Praxistest Sony 330 und Panasonic GS120

  • Hallo zusammen,
    nach langem Hin und Her habe ich mich vor einigen Wochen endlich zum Kauf der Sony DCR PC 330 entschlossen. Ein Freund hatte kurze Zeit vorher die Panasonic GS120 (bis auf Blitz, Focusrad und 2MP Chip Baugleich mit GS 200) angeschafft und mich wieder ins Grübeln gebracht. Dennoch habe ich mich für die Sony entschieden. Mit diesem Freund habe ich vor ein paar Tagen eine Städtetour gemacht, und hatte so die Möglichkeit beide Kameras ausgiebig im Alltagsbertrieb zu vergleichen. Erster und auffälligster Unterschied ist das Handling. Während die Sony erst nach viel Übung und Gewöhnung einigermaßen schnell startbereit ist, glänzt die Panasonic mit einer hervorragenden Ergonomie und Bedienbarkeit. Auch ist die Haltung der Hand bei der Panasonic viel natürlicher als beim Hochkant-Sony. Die Sony ist für das Filmen mit Display ungefähr auf Brusthöhe ausgelegt. Will man mit dem Sucher arbeiten (Zum Beispiel weil man das Herumlaufen mit ausgeklappten Display total affig findet, oder weil man Strom sparen will) dann hält man die Kamera total unbequem vor dem Gesicht und drückt das Auge gegen die Suchermuschel die eigentlich gar keine ist. Hier hat die Panasonic ohnehin schon das ergonomischere Format und zusätzlich kann man den Sucher noch nach oben anwinkeln. Eine Suchermuschel sucht man aber hier vergebens. Während ich die Sony für jede Aufnahme aus der Tasche holen und wieder in die Tasche stecken musste, konnte sich mein Freund seine Kamera bequem um den Hals hängen und bei Bedarf einfach einschalten. Die Alten hochkannten von Sony Boten wenigstens noch so eine Art Schultergurt. Die 330er hat aber noch nicht einmal mehr eine Öse um einen zusätzlichen Gurt zu befestigen. Auch das Startklar machen geht bei der Panasonic viel schneller. Hand in die Schlaufe (sofort sicherer Halt) Wahlschalter auf steht schon auf Band-Aufnahme oder Photo, Objektivdeckel ab und Einschalten. Dabei kann man die Einstellungen mit der einen Hand machen während die andere Hand den Deckel abmacht. Bei der Sony geht das aufgrund des Handlings schon umständlicher und langsamer. Dann muss man bei der Sony mitzählen wie oft man den Einschalter nach unten schieben muss um in den gewünschten Modus zu kommen. Je nach dem wie das Licht steht kann man das nämlich an den LEDs nicht erkennen. Da muß man schon warten bis 1 Sec. später der Begrüßungstext im Display erscheint und den Modus anzeigt. Sind beide Kameras dann startklar kommt die große Stunde der Sony. Trotz 3CCD im Panasonic wirken die Bilder der Sony ausgewogener und natürlicher. Die Aufnahmen der Panasonic dagegen wirken künstlicher und überzeichneter. Das Gleiche gilt auch für die Wiedergabe der Aufnahmen am Mini-Display. Hier gereicht das zu grelle Bild der Panasonic aber zum Vorteil denn es lässt sich bei Tageslicht besser betrachten als auf der Sony. Das Monitorbild der Sony ist ohnehin nicht so klar da es durch die Touchscreen-Funktion insgesamt unschärfer und dunkler ist. Auch der Wiedergabeton des internen Lautsprechers verdient bei Sony den Namen nicht. Aber zurück zu den Aufnahmen. Der Bildstabilisator der Panasonic ist ein echter Witz. Obwohl die Kamera um Welten besser in der Hand liegt und hervorragend ausbalanciert ist gelingen kaum ruhige Aufnahmen aus der Hand. Hier ist die Sony um Welten besser. Selbst bei voller Ausnutzung des opt. Zooms kann man mit der Sony noch ruhige Aufnahmen machen und das trotz der ungewöhnlichen Haltung. Dennoch habe ich mir im Laufe der Zeit angewöhnt die Sony mit beiden Händen zu halten. Da man das bei der Panasonic ohnehin machen muss um einigermaßen ruhige Aufnahmen zu bekommen relativiert sich an dieser Stelle wieder der Haltungsnachteil der Sony. Nun setzen wir uns in ein Straßencafe. Mein Freund stellt seine Kamera auf den Tisch. das kann ich nicht denn beim Kleinsten Stoß würde sie um- und herunterfallen. Also lege ich sie hin - Verkratzungsgefahr!!! Das gleiche Szenario beim Bandwechsel. Panasonic irgendwo hinstellen und Ejekt drücken. Die Sony muß man dazu entweder auf die Seite legen oder umständlich festhalten. Da auch die Anordnung der Knöpfe und Bedienungselemente der Sony kunterbunt ist weiß man ohnehin nicht wie man sie vernünftig anfassen soll. Ich stelle mir vor wie ich die Kamera jemanden fremden gebe: Halt mal gerade. Auf Anhieb wüsste niemand wo und wie er zugreifen darf. Bei der Panasonic ist das kein Problem. Darüber, dass man das Band der Sony nicht wechseln kann wenn sie auf einem Stativ steht ägrere ich mich erst in ein paar Wochen wenn es zum ersten mal notwendig wird. Das Menu der Sony gibt’s auch in deutsch und wird über den Touchsceen aufgerufen. Im ersten Moment macht das viel Spaß aber schon bald ärgert man sich über das ständig verschmutzte Display. Auch ist es nicht möglich Einstellungen ohne Display zu machen. Die Bedienung und Gestaltung des Menus ist aber wieder deutlich besser als bei der Panasonic Weiterhin hat die Sony einen manuellen Schärfering. Aber was nutzt der ?? Wenn ich während der Aufnahme die Schärfe nachregeln will muss ich einen Knopf betätigen an den ich in normaler Haltung nicht heran komme. Also suche ich den Knopf mit der anderen Hand und vernachlässige dabei meine Aufnahme. Habe ich dann auf manuell gestellt ist es weder mit dem Sucher noch mit dem Display möglich eindeutig scharf zu stellen. Hier vermisse ich meinen alten Schwarz-Weiß-Sucher. Das gleiche Problem hat die Panasonic auch, wobei hier der Sucher auch noch eine geringere Auflösung hat. Beide Kameras machen auch Fotos auf Band und den internen Chip. Hier brilliert die Sony wieder. Der Vergleich hinkt aber da sie fast die doppelte Chip-Auflösung hat. Dennoch während die Sony-Bilder fast an „normales“ 3MP-Nivea heran kommen, bleiben die Bilder der Panasonic unter denen meiner alten 1,3MP Fotokamera zurück. Rechne ich das hoch für die GS200 kommt auch hier keine Freude auf. Wenn aber Bilder gemacht werden sollen, dann ist ein Blitz unbedingt erforderlich. Alle Innenaufnahmen unserer Tour habe daher ich gemacht. Die Panasonic war in schlechten Lichtverhältnissen deutlich früher am Ende als die Sony. Und Fotos in Innenräumen ohne Blitz kann man gleich ganz lassen. Hier konnte die Sony sehr gut gefallen. Über die Anzahl von Effekten Schnittcomputer oder sonstiger Spielereien will ich mich eigentlich gar nicht auslassen. Beide Kameras sind voll davon und nutzen tut man sie eh nie. Nur ginge das bei der Sony besser, denn die Menuführung ist einfach besser und man findet die Sachen schneller. Sehr nützlich finde ich aber die Info-Lithium-Funktion. Der Akku der Sony informiert minutengenau wie lange er noch durchhält. Auch wenn die Angabe nicht 100%ig stimmt so gibt sie doch eine Tendenz wieder. Bei der Panasonic gibt´s nur die üblichen 3 Balken. Es ist mir unbegreiflich warum nicht alle Hersteller dieses System (oder ein ähnliches) verwenden. Das ist mal ein wirklich nützliches Feature. Ein weiteres Highlight (und für mich sehr wichtig) ist der eingebaute A/D-Wandler der Sony. Ich habe bereits damit begonnen meine alten Video8 Aufnahmen über die Kamera auf den PC (Pinnacle) zu übertragen. Unter Verwendung von MPEG-Ton passen die 90 Minuten einer Video8-Kassette hervorragend auf eine DVD.


    Fazit:
    Tja was soll ich sagen, ich bin zufrieden mit meiner Sony, aber es gibt noch haufenweise Verbesserungspotential. Ich habe lange gewartet bis ich mir eine neue Kamera gekauft habe, aber traurige Umstände zwangen mich nun dazu endlich zu handeln obwohl ich das Optimum noch nicht gefunden hatte. Jetzt fragt man sich nach dieser eher negativen Bewertung warum ich mir diese Kamera überhaupt gekauft habe. Ganz einfach: sie bietet zur Zeit die beste Technik auf dem kleinsten Raum unter allen auf dem Markt befindlichen Geräten. Meine letzte Kamera hatte ich 12 Jahre lang und wenn diese auch solange bei mir bleiben soll, dann muß sie heute wenigstens „State of the Art“ sein.
    Mein Favorit wäre aber die Technik der Sony im Gehäuse der Panasonic gewesen.
    Ich hoffe der Bericht hilft unentschlossenen weiter .
    Gruß
    Marco


    Sony DCR PC 330
    Pro
    + Bild
    + Foto-Auflösung
    + Bildstabilisator
    Contra
    - Handling
    - Handling
    - Handling


    Panasonic GS120
    Pro
    + Handling
    + Preis/Leistung
    +Alttagstauglichkeit
    Contra
    - Bildstabilisator
    - Bildqualität
    - Fotoqualität

  • Hallo r2d2 ..
    Vielen Dank für deinen Ausführlichen Bericht.


    Da ich ja im Moment mit der Panasonic liebäugele würde mich noch etwas interessieren. Ist der Bildstabilisator wirklich SO mies ? Oder nur im Vergleich der (auch knapp 400 Euro teureren) Sony?


    Wäre nett wenn du das vielleicht noch ein wenig genauer beschreibst ...
    Ist der Stabilisator bei der Pana also praktisch nutzlos oder wie habe ich das zu verstehen?


    Danke Föhn :wink:

  • Hi eVIL,
    Es hängt natürlich davon ab, wieviel Erfahrung du schon mit dem Filmen hast. Ein "alter Hase" hält eine Kamera ohnehin schon etwas ruhiger und der Stabilisator hilft nur dabei. Neulinge sind da eher etwas nervöser und die Aufnahmen werden generell etwas unruhiger. Ein guter Bildstabilisator kann hier echt Wunder wirken. Ein Schlechter eben nicht. Der Stabilisator der Panas. ist grottenschlecht im Vergleich zur Sony. Leider kann ich keine Aussage im Vergleich zu anderen Kameras machen aber es ist natürlich immer eine Hilfe. Bei der Panasonic merkt man eigentlich kaum etwas von der Stabilisierung. Das kann natürlich auch ein Vorteil sein. Das größte Problem sehe ich aber im Zoomen. Während des zoomens stabilisiert die Panas. gar nicht !!! Wenn du also einen langsamen Zoom auf irgend ein Objekt in der Ferne machst, dann kann es sein, dass du 5 Sekunden lang ohne Stabi arbeitest und das ist bei der Brennweite schon für Profis nicht mehr ruhig zu halten. Vielleicht ist der Stabi in der GS200 besser, aber das glaube ich eher nicht. Ich denke die beiden Kameras sind fast baugleich. Die Sony hat im Gegensatz dazu ein absolut hervorragend Stabilisiertes Bild und selbst im Telebereich wandelt der Stabi das Wackeln nur in ein langsames Schwenken. Die Panas. ruckelt dann. Dafür kann die Sony nicht so schnell scharf stellen wie sie zoommt. Wer also mit den überempfindlichen Zoomhebel zu grob umgeht und die Brennweite zu schnell ändert bekommt bei der Sony öfters schon mal unscharfe Bilder zu sehen.
    Mein Tipp:
    Ausprobieren !!
    Nur so kannst du feststellen, ob die Aufnahmen für dich ruhig genug sind. Mit ein bischen Übung gelingen mit der Panas. bestimmt auch ruhige Aufnahmen im Telebereich. Auf jeden Fall waren meine Aufnahmen mit der Panas. Kamera schon extrem ruhiger als die meines Freundes. Eben weil ich schon seit 15 Jahren Filme und mein Freund ein Newbie ist. Im Allgemeinen bin ich sowieso der Meinung, dass die Kamera nur ein Werkzeug ist. Es kommt darauf an was du daraus machst und wie du damit umgehst. Gute Aufnahmen machen sich nicht von alleine. Da nützt die beste Kamera nichts. Du must dich mit deiner Kamera "verstehen" und dann lernst du auch ihre Spezialitäten zu nutzen und ihre Eigenheiten zu umgehen. Soll heißen: wenn du ansonsten mit der Panas. super klar kommst, dann lernst du auch mit dem Stabi umzugehen (z.B. im Telebereich immer beidhändig filmen) Das sollte kein Ausschlußkriterium sein. M.E. ist die Panasonic auch eine Spitzenkamera.
    Gruß
    Marco
    hope that helps

  • Herzlichen Dank dafür ...
    ja und Ausprobieren ist das richtige Stichwort ... Gleich gehts in den Mediamarkt und da wird schonmal ein wenig rumgetestet. Wer weiß vielleicht versteht sich die Pana ja auch garnicht mit meiner Hand (was ich nicht hoffe).


    Ich werde dann mal meine (newbie) eindrücke zum besten Geben :feixen: