Gründe für ruckelnde Videos

Für ruckelnde Bildwiedergabe kann es verschiedene Ursachen geben. Grundsätzlich ist zu unterscheiden, ob das Ruckeln auf dem Computermonitor erscheint oder auf dem Videomonitor (Fernsehgerät, im weiteren "FSG"). Bei Ruckeln auf dem FSG ist weiterhin zu unterscheiden, ob dieses Ruckeln während der Bearbeitung (Vorschau) auftritt oder nach dem Ausspielen auch im fertigen Film enthalten ist.

Wirklich problematisch ist eigentlich nur der letztere Fall, alles andere ist bestenfalls störend. Ruckeln auf PC- (oder Mac) Monitoren kann unterschiedlichste Ursachen haben. Darauf wird weiter unten eingegangen.

 

1. "dropped frames" beim capturing

Die erste Quelle für Ruckeln sind tatsächlich fehlende Einzelbilder in den gecaptureden Videodateien. DV- Video hat eine Datenrate von 3,6 MB/s. Der Durchsatz dieser Datenrate durch die Kette: firewire- Karte  - PCI-Bus - EIDE- Bus - Festplatte muss ununterbrochen, also auch über längere Zeiten hinweg  gewährleistet sein. Im Prinzip sind alle diese Komponenten in modernen PC´s unkritisch, wenn Fehler auftreten, hängen diese meist mit der Festplatte oder ihrer Funktionsweise zusammen.


Es gibt mehrere Ursachen für Festplattenprobleme

Falls es nicht an der Festplatte liegt, können auch die Programmeinstellungen eine Ursache sein. Z.B. kann man in einigen Capture- Programmen einstellen, ob während des Capturings Bild und Ton gezeigt werden sollen. Bei der Bild- und Tondarstellung wird das Gesamtsystem höher belastet. Nach Möglichkeit sollte man das (bei Fehlern) abstellen. 

Ein (eher unwahrscheinliches) Problem könnte auch die beim Capturen erzeugte Art der DV- Videodatei sein: DV Typ1 oder Typ2. Bei Typ2 wird die im Videosignal verschachtelt enthaltene Audioinformation während des Capturings ausgelesen und zusätzlich in der DV- Datei mit untergebracht. Diese zusätzliche Audioinformation ist nicht mehr je einem Bild zugeordnet, sondern typischerweise sekundenweise. Sie ist für verschiedene Programme leichter zu verarbeiten. Die Datenrate erhöht sicht damit bei DV-Typ2 um 187,5 kB/s.

Manche Programme haben auch Probleme mit der konkreten Rechnerkonfiguration. Zur Ursachenforschung ist es häufig am einfachsten, ein anderes Capture- Programm zu testen. Und wenn das funktioniert, kann man auch gleich dabei bleiben. (Der persönliche Favorit des Autors ist "Szenalyzer live") 

Abgesehen davon sollte man testweise alle eventuellen Hintergrundaktivitäten ausschalten (z.B. Virenscanner, bei ME die Systemwiederherstellung)

 

2. Ruckeln in ausgespielten Videos 

Ein Lösungsansatz liegt hier in der Frage: Wie wurde ausgespielt? Manche Programme bieten die Möglichkeit, direkt von der timeline auszuspielen, oder eine vorher berechnete komplette Datei auszugeben.
Sicherer ist die Methode, vorher eine komplette neue Datei zu erzeugen. Diese wird dann direkt zum DV- Gerät ausgegeben, wobei kaum Prozessorbelastung entsteht. Hierbei ist noch ein Unterschied, ob das Video während der Zeit auf dem PC-Monitor dargestellt wird und der Ton über die Soundkarte ausgegeben wird (Systembelastung!) oder nicht (keine Belastung).

Wenn mit der Methode, komplette Dateien auszuspielen (ohne Darstellung am PC) nach überprüftem Festplattenzustand (DMA, Defragmentierung) immer noch ruckelnde Videos auf dem Band aufgezeichnet werden, liegt ein grundsätzliches PC- Problem vor, welches hier nicht weiter erörtert werden kann. Prinzipiell kann natürlich auch ganz einfach das Camcorder- Laufwerk oder die Kassette verschmutzt sein. Das würde aber andere Fehlerbilder als Ruckeln ergeben.

Beim timelineplayback, also dem direkten Ausspielen aus der timeline ergeben sich mehrere Ursachen, die im folgenden mit beschrieben werden.

 

3. Ruckeln während der Bearbeitung (in der Vorschau) am FSG

Die folgenden Ausführungen werden zwar nicht erklären, warum Video auf einem konkreten PC mit einer bestimmten Software* ruckelt, sie sollen aber zum technischen Verständnis für eigene Ursachenforschung beitragen. 

(* Es gibt dabei einfach zu viele mögliche Kombinationen aus Betriebssystem, Betriebssystemzusätzen, wie DirectX, verwendetem Programm und hardware.

Es geht also immer noch um Ruckeln am Videomonitor (FSG), nicht um solche Effekte am PC- Monitor.
Beim timelineplayback muss das System ohne Pause verschiedene Clipausschnitte flüssig abspielen können. Der Lesekopf der Festplatte muss daher ständig von einem zum nächsten Clip springen. Je mehr die Clips auf der Festplatte verteilt sind und je kürzer die verwendeten Ausschnitte, desto belastender wird diese Aufgabe schon aus rein mechanischen Gründen. Wenn gleichzeitig noch Sound abgespielt werden soll, müssen auch diese Dateien noch von der Festplatte ausgelesen werden. Das kann natürlich nicht mehr gleichzeitig geschehen, die benötigten Dateien müssen vorausgelesen und im RAM gepuffert werden. Je mehr Dateien gleichzeitig verarbeitet werden sollen, desto schwieriger wird das.

Man kann sein Schnittprogramm so konfigurieren, dass die Vorschaudateien  (berechnete Blenden, Effekte, Sound) auf einer anderen Festplatte liegen, als die eigentlichen Videodaten (eine 2. Partition auf derselben hat wenig Sinn). Diese 2. Festplatte muss genauso schnell sein, wie die Videoplatte. In dieser Konfiguration können sich 2 Festplatten mit dem Zuspielen abwechseln, der Signalfluss wird problemloser.

Noch besser funktionieren Systeme, bei denen auch noch die Audiodaten auf einer weiteren Festplatte liegen. Manche Programme (MP3, MSP6) mischen vor dem Abspiel der Vorschau erst alle Audiodaten zu einer Datei ab, was während der Vorschau systementlastend wirkt. Andere Programme (Premiere6, Final Cut Pro) mischen die Audiodaten während des Abspielens. Letzteres ergibt einen besseren Arbeitsfluss, kann aber zu Problemen führen. Solche Programme ermöglichen deshalb bei Bedarf die Begrenzung live abzumischender Audiospuren.

Wichtig ist vielleicht noch: Solange fertige Videos (ausgespielt) ruckelfrei sind, sollte man kleinere Ruckler während der Vorschau nicht überbewerten. Da Ruckler bei einer Beurteilung exakter Schnittfolgen allerdings stören, kann man notfalls von dem wichtigen Abschnitt eine komplette Videodatei zusammenkopieren (rendern) lassen, die man per Mediaplayer ansieht. Das sollte dann auf jeden Fall ruckelfrei ablaufen. 

 

4. Ruckeln auf Computermonitoren

Ruckelnde Darstellung von DV- Video auf PC- Monitoren hat zunächst dieselben Ursachen wie die oben beschriebenen, hier kommen aber noch einige Faktoren dazu.

Das lässt sich grundlegend darauf zurückführen, dass PC- Monitore - anders als FSG - eigentlich nicht für die Darstellung von Video geeignet sind: Sie (genauer gesagt, die Grafikkarten) können keine Halbbilder darstellen, sie haben eine andere (ungeradzahlig höhere) Bildwiederholfrequenz und synchronisieren sich im Bildaufbau nicht auf das Video. Ein FSG wartet sozusagen, bis es vom Videosignal selbst die Information erhält: Beginne jetzt mit dem Bildaufbau! Der Softwareplayer des PC´s hat dagegen die Aufgabe, 50 Halbbilder/sec in beispielsweise 80* Vollbilder einzuordnen. U.a. deshalb sieht ein Video hier nie so flüssig aus wie auf einem FSG. (* Bei einer Bildwiederholfrequenz von 80 Hz).

Ausserdem haben PC- Bildschirmauflösungen immer eine andere Auflösung als PAL- Video.

Wird das Video beispielsweise mit voller PAL- Auflösung (720x576 Pixel) dargestellt, hat die Grafikkarte "mehr zu tun" als bei einer kleineren Darstellung. Noch ungünstiger wäre die Darstellung auf Vollbildschirm. Das Bild kann einfach aufgrund einer zu hohen Auflösung ruckeln, weil das Grafiksystem mit der Darstellung überfordert ist. Wichtig sind in dem Zusammenhang ordentliche Grafikkartentreiber und vor allem eine aktuelle Version von DirectX (zumindest für Win98, ME und W2k- Anwender).

Die sauberste Darstellung auf PC- Monitoren erreicht man bei einer geradzahligen Skalierung des Videos. Ideal sind 384x288 Pixel (quadratische Pixel). Zur Wiedergabe von DV- Video im Mediaplayer: "Zoom" auf 50% stellen.

 

5. Ruckeln durch spezielle Softwareeigenschaften

Ausserdem kann Ruckeln auf dem PC- Monitor auch mit der Arbeitsweise des verwendeten Programmes zusammenhängen. Beispielsweise nutzt Movie Pack 3 zur Vorschau den Prozessor der Grafikkarte. Je besser dieser ist, je besser die verwendeten OpenGL- oder Direct 3D- Treiber sind, desto flüssiger wird die Vorschau. Je komplexer andererseits die 3D- Effekte sind, desto mehr wird die Vorschau ruckeln. Ähnliche Funktionsweisen findet man auch in manchen plugin- Effekten, z.B. in HollywoodFX. In MP3 fällt auch auf, dass ein animiertes Bild durchaus in der Vorschau flüssig dargestellt werden kann, während ein laufendes Video derselben Auflösung mit demselben Effekt sehr ruckelig wirkt. In MP3 werden manche Vorschauen (z.B. Blenden zwischen Videos) erst nach mehreren Vorschaudurchläufen ruckelfrei.
Einen Unterschied kann es in MP3 auch geben, ob OpenGL oder Direct3D eingesetzt wird (je nach Grafikkarte und Treiber).

In MSP6 gibt es auf langsameren PC´s evtl. den Effekt, dass das Video "ab und zu" nur kurz ruckelt. Dies hängt mit dem verwendeten Audiocodec zusammen. Die Standart- Audiocodierung (PCM) führt auf langsameren Systemen (etwa 600 MHz, systemabhängig) dazu, dass Bild und Ton asynchron werden (Ton ist eher fertig als Bild). Um dies zu verbessern, wurde später der DV-Audio- Codec eingeführt. Bei der Verwendung dieses Codecs bleibt der Ton synchron, allerdings mit dem Effekt, dass das Video ab und zu kurz angehalten, synchronisiert wird. Das äussert sich als kurzes Ruckeln. 

Bei Adobe Premiere 6 und MSP6 gibt es ausserdem manchmal den Effekt, dass ein Video beim ersten Abspielen ruckelt, dann nicht mehr. Dies hängt offensichtlich mit einer noch nicht ausreichend erfolgten Pufferung der Clips im RAM zusammen. 

 

FrankNagelDD@gmx.de