Großmembranmikrofon

  • Hallo Ernst (Callboy)


    Im Thema "Sprachaufnahme mit Mischpult" hast Du am 9. Januar geschrieben:

    Zitat

    Am besten Du gehst mal in ein Musikgeschäft und lässt Dir dort mal über Sprach/Gesangs Mikros aufklären und auf was es genau ankommt dabei, weil es den Rahmen hier sprengen würde.


    Ich denke nicht und glaube im Gegenteil, daß wir gerade von Deinem Fachwissen profitieren können, wenn Du dazu bereit bist. In anderen Bereichen, ich denke z.B. an die PC-Technik, gehen wie ja viel mehr in die Tiefe.


    Meine Frage an Dich, aber selbstverständlich auch an alle andere Ton-Spezis, lautet:


    Was ist ein Großmembranmikrofon und in welchen Eigenschaften unterscheidet es sich von "normalen" oder anderen Mikrofonen?


    Eine für verständliche und umfassende Erklärung habe ich bisher nicht gefunden, auch nicht bei Sennheiser oder Neumann.

    • Offizieller Beitrag

    Moin,


    ein klein wenig kann ich schon mal auf die Schnelle beisteuern:
    U.A. ist der Dynamikumfang eines Großmembranmikros besser als bei anderen Mikros, soll heißen: Es kann leise Passagen noch sauber aufnehmen ohne bei lauten Tönen zu verzerren.
    Und der Signal-Rauschabstand ist wesentlich höher, also besser als bei Kleinmembranmikros.
    Zudem haben sie ein etwas anderes Richtverhalten.


    Ich habe mich für ein Röhrenmikro entschieden (T.bone SCT700 von Thomann).
    Benötigt zwar ein Speisenetzteil vor dem Vorverstärker (das ist aber dabei gewesen) aber ich liebe diesen warmen weichen Klang der Röhrenmikros.


    Bei Großmembranmikros ist der Name gleich Programm. Die Membran dieser Mikrofone ist besonders groß ausgelegt.
    Ab einer Membrangröße von einem Zoll (2,54cm) redet man von Großmembranmikros.
    Da fast alle Großmembranmikros Kondensatormikros sind, benötigen sie einen Vorverstärker, sind dafür aber auch wesentlich empfindlicher als dynamische Mikros, deren Membran träger ist.


    Allerdings ist es gerade bei dieser Art von Mikros schon so, wie Ernst schrieb:
    Mann muss sie selbst testen und sein eigenes Urteil bilden und das nehmen, was dem eigenen Einsatzzweck und Geschmack am nächsten kommt.
    Anders gehts da nicht.


    Hier mal ein Link zu einer kleinen Infoseite von Thomann. (soll keine Werbung sein, die haben da nur ein paar nette Infos zusammengestellt)



    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
    .
    :pilot:

  • Hallo,
    Marcus hat wie immer wieder mal ordentlich untertrieben. Herzlichen Dank für die ausführlichen Infos. Aber auch den anderen beiden ein herzliches Dankeschön für die Zusatzinfos.
    Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich alles richtig "gefressen" habe, aber ein paar Fragen oder Anmerkungen sind mir gleich eingefallen.


    1. Bei dem Begriff "Röhrenmikro" scheint es sich wirklich um den Einsatz einer Elektronenröhre zu handeln. Das würde auch den warmen Klang erklären (Ich denke da an den Klang der alten Röhrenradios - Seufz). Deine Vorliebe hierfür kann ich deutlich nachvollziehen. Auch bei der Auswahl meines Lavaliermikros habe ich das "warme" C417 dem "kühleren" CK97 vorgezogen.


    2. Den in wikipedia angesprochenen geringeren Frequenzumfang kann ich bei den in den links dargestellten Mikros nicht feststellen. Viele sind dort mit 20-30Hz bis 18-20kHz angegeben. Was will man den mehr?


    3. Marcus, in welchen Situationen setzt Du das Mikro denn ein. In wikipedia wird von einem Solistenmikrofon gesprochen. Mag sein. Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß es gerade wg. des seht guten Rauschabstandes und der hohen Émpfindlichkeit bestens für Choraufnahmen geeignet wäre, oder?


    Hattest Du denn die Möglichkeit vor Deiner Entscheidung für das t.bone verschiedene Mikros gegeneinander zu testen.


    Die Preisunterschiede sind ja gewaltig, da müßte man einfach mal hören wie groß die Klangunterschiede sind. Leider fehlen bei den meisten auch die technischen Daten. Aber ein gutes Mikro für 159,-€ (SCT700) wäre schon ein Klasse Preisleistungverhältnis.

    Grüße von wolfgang vom bodensee

    Einmal editiert, zuletzt von wok ()

    • Offizieller Beitrag

    Moin Wolfgang,


    Zitat

    Original von wok
    Hallo,
    1. Bei dem Begriff "Röhrenmikro" scheint es sich wirklich um den Einsatz einer Elektronenröhre zu handeln.


    Genau so ist es auch.
    Diese Kondensatormikros liefern ein derart winziges Signal, dass es schon im Mikro verstärkt werden muss, um überhaupt über die Leitung geschickt zu werden, das ist ja auch soweit bekannt.
    Und üblicherweise steckt im Korpus des Mikros dann entweder ein Transistorverstärker oder halt eine Röhre (schwärm :D).
    Auf die besondere Charakteristik dieser Art der Verstärkung ( Röhren erzeugen Obertöne, das macht diesen weichen, satten Ton aus) fährt Marcus einfach total ab :D :wink:


    Allerdings ist das natürlich zum einen Geschmackssache und sicherlich nicht für jeden Zweck geeignet und zum Anderen sind das nicht Welten in den Unterschieden, sondern eher Feinheiten. (Wie war das mit der Chantre'-werbung? Riesig nicht,... aber fein? :D )


    Ich verwende mein Mikro in erster Linie für Voiceover, also zum Sprechen von Offtexten.
    Meinen ersten Film habe ich noch mit dem Sennheiser Reportagemikro gesprochen,.. das hat mir gar nicht gefallen.
    Für Choraufnahmen würde ich das Röhrenmikro durchaus nehmen! (Sofern die keinen Hardrock singen :D)
    Habs aber noch nicht getestet. Werd ich aber mal bei Gelegenheit, juckt mir schon lange in den Fingern. (Sollten dann natürlich 2 oder 3 davon aufgestellt werden).
    (Zu Bedenken ist dabei auch, dass die Mikros dann in Entfernungen aufgestellt sind, in denen der Nahbesprechungseffekt nicht mehr vorhanden ist. Das ist aber ein generelles Phänomen, also nichts für speziell dieses Mikro typisches)


    Es ist aber so, dass diese Mikros nicht objektiv sind.!
    Das sollen sie auch gar nicht sein.
    Deshalb kommt man bei diesen Mikros auch mit technischen Daten nicht sonderlich weit. Man muss sie einfach hören.
    Willst Du wirklich unverfälschten Klang, ist es nicht die richtige Wahl.


    Ich konnte vorher einige testen und auch beim Händler kennt man natürlich das Problem und man kann ja bei Nichtgefallen wieder zurückschicken.
    Fairerweise habe ich das natürlich vorher abgesprochen, aber da gabs keine Probleme.
    Auch habe ich gleich den Verwendungszeck angegeben und dementsprechend eine vorherige Beratung bekommen, was dafür in Frage käme.
    Mich persönlich hat das 700er begeistert, vor allem wg. des Preis-Leistungsverhältnisses.
    Für meine Zwecke ist es ideal.


    Wenn Du an Chöre denkst, sollte das Mikro evl. umschaltbare Richtcharakteristiken haben.


    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
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    :pilot:

    • Offizieller Beitrag

    Hier mal zwei Innenansichten des Röhrenmikros:


    Nr1:



    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
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    :pilot:

    • Offizieller Beitrag

    .... und Nr.2:





    Ab einer Betriebszeit von einer halben Stunde ein prima Handwärmer :D


    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
    .
    :pilot:

  • Hallo Marcus,
    wir sind uns 'mal wieder sehr einig.
    Zum ersten, daß Mikros und ihr "Klang" Geschmacksache ist. Ich schrieb ja auch schon, daß ich beim Lavalier nach Klang und nicht nach Frequenzgang entschieden habe. Daraus fogt, daß ich gut damit lebe, wenn die Mikros nicht objektiv sind.
    Zur Frage Nahbesprechung mache ich ein eigenes Thema mit entsprechenden Fragen auf.
    Technische Daten fände ich aber doch interessant um nicht nur über den Preis schon eine Vorauswahl treffen zu können. Ist natürlich die Frage welche denn wichtig sind.
    Ich denke, wenn ich z.B. die Gesangsaufnahmen mal nehme, wäre der Rauschabstand doch sehr entscheidend.


    Sicher bei der Verwendung als voiceover Mikro ist das wahrscheinlich nicht so wichtig, natürlich abhängig vom O-Ton geht ein Rauschen i.d.R darin unter (außer bei schlechten Mikro, bei denen man zu Zuschaltung des Kommentarmikros auch dann noch deutlich hört). Hier spielt die Klangfarbe eine größere Rolle und die kann, da bin ich einig mit Dir, nur nach einem Hörtest beurteilt werden.


    Hallo Thos,
    Du hast in dem anderen Thema geschrieben, daß Du das SC450 besitzt. Hast Du Vergleiche zu anderen Mikros?
    Gibt es das nur im Doppelpack als Stereoset?
    Kostet ein Mikro 179,- € oder das set?
    Bei welchen Aufnahmesituation verwendest Du das Mikro?

  • Hallo Wolfgang,


    ich habe mir das Mikro für die Nachvertonung geholt. "Markenmikrofone" konnte ich mir nicht leisten, da habe ich das einfach probiert und bin recht zufrieden. Du kannst bei Thomann auch "Einzelstücke" kaufen (Ich glaube für 99,-. Die 179 sind das Stereoset). Außerdem hat Thomann eine 14-tägige Money-Back-Garantie. Wenn es nichts taugt, schickst Du es zurück.

    Gruß
    thos-Berlin

    Einmal editiert, zuletzt von thos ()

  • Hallo Marcus, hallo Thos,
    hab' noch ein wenig gestöbert und noch ein paar Infos zu besonderen Eigneschaften von Großmembranmikros gefunden.


    - sehr windempfindlich
    - übersteuerungsfester als Kleinmembranmikros
    - unempfindlicher gegen Zischlaute.


    Könnt Ihr das bestätigen?


    Außerdem ist da auch immer wieder, wie Marcus ja auch geschrieben hat, von "weichen Höhen" die Rede. Ich kann mir das nicht vorstellen, was ist das bzw. was macht sie weich?

  • Hallo Wolfgang


    Zitat

    sehr windempfindlich


    ist eher vernachlässigbar. Niemand setzt ein Großmembranmikro in freier Wildbahn ein. Es ist etwas für Innenräume.


    Die restlichen Fragen muß ein echter Tonprofi beantworten. Da fehlen mir dann doch die Kenntnisse und vor allem die Vergleichsmöglichkeiten...

    Gruß
    thos-Berlin

    Einmal editiert, zuletzt von thos ()

    • Offizieller Beitrag

    Moin Wolfgang,




    <<- sehr windempfindlich>>
    Jep! Bei den großen Membranen auch kein Wunder.
    Ich verwende sie nur in Innenräumen.
    Wenn Du mal eins hast und es kommt einer, der testen will, ob es an ist und in's Mikro pustet oder dagegen klopft (immer wieder gerne genommen) Hau ihn,... damit kriegt man eine Großmembran erfolgreich kaputt.
    Vor Wind schützen und bei Nahbesprechungen Plopkiller davor setzen.


    <<- übersteuerungsfester als Kleinmembranmikros>>
    Einer der größten Vorteile.


    <<- unempfindlicher gegen Zischlaute.>>
    Die große Membran ist etwas träger, von daher stimmt das schon. Wirklich bestätigen kann ich das nicht. (Weil nicht groß speziell getestet)



    Zitat


    Außerdem ist da auch immer wieder, wie Marcus ja auch geschrieben hat, von "weichen Höhen" die Rede. Ich kann mir das nicht vorstellen, was ist das bzw. was macht sie weich?


    Speziell "weiche Höhen" kann ich nicht sagen.
    Der Klang insgesamt ist weicher, das gilt natürlich besonders für die Röhrenmikros.


    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
    .
    :pilot:

  • Um die technischen Vorteile von Grossmembran-Mics wirklich nutzen zu können, sind folgende Voraussetzungen wesentlich:


    1. Der Einsatzzweck muss klar sein: Gesang oder Solisteninstrumente. Für Sprache gibt es bessere Mics.


    2. Wenn schon Grossmembran, dann von einem renommierten Hersteller wie Neumann oder Schoeps. Ein Billigteil aus Fernostproduktion kann sich auch mit Grossmembran nicht mit einem Kleinmembran-Mic der gehoben Preisklasse messen.


    3. Die gesamte Signalkette von der Aufzeichnung bis zur Wiedergabe muss mit ihrer Leistungsfähigkeit den audiophilen Feinheiten eines Grossmembran-Mics entsprechen. Dh. kein Billigkabel mit Billigstecker, kein Billig-Vorverstärker einer Cam oder MD-Rekorders, kein Billiglautsprecher/-kopfhörer. Besonders beim Vorverstärker ist ein besonders sorgfältiger Aufwand zu treiben.


    Beim Videofilmen halte ich den Einsatz von Grossmembran-Mics im Vergleich zu hochwertigen Kleinmembran-Mics für zu aufwendig (= zu teuer ) und zu unflexibel. Der Show-Effekt ist sicher beachtlich, aber der tatsächliche Nutzen kommt erst in professionellen Studios zum Tragen.



    Max

  • Hallo Max,
    damit befindest Du Dich ja in einem gewissen Gegensatz zu z.B. Marcus.
    Wäre schön, wenn ihr das noch ausdiskutieren würdet.


    Zu Deinem Punkt 1:
    Warum nicht geeignet für Sprache?

    Grüße von wolfgang vom bodensee

    Einmal editiert, zuletzt von wok ()

    • Offizieller Beitrag

    Moin,



    Zitat

    Original von Max41
    1. Der Einsatzzweck muss klar sein: Gesang oder Solisteninstrumente. Für Sprache gibt es bessere Mics.


    Bei welchem Radiosender/ in welcher Sprecherkabine werden andere, als Großmembranmikros eingesetzt?
    Ich rede jetzt nicht von Nachrichtensprechern oder Reportagesituationen.
    Mir geht es um Studioaufnahmen (Synchronstudios, Radiosender, Musiklabel etc). Da sehe ich die Großmembran eindeutig vorne.


    Zitat


    2. Wenn schon Grossmembran, dann von einem renommierten Hersteller wie Neumann oder Schoeps. Ein Billigteil aus Fernostproduktion kann sich auch mit Grossmembran nicht mit einem Kleinmembran-Mic der gehoben Preisklasse messen.


    Stimme ich weitgehend zu. Qualität sollte es sein.
    Wenngleich z.B. die Thomann-Mikros recht gute Kritiken einheimsen. Auch bei den Günstigen hat sich in puncto Qualität einiges getan. Das es Unterschiede zu High-End-Mikros von Neumann etc. gibt,.... keine Frage, aber Neumann und Schoeps sind nicht mehr unbedingt die einzige Wahl.
    Ich bin der Meinung, dass ein günstiges Großmembranmikro von guter Qualität ein besseres Preis-Leistungsverhältnis hervorbringt als ein Oberklasse-Kleinmembranmikro.
    Ich habe auch Kleinmembranmikros von Sennheiser in Betrieb. Das Großmembran schlägt alles.


    Zitat


    3. Die gesamte Signalkette von der Aufzeichnung bis zur Wiedergabe muss mit ihrer Leistungsfähigkeit den audiophilen Feinheiten eines Grossmembran-Mics entsprechen. Dh. kein Billigkabel mit Billigstecker, kein Billig-Vorverstärker einer Cam oder MD-Rekorders, kein Billiglautsprecher/-kopfhörer. Besonders beim Vorverstärker ist ein besonders sorgfältiger Aufwand zu treiben.


    Volle Zustimmung!
    Auch hier gilt: Die Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied.
    Sorgfältige Verkabelung und vernünftige, professionelle Vorverstärker sehe ich als Selbstverständlichkeit an.
    Wenn man sich ein hochwertiges Mikro zulegt, wäre alles andere auch wahrlich Unsinn.


    Zitat


    Beim Videofilmen halte ich den Einsatz von Grossmembran-Mics im Vergleich zu hochwertigen Kleinmembran-Mics für zu aufwendig (= zu teuer ) und zu unflexibel. Der Show-Effekt ist sicher beachtlich, aber der tatsächliche Nutzen kommt erst in professionellen Studios zum Tragen.


    Beim Filmen stimme ich ebenfalls grundsätzlich zu.
    Wie geschrieben würde ich es bei Konzerten durchaus einsetzen. Wir reden dann speziell von Produktionen, bei denen Audio eine besonders große Rolle spielt.
    Wobei ich das insoweit relativiere, als es eher ungewöhnlich wäre, sie so einzusetzen.
    Selbst bei Fernsehproduktionen wird man keine Großmembranmikros sehen.
    Gemeint war es nur so, dass es durchaus machbar ist.
    Wenn ich Großmembranmikros habe, spricht nichts dagegen, sie einzusetzen, sofern keine anderen Mikros verfügbar sind.
    Und wenn ich mir für meine Aufnahme den besonderen Sound eines Röhrenmikros wünsche, ist es auch die beste Wahl. Immer eine Frage dessen, was ich realisieren möchte.



    Insoweit sind wir gar nicht sooo weit auseinander.


    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
    .
    :pilot:

  • Hallo Markus,


    bezogen auf das Einsatzgebiet Video mit qualitativ hochwertigem Ton sehe ich auch kaum unterschiedliche Meinungen.


    1. Ich beurteilte den Einsatz von Grossmembran-Mics für Off-Kommentare von Videofilmen. Dabei sehe ich wirklich zuviel Aufwand. Natürlich gibt es in Studios jede Menge Grossmembran-Mics auch für Sprache, aber dann mit entsprechend aufwendiger akustischer Raumgestaltung.


    2. Markenhersteller haben weniger Fertigungstoleranzen und erzeugen haltbarere Produkte als die Billigheimer. Ein ordentliches Grossmembran-Mic von Neumann ist eine Investition fürs Leben. Das Preis-Leistungsverhältnis muss für die gesamte Lebensdauer betrachtet werden.


    3. u. 4. Volle Übereinstimmung



    Mein Anliegen ist es (nicht nur) bei diesem Thema, dass stets der Einsatzzweck betrachtet werden muss. D.h. zuerst muss ich mir klar sein, was ich machen will und dann entscheide ich, was ich dafür benötige - nicht umgekehrt. Ich möchte vermeiden, dass jemand ein Grossmembran-Mic kauft, weil es klasse ist - und sich dann überlegt, was er damit machen will.


    Noch eine grundsätzliche Anmerkung zur Tontreue bei Röhren-Mics versus Transistor-Mics: genauso wie beim Bild werden auch beim Ton gestalterische Vorstellungen umgesetzt. Warme oder kühle Farbtöne je nach Bildinhalt unterstützen die filmerische Aussage - und haben oft nichts mehr mit der aufgenommenen Realität zu tun. So verhält es sich auch beim Ton. Man muss sich immer im klaren sein, was das gewünschte Ergebnis sein soll. Höchste Originaltreue oder beste Wirkung. Beides ist je nach gewolltem Zweck und Publikum zulässig.



    Grundsätzlich begrüsse ich es sehr, dass in diesem Forum auch immer wieder mal der Ton eine seiner wirklichen Bedeutung angemessene Diskussion erfährt. Ton macht die Hälfte der Wirkung jedes Films aus - und trotzdem wird von vielen ein Ton aus der Mülltonne vollkommen akzeptiert, aber eine leichte kissenförmige Verzeichnung des Objektivs bei 65,6 mm Brennweite in Kombination mit einer leichten Abschattung von 0,3 Blenden als Kaufkriterium von Cams bewertet. Finde ich einfach grotesk! Einerseits werden nahezu bedeutungslose Fakten zum Fetisch erhoben, anderseits werden wesentliche für jeden Zuschauer offenkundig wahrnehmbare Gestaltungselemente unter den Tisch gekehrt. Von vielen Videofilmern werden mehrere tausend Euros für hochwertige Cams und deren Zubehör ausgeben, aber die Investitionen für ordentlichen Ton auf 100 Euro bei einem Mickey-Mouse-Mic von Hama oder Panasonic begrenzt. Solche Einstellungen halte ich auch bei uns Amateuren einfach für völlig daneben. Umso wichtiger sehe ich es an, dass immer wieder der Aufwand bei Technik und Know-how für den Ton genauso viel Diskussionsraum bekommt wie das Bild. Erst beides zusammen erzeugen den Beifall vom Publikum.


    Max

  • Hallo Max, hallo Marcus,
    ich stimme überein, daß man nicht alles kaufen muß, was man sieht. Hab` ich auch gar nicht die Kohle dazu. Mir ging es bei diesem Thema im ersten Ansatz darum überhaupt `mal zu verstehen, was ein Großmembranmikrofon ist. Hier bin ich ein gutes Stück weiter gekommen.


    Bei der Beschreibung der geeigneten und vor allem sinnvollen Einsatzsituation habe ich allerdings auch nach Euren letzten Beiträgen noch meine Schwierigkeiten.
    Max schreibt „für Sprache gibt es bessere“ und Marcus hält den Einsatz bei Konzerten für „eher ungewöhnlich“. Profis setzen sie aber ein; bei welchen Aufnahmensituation bringen sie also Vorteile?


    Max
    Du schreibst von einer notwendigen aufwendigen akustischen Raumgestaltung für den sinnvollen Einsatz dieser Mikros. Kannst Du das etwas genauer erklären?


    In Bezug auf den letzten Absatz Deines letzten Beitrages stehe ich in völliger Übereinstimmung mit Dir, aber genau deshalb reite ich auch weiter auf diesem Thema herum.

  • Hallo Wok,


    ich halte Grossmembran-Mics für die Einsatzzwecke bei uns Videofilmern für zu unhandlich, zu unpraktisch. Für hochwertige Sprachaufnahmen gefallen mir zb. die Kleinmembran-Mics von Sennheiser MD 421 (http://www.thomann.de/de/sennheiser_md421u4.htm ) oder von Neumann KM 183/184 (http://www.thomann.de/de/neumann_km183.htm) besser.


    Grossmembran-Mics werden vorallem in Studios eingesetzt - bei Liveaufnahmen vor Ort bei Konzerten o.ä. mit mobilen Aufzeichnungsgeräten sind solche Mics zu empfindlich gegen Störungen und gegen rauhen Einsatz. In Aufnahmestudios wird die Akustik mit besonderer Schalldämmung zusätzlich gestaltet, um vorallem den Raumanteil des reflektierten Schalls zu unterdrücken. In solcher Umgebung und mit hochwertigem Equipment in der gesamten Signalkette macht es Sinn, Grossmembran-Mics zu verwenden.



    Ich wünsche mir, dass in unseren Diskussionen in diesem Forum weniger die Technik und mehr die Gestaltung von Bild und Ton besprochen wird. Die Technik ist grundsätzlich notwendig, aber auch mit einer einfachen Digi-Cam entstehen tolle Filme, die eine Aussage, ein Anliegen, eine Sichtweise, eine Interpretation darstellen. Im Regelfall wird dies dem Zuschauer überlassen, der meistens nur zufällig der Vorstellung des "Filmmachers" folgt. Ein gutes Beispiel dafür sind Filme mit Titeln wie "Impressionen von ..." oder "Bilder von... ". Da werden einfach nette Bildfolgen/Szenen aneinandergehängt und eine mehr oder weniger passende Musik hinzugefügt. Aber es fehlt jegliche Aussage des Films. Wie das Bild ist auch Ton ein Gestaltungsmittel. Mit dem passenden Ton kann ich die Bildaussage unterstützen oder intensivieren. Und dabei ist es zweit- bis drittrangig, ob das Objektiv eine leichte Unschärfe hat oder ob der Ton per Gross- oder Kleinmembran aufgenommen wurde. Natürlich ist es viel schwieriger, Filme zu machen, die eine unmissverständliche inhaltliche Aussage haben, aber der Beifall des Publikums ist auch viel grösser, smile.



    Max

  • Hallo Max,
    im Grundsatz gebe ich Dir ja recht – aber
    wie ich aus Deinem Profil entnehme bist Du technisch auch nicht gerade mit einer 500 € Kamera unterwegs, sondern legst Wert auf qualitativ hochwertiges Equipment (Stichwort XL-2).
    Außerdem stimme ich Dir zu, wenn Du feststellst, dass viele Videoamateure zu wenig auf eine gute Vertonung achten. Ich gehöre nicht dazu. Bei mir dauert der Tonschnitt teilweise genauso lang wie der Bildschnitt und dafür möchte ich auch optimales (Ton)rohmaterial haben, wobei es mir völlig "wurscht" ist mit welchem Equipment ich dies erreiche.
    Ich werde mir in naher Zukunft auch kein Großmembranmikro kaufen und das nicht nur wg. "keine Masse in der Kasse".
    Mir geht es darum herauszufinden, ob ich in bestimmten Aufnahmesituationen mit Großmembranmikros zu besseren Ergebnissen komme als mit meinem Sennheiser ME80 bzw. AKG 1000.
    Ich habe hier gelernt, dass es keinen Sinn macht solch ein Mikro für die Aufnahme z.B. eines Rockkonzertes oder eines Interviews zu verwenden. Vor einiger Zeit habe ich im örtlichen Videoclub mal eine Chorprobe aufgenommen und war damit, aus unterschiedlichen Gründen, nicht sehr zufrieden. Z.Z bleibt für mich noch offen, ob hier ein GMM (au backe, jetzt fang ich auch noch mit den selbst gebastelten Abkürzungen an) sinnvoll eingesetzt werden kann.
    Am Wochenende habe ich erfahren, dass ein Clubkollege ein Großmembranmikro besitzt und das werde ich mir `mal ausleihen um dann endlich auch aus eigener Erfahrung mitreden (schreiben) zu können.


    Den letzten Absatz Deines Beitrages sehe ich ambivalent. Ich bespreche gerne Filme, war auch schon einige Male aus "Juror" unterwegs, bin aber der Meinung, so etwas funktioniert am besten im kleinen Kreis. Wir haben solche Diskussionen mit ein paar Clubmitgliedern zu ein bis zwei ausgesuchten Filmen geführt und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Dabei bleibt es nicht aus, dass sich der Autor zum Teil starker Kritik ausgesetzt sieht und das ist grundsätzlich schon schwierig und über das Internet meiner Meinung nach noch viel, viel schwieriger.
    Schade, dass Stuttgart so weit weg ist, sonst würde ich gerne "gerade mal rum kommen" und solche Diskussionen bei einem Viertele zu einem Deiner oder meiner Filme führen.