Effekte und Übergänge

  • Hallo Videofreunde,


    wow,


    hätte nicht gedacht, daß dieses Thema doch so verfolgt wird, prima, klasse.


    Eigentlich bunt gemischte Meinungen und so glaube ich, ist es auch Geschmacksache, ob jetzt ein Effekt oder Übergang gesetzt oder eher darauf verzichtet wird. Außerdem kommt es auch darauf an, welche Art von Film man gerade produziert. Wenn ich übers Oktoberfest in München laufe und mehrere Clips von Fahrgeschäften erstelle, dann würden meines Erachtens entsprechende Effekte das Ganze noch atemberaubender machen, gerade wenn man noch selber fährt und z. B. aus dem "Weissen Blitz" filmt, wenn erlaubt.


    Filme ich jedoch schwimmende Enten an einem ruhigen See im Sonnenuntergang, würden diese Effekte das Ganze wahrscheinlich kaputt effektieren !


    meint


    Herbie

  • Liane
    Es ist in der Tat eine Geschmacksfrage und ich habe ja auch nicht gesagt, daß ich keine Blende verwende.
    Ich habe nur zwischen Grund und Wirkung unterschieden.


    Merlin
    Ich denke es gibt zu Hauf Zeitsprünge in jedem Film. Besondere Effekte sich dafür nicht notwendig. Schaut Euch mal die guten Filme an. Ich denke da gibt es ganz wenige Effekte der Art wie wir sie hier diskutieren. Insgesamt vertrete ich jetzt mal den Standpunkt, daß wir es dem Zuschauer an einigen Stellen leichter machen das gesehene zu ordnen. Ohne Effekt müßte es vielleicht selber denken (bin gespannt auf die Reaktion hierauf).

  • Hi,


    nun auch mal von mir ein Statement: da ich hauptsächlich barocke Architektur filme, sind manchmal Effekte unabdingbar.
    Wenn z.B. ein Deckengemälde in Totale gezeigt wird und ich dann davon einen Ausschnitt präsentiern möchte, kann ich keinen harten Schnitt anwenden (das wäre ja wie mit 'nem Klammerbeutel gepudert).


    Ich lasse dann den Raumeindruck auf mich wirken und überlege mir, wie ein Dritter das nun sehen würde. Und genau darauf stelle ich dann die Blende ab.


    (ich merke gerade, .... was ist, wenn ein vierter das Bauwerk betrachtet....?)


    Nach meinen anfänglichen "Effekt-Euphorien", die ich zum Glück rückstandslos entsorgt habe, bin ich nun Purist:
    wenn schon eine Blende, dann muss sie zum Thema passen (klingt kompliziert, ist es aber nicht, wenn man den nicht vorhandenen Bauch mitreden lässt). Es bedarf da schon einer gehörigen Portion Einfühlungsvermögen, was die Zielgruppe betrifft.


    Immerhin lassen die großen Studios (Universal, Warner Bros. etc.) die Filme vorher "probesehen".
    Da ist schon mancher Film noch mal im Cutter-Room gelandet und siehe da, .... plötzlich war es ein Erfolg.

  • Hi Wolfgang,


    da könnte man z.B. eine weiche Blende nehmen, oder das Detail "schiebt" sich ins Bild oder die Totale "zerbröckelt" und gibt den Blick auf das Detail frei.


    Wie schon gesagt, da muss aber auch der Bauch mitentscheiden.

  • Für mich sind zwei Aspekte entscheidend:


    1. Thema und Stil des Films
    2. grundsätzliche handwerkliche Regeln


    zu 1.
    In einem Musik-Clip für Rockmusik mit Tempo und Dynamik ist bei den Übergängen fast alles erlaubt - solange die Effekte nicht lächerlich wirken, weil sie sofort als Spielerei aus der Sammlung diverser Schnittprogramme identifiziert werden. Das kann bis zum völligen Verzicht auf Schnitt gehen, dh der Clip kommt von Anfang bis Ende ohne jeden Schnitt aus - mit verblüffender Wirkung. Dies ist bei der Aufnahme allerdings extrem aufwendig und erfordert besonders viel Planung und Vorbereitung.


    Anders ist es bei einer Dokumentation zb über Arbeitsplätze auf dem Flughafen oder über Wasseradern im Bayrischen Wald oder über touristische Attraktionen in der Lüneburger Heide usw... Hier geht es nicht um Wirkung der Schnitte, sondern das nüchterne Aneinanderfügen von Einstellungen. Für mich sind auch Hochzeitsfilme Dokumentationen, wo Spielereien zb mit Herzchen oder Blumen bei Effektüberblenden ohne jeden Sinn sind, sondern nur beweisen, dass ein absoluter Amateur geschnitten hat.


    So wie Merlin es beschreibt, halte ich das Filmen für sehr simpel - und so wirken die Filme dann auch. Was spricht gegen ein paar Gedanken, bevor die Reise startet oder bevor die Camera eingeschaltet wird??? Ein geplantes Thema oder ein roter Faden, der den Rahmen des Films bedeutet, ist auch bei der späteren Aufnahme eine grosse Hilfe, um passende Einstellungen zu finden - und der Zuschauer dankt es!



    zu 2.
    Der Schnitt ist ein wesentliches gestalterisches Element. Die übergänge von Einstellung zu Einstellung müssen zunächst logisch bzw sinnvoll für den Zuschauer sein. zb. das Vermeiden von Achsensprüngen. Als zweites müssen sie einfach passen. Zb bedeuten eine weiche Blende fast immer einen Zeitsprung, Reissblenden einen Ortssprung. Einen Themenwechsel oder Kapitelwechsel muss in der Regel durch Texteinblendung dem Zuschauer "erklärt" werden. Da es sich um Gestaltung handelt, ist es auch vom persönlichem Geschmack abhängig - aber erst nach Berücksichtigung allgemeiner Regeln. Das Hinschauen, wie es die Profis von Film und Fernsehen machen, ist dabei sehr hilfreich.


    Wenn Zuschauer einen Film toll finden, weil es "tolle" Übergangseffekte zu sehen gibt, ist der Inhalt offenbar unwichtig oder unverständlich oder langweilig. Dh. der Film ist überflüssig.



    Max

  • Hi Tom,
    für mich stellt sich die Frage, ob eine weiche Blende schon ein Effekt ist. Ich denke eher nicht. Wäre auch das Einzige, was ich in dem von Dir angesprochenen Beispiel vorstellen könnte.


    Hi Max,
    im Großen und Ganzen bin ich mit Dir einer Meinung.
    Mit der Funktion einer "weichen Blende" als Zeitsprungelement bin ich allerdings nicht einverstanden.
    Auch nicht damit, daß Wechsel, egal ob Zeitraum, Kapitel, oder Themen, durch Texttafeln erklärt werden müssen.

  • Hi,


    >>Mit der Funktion einer "weichen Blende" als Zeitsprungelement bin ich allerdings nicht einverstanden.


    ich auch nicht.


    Wer mal Gelegenheit hat, die 12-teilige Dokumentation "Die Habsburger" zu sehen, weiß, wie man Effekte (auch "weiche Blenden") sehr wirkungsvoll einsetzen kann.

  • Oder überhaupt die Doku-Serien, die derzeit auf Phönix laufen - ein Genuß für jeden Filmemacher: Der Untergang des römischen Reiches, Hannibal, Alarich, Nostradamus, Geheimnisse der Geschichte.


    Da wird meisterlich mit Blenden, Nebel-Effekten, Ruckel-Effekten, Farbverfälschungen, Reiß-Zooms usw. gearbeitet, die man normalerweise bloß bei Musikclips vermutet. Die Macher setzen diese Effekte jedoch derart gekonnt (dezent) ein, daß der Dokumentationscharakter voll erhalten bleibt. Wer sich von den Profis abgucken möchte, wie man so etwas macht, der sollte sich diese Serien vielleicht intensiv anschauen.
    Gruss Wiro

  • Hi,


    @ wiro: >>Oder überhaupt die Doku-Serien, die derzeit auf Phönix laufen - ein Genuß für jeden Filmemacher: Der Untergang des römischen Reiches, Hannibal, Alarich, Nostradamus, Geheimnisse der Geschichte.


    BINGO, genau die meine ich, eine Serie heißt davon "Sphinx, Geheimnisse der Geschichte".


    >>Wer sich von den Profis abgucken möchte, wie man so etwas macht, der sollte sich diese Serien vielleicht intensiv anschauen.
    :bigok::bigok::bigok:

    • Offizieller Beitrag

    Moin,


    wie las ich doch neulich in einem anderen Forum (Canopus):
    "Ist der Cutter am Ende, nimmt er die Blende" :D
    Ist so einer der typischen Ausbildersprüche,.. ähnlich wie "Vordergrund macht Bild gesund" (wobei letzterer nun mal wirklich stimmt :) )
    Die alte dramaturgische Regel," harter Schnitt ist Standard, weiche Blende signalisiert Orts- oder Zeitwechsel",... naja,......
    Wie schon geschrieben,... auch ich bin damit nicht einverstanden.
    Man muss immer auch bedenken aus welcher Zeit und welchem Medium diese Regeln stammen.
    Mit Film war damals jede Blende und jeder Effekt mit hohem technischen Aufwand verbunden, wurde also nur sehr selten verwendet.
    Dito auch in den ersten Videojahren.


    Meine Meinung: Alles geht, solange man sich was dabei denkt und es gefällt.
    Jahrzehntelang haben die Lehrmeister den Produzenten eingeprügelt, dass die Kamera still zu stehen hat und das Objekt die Bewegung zeigt, weil es unserer Wahrnehmung entspricht... völliger Quatsch,... ich jedenfalls mache nicht jedesmal die Augen zu wenn ich gehe, fahre oder fliege oder mich sonstwie bewege,.... :D
    Klar,.. als die Kameras noch 50 Kilo wogen war das berechtigt,... aber die Zeiten ändern sich halt :wink:
    Und so ist es auch mit Schnitt und Blenden.
    Die Wahrnehmung ändert sich. Während vor Jahren noch die alte Regel galt (und richtig war), dass wir ca 6 Sekunden brauchen um ein Bild inhaltlich zu erfassen (3 Sek. bei bereits vohrer gezeigten Inhalten, etwas mehr bei Totalen aufgrund der höheren Inhaltsdichte), zeigt die auf MTV und Co trainierte Jugend gänzlich andere Fähigkeiten und Sehgewohnheiten.
    Dem können doch auch wir folgen.
    Auch mein Schnitt wurde im Laufe der Zeit dynamischer und die Kamera bewegter.


    So ist es auch mit den Blenden. Wenn sie passen, warum nicht?
    Wird sie aber nur zum kaschieren von Fehlern eingesetzt, wird man es merken und die Wirkung geht verloren.


    Ebenfalls gute Lehrbeispiele in Sachen moderner Bildgestaltung sind die CSI-Serien der ersten Staffeln (auch die haben inzwischen nachgelassen,.. wurde wohl zu aufwändig und teuer)
    Bewegung, Blenden, und vor allem Colormatching um Stimmungen auszudrücken und zu unterstreichen.


    Ein übrigens für mich absolut geniales Beispiel für gekonnten Einsatz von Speedramps, Blenden und Farbgestaltung ist ein Imagefilm über
    das Schweizer 5-Sterne- Grand Hotel Bellevue


    Zählt mal die Blenden und Effekte und wenn Ihr mich fragt, keine(r) ist zu viel. Für einige musste ich erst mehrmals hinschauen, etwa wenn die Kamera auf ein Motiv zufährt und gleichzeitig sanft die Brennweite zurückgefahren wird (Dieser nette "Hitchcock-effekt, nur sehr dezent)


    Die Wahrnehmung ändert sich, Wir ändern uns, die Filmgestaltung ändert sich...
    Wenn wir uns nicht weiterentwickelt hätten, würden wir immer noch glauben, dass die Erde eine Scheibe ist und wir bei einer Geschwindigkeit über 15 Km/h dem Wahnsinn erliegen (Bedenken hochranginger Wissenschaftler zu Zeiten der ersten Dampfeisenbahnen)


    Die Kunst ist, Effekte und Übergänge so einzusetzen, dass es passt, sich harmonisch in den Film einfügt und wirkt, ohne aufzufallen und sie nicht als letzte Lösung zur Fehlervertuschung zu nehmen.


    Viele Grüße
    Marcus
    .... Hmm,... der Rechner ist gerade mit capturen beschäftigt,... hatte mal wieder Zeit für einen meiner typischen Romane,... :rolleyes::rolleyes::rolleyes:

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
    .
    :pilot:

    • Offizieller Beitrag

    Hi Marcus


    Ich liebe Deine

    Zitat

    typischen Romane,...


    Lieben Gruss
    Edi

    Freundlichkeit ist ansteckend


    Wenn die Trümmer des Flugzeuges in der Pistenachse liegen und der Pilot aus eigener Kraft im Restaurant ein Bier bestellen kann, ist die Landung als gelungen zu betrachten. :feixen:

  • Zitat

    BINGO, genau die meine ich, eine Serie heißt davon "Sphinx, Geheimnisse der Geschichte".


    Genau die ganzen ZDF-Expeditionen von Von "Terra X" über "Schliemanns Erben", "Mission X" bis zu "Sphinx" liebe ich auch total und verpasse keine Folge! Die halten sich bestimmt schon so lange, weil sie eben nicht so trocken und nüchtern sind. :bigok:


    Viele liebe Grüsse
    Liane :hallo:

    Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart. (Noël Coward)

    Einmal editiert, zuletzt von Liane ()