen, denn seit jeher gab und gibt es eine Vielzahl von Aspect Ratios, die durch Abkaschen und damit Nichtbelichtung des Films erreicht werden und ebenso einen Auflösungsverlust bedeuten. Siehe: http://www.soc.org/opcam/10_jd97/mg10_wide.html
Falls jemand meint, hier werde immer mit megaschweren und sauteuren anamorphen Optiken gefilmt, irrt sich gewaltig und sollte einen Blick auf diese Formatliste werfen: http://www.film-center.com/formats.html
Die Bewegung in der Filmindustrie ging stets Richtung Breitbild, da dieses Format dem Gesichtsfeld des Menschen wesentlich näher kommt, als das fast quadratische 1,33:1, dem auch langsam durch die Umstellung auf 16:9 als HDTV-Standard Rechnung getragen wird. Welches Format tatsächlich gewählt wird, ist IMMER eine stilistische Entscheidung. Stanley Kubrick mochte 1,33:1 und 1,66:1, David Lean sah seine Filme am liebsten in 2,35:1 mit anamorphen Optiken. Ich selbst kann mich nur an EINEN Kinofilm in meinem 30jährigen Leben erinnern, der in 1,33:1 ins Kino kam: Blair Witch Project. Und warum? Um Pixel und Auflösung zu retten? Nein, weil die Macher einen Dokumentarlook wollten, die Zuseher Dokumentarfilme nur aus dem Fernsehen kennen, und somit für sie eine Doku in 4:3 wesentlich glaubwürdiger erscheint, als ein im szenischen Film etabliertes Breitbildformat.
Wer Pan&Scan-Versionen dem abgekaschten Breitbild auf einem 4:3 TV vorzieht, dem wird Film wohl herzlich egal sein, denn hier wird keine überflüssig Auflösung weggeschmissen, sondern Bildinformation, die den Intentionen der Filmemacher entsprachen. Hier wird ein vollendetes Kunstwerk einfach links und rechts abgeschnitten damit es in ein 4:3 Kästchen reinpasst und schön gross ist. Das ist so, als ob ich einer Statue Arme und Beine abschlage, damit sie besser in mein Wohnzimmer passt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Pixel sind unwichtig, Geschichten sind wichtig.
PS: Wichtig ist es auch, zu wissen, wieviel stures und falsches Halbwissen hier kursiert und man daher lieber 3x woanders nachlesen sollte.
Auch ein Peter, der grade nix anderes zu tun hatte