Nahbesprechungsmikrofone

  • Hi all,
    Meine Frage heute:


    Was ist ein Nahbesprechungsmikrofon?


    Ich habe es bisher so verstanden, dass diese Mikros durch härter vorgespannte Membranen, extrem hohen Schalldruck verarbeiten können. Sie wären damit die einzig geeigneten für „Mikro kauende“ RocksängerInnen, oder?
    Wo können wir als Videofilmer solche Mikrofone einsetzen? Ev. beim aufnehmen unserer Kommentare?
    Ist es richtig, dass die Empfindlichkeit mit der Entfernung vom Mikro sehr schnell abnimmt? Unser Problem bei Kommentaraufnahmen direkt auf den PC sind ja immer die Lüfter- und FP-Geräusche. Reicht die Dämpfung, im Zusammenhand mit einer entsprechenden Richtcharakteristik hier aus?

  • Hallo Leute,
    scheint ja wieder ein ziemlich dickes Brett zu sein, was ich mir da vorgenommen habe. Ich probiere es nochmal mit einer konkreten Frage:


    Thomas (thos)


    ich bezíe mich auf Deinen Beitrages zu „Musical / Theater Aufnahme“ und dort habe ich zu dem shure SM58 eine Frage:
    Sind Gesangsmikrofone (immer) Nahbesprechungsmikrofone?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Wolfgang,


    ich bin mit dem Begriff Nahbesprechungsmikrofon nicht vertraut.


    Der einzig mir bekannte ist der sog. Nahbesprechungseffekt.


    Der tritt bei fast allen Mikros, zumindest bei den Druckgradientenmikrofonen auf, wenn die Distanz Tonquelle zu Mikro weniger als ca. 1 m beträgt (teilweise wird in der Literatur auch eine Distanz erst unter 1/2m benannt).
    Dadurch werden die Tiefenanteile angehoben.


    Ich fürchte aber, das war es nicht, was Du meintest, richtig?


    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
    .
    :pilot:

  • Hallo Wolfgang,


    genau dein Verständnis von Nahbesprechungsmikrofonen teile ich auch. Man muss schon "reinbeißen", damit man was hört. Damit sind die Dinger unempfindlich gegen Rückkopplung, was bei den schreienden Rockbands (ich vermeide mal die Bezeichnung singende Musiker) auch notwendig ist.


    Gruß
    KDS

  • wok, zum Thema:
    ...


    " Das sind dynamische Nahbesprechungsmikrofone, an die man sehr nahe ran muß, damit ordentlich was rüberkommt. Vorteil: Hintergrundgeräusche (Studiotechnik, Lüfter, Klimaanlage) werden recht gut unterdrückt.
    Nachteil: die Dinger klingen - (selbst) ordentlich processt und optimal besprochen - allenfalls erträglich, in dem meisten Installationen jedoch regelrecht beschissen. Sehr oft topfig, dumpf, hohl ("Zahnputzbecher"), Zitat eines Moderators, der dereinst in solche Dinger sprechen mußte. Auf Webcambildern erkennt man die RE20 (*) sofort an ihrem robusten Gehäuse."


    ...


    "Sehr gerne genommen auf Info- und Popwellen werden Headsets, also Mikrofone, die direkt am Kopfhörer montiert sind. Vorteil: der Moderator hat volle Bewegungsfreiheit, dann den Kopf drehen und vom Pult weggehen, ohne daß man es störend hört. Nachteil: er kann nicht mehr mit dem Abstand zum Mikrofon "arbeiten", außerdem klingen Headsets häufig einfach nur rotzig oder lausig, es ist das reinste Geschnorchel..."


    schreibt er über sog. "Nahbesprechungsmikrofone", daher


    ..." In ordentlichen Studios (gute Raumakustik) und bei hochwertigen Programmen nimmt man bevorzugt Großmembran-Kondensatormikrofone. Die sind hochempfindlich und fangen auch die Raumakustik mit ein - je nachdem, wie man sie bespricht. Oft werden sie heute nahbesprochen (20-30 cm Abstand), dann ist ein Nahbesprechungsschirm oder ein Schaumstoff gegen Poppgeräusche (Explosivlaute) installiert. Ich habe jedoch auch noch das Vergnügen gehabt, in richtig guten Studios mit "absichtlich guter" Raumakustik in Kondensatormikrofone sprechen zu dürfen, die durchaus ohne Poppschutz und in etwa 50 cm Entfernung installiert waren. Im Vergleich zu den akustischen Erlebnissen, die man heute so hat, eine Wohltat. "Schlanke Stimmen" mit etwas echtem (!) Raumklang wirken halt unaufdringlicher als nahbesprochene und plattprocesste. Oft kommen als Großmembran-Kondensatormikrofone die teuren "amtlichen" Modelle von XXX zum Einsatz..."


    Übrigens: ..."Wenns schlecht klingt, kann das aber auch am Processing liegen. Kein Mikrofon wird heute so wie es ist hochverstärkt und aufs Pult geschaltet. Da findet eine komplette Bearbeitung statt: Dynamik, Frequenzgang und zusätzliche Effekte (auch der Hall von Planet Radio) werden individuell für jeden Moderator ermittelt (um sein stimmliches Potential "optimal auszunutzen") und als Preset im Voiceprocessor abgelegt. Das ruft der Mod dann auf, wenn er mit seiner sendung beginnt. Was ich davon halte, ist sicher leicht vorstellbar..."


    sagt einer (**), der weiss´ wovon er spricht!
    Und weiter zum Thema:


    "Das Anwendungsgebiet dieses Mikrofontyps (sog. "Nahbesprechungsmikrofon", mcmurdo) liegt vor allem im ELA-Bereich und überall dort, wo eine gute Sprachverständlichkeit bei lauter Umgebung die wichtigste Anforderung darstellt. Für Musikaufnahmen eignet sich dieser Mikrofontyp nur in Ausnahmefällen. Nur bei Beschallung aus geringem Abstand (ca. 10cm) kann ein konstanter Frequenzgang erreicht werden."


    ... "die deutliche Tiefenabsenkung (ist) speziell für die Aufnahme oder Übertragung von Sprache unter akustisch schwierigen Bedingungen aus geringem Abstand konzipiert (Nutzung des Nahbesprechungseffekts). Bei Besprechung aus größerem Abstand klingt er daher dünn und hell."


    Hier hast Du Deine microkauende Rocklady


    ... "Für denjenigen, der nur gelegentlich mit dieser Problematik konfrontiert ist, lohnt sich ein solcher Typ unter Umständen nicht, da er in den Einsatzmöglichkeiten eingeschränkt wäre."


    Ein Gesangsmikrofon ist natürlich auch ein "Nahbesprechungsmikrofon", ein "Headset" ist dito ein "Nahbesprechungsmikrofon", denn die Membran ist dramatisch nah an der Schallquelle, banal gesagt: dem Mund. Und,..." generell tendieren Männer eher zu dynamischen Gesangsmikrofonen, Frauen eher zu Kondensatormikrofonen. Spielt die Sprachverständlichkeit eine große Rolle, dann ist ebenfalls ein Kondensatormikrofon zu vorzuziehen." (****)


    (*) Das RE20 ist ein sog. "Nahbesprechungsmikrofon" von Electrovoice...siehe:
    http://www.electrovoice.com/el…6B900080527F?Opendocument
    (mcmurdo)

    (**) http://www.mysnip.de/forum-archiv/list/3591.html


    (***) Informativ: http://www.mediaculture-online…l/rein_mikrofonfibel.html


    (****)Informativ:http://www.musik-service.de/ge…hure-SM-58-cnt1168de.aspx

  • Hallo Wolfgang, dem Beitrag von McMurdo ist eigenltich nichts mehr hinzuzufügen.


    Das zitierte Shure ist ein dynamischens Mikrofon und wird für Live-Gesang eingesetzt. Es (und die diversen Nachbauten) ist also m.E: in die Rubrik "Nahbesprechungsmikro" einzuordnen.


    Deshalb hate ich auch geschrieben, daß ich es nicht für die Aufnahme eines Chores einsetzen würde.

  • Hallo Ihr vier,
    als Themenstarter möchte ich mich herzlich bedanken für Eure Beiträge, dachte schon, das wäre wieder ein ganz, ganz dickes Brett.


    Die Erklärung von McMurdo ist so umfassend, daß man überlegen könnte sie als Grundlagenwissen irgend wo einzubinden.


    Müßte man mal den Mod fragen, bzw, da es den nicht gibt, den Tom?
    Vielleicht in die Link-Liste und "Grundlagenwisse Audio", was meint Ihr?