Blue Screen bei Fotos

  • Hallo an die Video- und jetzt auch Fotospezialisten!


    Bin ich wirklich der Erste, der hier was fragen darf? Wahnsinn! Also meine Frage: Habe einige Tests gestartet in Sachen Blue Screen Effekt mit der digitalen Fotografie. Das normale Thema, ich fotografiere Personen vor einer blauen Wand, stanze den blauen Hintergrund in Photoshop mit dem Zauberstab aus und wechsel den Hintergrund beliebig aus. Die Beleuchtung war gut ausgerichtet, so daß nur 1 Mausklick genügte, um die blaue Farbe komplett auszuwählen und zu löschen. Soweit- so gut, sah auch alles zunächst schön aus. Bei der weiteren Bearbeitung stellte ich dann aber einen leichten bläulichen Schimmer im Kantenbereich der freigestellten Person fest. Zig weitere Versuche folgten: z.B. habe ich die Auswahl des blauen Hintergrundes vor dem Freistellen vergrößert, um den Auswahlramen näher an die Konturen der freizustellenden Person zu schieben um dadurch wiederum den blauen Rand verschwinden zu lassen. Habe mit dem Werkzeug "Weicher Rand" bei der Auswahl experimentiert u.s.w. Es hat zwar zu Verbesserungen geführt, aber so richtig zufrieden bin ich damit nicht. Das größte Problem sind die Haare (Igelhaarschnitt). Dort schimmert das Blau am meisten durch. In meinem speziellen Fall wollte ich im Ergebnis eine Person an einem Strand vor blauem Himmel erscheinen lassen. Das Komische ist, das beste Ergebnis erzielte ich bei der Freistellung nicht vor einem blauen Hintergrund, sondern einem rein weißem. Da konnte ich im Nachhinein einen Schlagschatteneffekt auf die Person anwenden, wodurch sich die selbige unauffälliger ins Hintergrundbild einfügte (da der Schatten nun mit der weißen Restfarbe an den Kanten des Objekts erzeugt wird und nicht mit der blauen).
    Aber da muß es doch einen Trick geben. Alles spricht vom "BlueScreen" oder "GreenScreen". Und der Igelhaarschnitt ist ja auch noch nicht das extremste Beispiel bei der Freistellung. Schlimmer sind offene lang herunterhängende durchschimmernde Haare, oder Locken, oder nach oben gezupfte, ausgefranste Haare. Wenn ich an meine Hochzeit denke, erinnere ich mich an eine eintönige Hintergrundwand im Fotostudio. Auf den Fotos dann saßen wir vor einer Blumenpracht. Da frag ich mich, wie funktioniert das mit dem Hochzeitsschleier, der ja auch durchscheinend ist?
    Oh, jetzt hab ich Text für 3 Themen geschrieben. Aber vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und auch eine Lösung gefunden, auf die ich sehr neugierig wäre.


    Freigestellte Grüße von
    Fred

  • Hallo Fred,


    Zitat

    Original von Fred
    Die Beleuchtung war gut ausgerichtet, so daß nur 1 Mausklick genügte, um die blaue Farbe komplett auszuwählen und zu löschen.


    Das klingt schon verdächtig. Die Profis nehmen sündhaft teure Spezialsoftware nur zm Freistellen.


    Zitat

    Bei der weiteren Bearbeitung stellte ich dann aber einen leichten bläulichen Schimmer im Kantenbereich der freigestellten Person fest.


    Und genau das ist das Problem. Das von der blauen Wand reflektierte Licht gelangt immer auch auf das Objekt. Deswegen ist die richtige Ausleuchtung von BlueBox-Aufnahmen auch die grosse Kunst. Auf jeden Fall muss das Objekt weit genug von der Wand weg sein, um diese Reflektionen zu mildern.


    Zitat

    Habe mit dem Werkzeug "Weicher Rand" bei der Auswahl experimentiert u.s.w. Es hat zwar zu Verbesserungen geführt, aber so richtig zufrieden bin ich damit nicht.


    Ich benutze auch immer einen weichen Rand beim Freistellen, sonst geht es überhaupt nicht. Allerdings hat man ja beim Video meist bewegte Objekte, und da fallen vielleicht kleine Unsauberkeiten nicht so auf wie beim Foto. Beim Foto bzw. Einzelbild hast Du aber dafür die Möglichkeit, manuell pixelweise nachzubessern.


    Zitat

    Das größte Problem sind die Haare (Igelhaarschnitt). Dort schimmert das Blau am meisten durch.


    Ja, auch das lässt sich nicht prinzipiell verhindern. Licht ist eine Welle und breitet sich eben nicht so geradlinig aus, wie wir hoffen. Der Durchmesser eines menschlichen Haares ist gar nicht mehr sooo weit weg von der Lichtwellenlänge, deshalb wird das Licht daran etwas gebeugt.


    Zitat

    Und der Igelhaarschnitt ist ja auch noch nicht das extremste Beispiel bei der Freistellung. Schlimmer sind offene lang herunterhängende durchschimmernde Haare, oder Locken, oder nach oben gezupfte, ausgefranste Haare.


    Naja, Igel ist schon auch nicht so einfach. Die klassische Kurzhaar-Scheitelfrisur (früh mit nassem Kamm durchgezogen) ist immer noch am besten. Zumindest was das Freistellen angeht. Aber Haare sind wirklich schwierig. In der "digital production" stand mal ein Artikel über die Produktion eines Musikvideos. Da hatten die Macher auch extreme Probleme mit dem Freistellen des Wuschelkopfs von Ex-NoAngel Nadja.


    Zitat

    Wenn ich an meine Hochzeit denke, erinnere ich mich an eine eintönige Hintergrundwand im Fotostudio.


    Das ist hoffentlich nicht Deine einzige Erinnerung???



    Also - es ist wirklich schwierig, und es gibt kein Patentrezept. Ohne viel Erfahrung und Probieren wird es nichts. Also bist Du auf dem richtigen Weg.


    Ach so, ein Problem kommt auch noch dazu. Deine Kamera speichert bestimmt komprimiert, also *.jpg wahrscheinlich. Da werden ja schon benachbarte Pixel gegeneinander verrechnet, so dass da schon im Originalbild die ersten Unsauberkeiten an den Kanten entstehen, noch vor dem Freistellen. War Dein Hochzeitsbild vielleicht analog, vielleicht auf 6*6-Negativ?



    Viele Grüsse
    Olaf

  • 'ne Menge Text, aber ich glaube ich habe das Problem verstanden.


    Die blauen Ränder sind die Reflektionen des Blue-Screens auf der Person. Das ist genauso wie bei Videoaufnahmen, nur dass Kamerabilder eben doch eine etwas höhere Auflösung haben.
    Im Prinzip ist das Vorgehen gegen diesen Fehler das gleiche wie beim sog. Color-Fringe-Fehler.
    Ich mach das so ( Photoshop ) :
    Zunächst stanze ich das Blau aus, so wie Du das auch gemacht hast. Danach suche ich nach einer Stelle im Restbild, in der der Fehler besonders gut zu sehen ist und wähle diesen in Menüpunkt "Farbe ersetzen" . Nun kannst Du den infrage kommenden Farbumfang gut einstellen und in der Vorschau betrachten. Wenn er stimmt, hast Du mehrere Möglichkeiten.
    1) : Du ersetzt die Farbe durch eine passende ( geht nur selten, weil meistens mehrere Nuancen betroffen sind.
    Oder
    2) : Du passt die Helligkeit an und nimmst die Sättigung soweit zurück, bis der Effekt nicht mehr stört.
    Es mag bessere Lösungen geben, wenn ihr welche wisst : Her damit.


    MfG E.Z.

  • Danke für die schnellen und ausführlichen Antworten. Ist schon sehr speziell das Thema.

    Zitat

    War Dein Hochzeitsbild vielleicht analog, vielleicht auf 6*6-Negativ?


    Das habe ich vergessen zu schreiben. Ja es war eine analoge Aufnahme. Ob 6x6, das weiß ich nicht mehr, ist schon 10 Jahre her. (oh mann hab ich schon durchgehalten ;)


    Zitat

    Deine Kamera speichert bestimmt komprimiert, also *.jpg


    Ja ich habe es mit JPG ausprobiert, könnte aber auch in RAW aufnehmen (Canon EOS 20 D) wenn es Verbesserungen verspricht


    Habe gerade eine Seite entdeckt, die wirklich viele Tipps zum Thema Fotografie bereithält. Unter anderem auch ein Beitrag zum Thema "Freistellen" Das geht in die Richtung, wie E.Z. es beschrieben hat. Leider läßt sich die Seite nicht direkt verlinken. Ihr müßt nach folgendem Seitenaufruf im Fenster links auf "Tipps und Tricks" klicken und dann ca. mittig scrollen um an den Artikel "Mit Farbkanälen als Bluescreen Motive freistellen" zu gelangen.


    http://80.228.22.38/fotopoint.storefront/de/news.php


    Hat das schon mal jemand so mit Personen versucht?
    Wenn ich es getestet habe werde ich berichten.


    Gruß Fred

  • Ja, das habe ich schon desöfteren gemacht.
    Insbesondere bei extremem Weitwinkel tritt eine Farbverschiebung auf ( color fringe ), die durch das Objektiv verursacht wird. Auch dabei entstehen blauverschiebungen. Sie lassen sich perfekt damit korrigieren. Auch Bäume und Sträucher am Bildrand.
    Ich habe eine Fuji FX810, die nimmt im Breitbildformat auf und da kommt es schon mal zu solchen Effekten.


    MfG E.Z.


    Fred : Der Link ist gut .....


    Ike : Eine Linkliste ?

  • Hi Fred,


    unter diesem Link findest Du eine PDF-Datei, in der das Freistellen mit Alphakanalmasken in Photoshop detailliert beschrieben worden ist.


    Vielleicht kommst Du ja damit weiter. Ansonsten hilft u.U. nur ein (relativ teures) Spezialprogramm wie Corel 'KnockOut2'.


    Viele Grüße


    ikarus

  • Ich bin zwar "nur" für den Verkauf bei uns zuständig, aber unsere Bildbearbeiter und Scanprofis haben mir mal (damit ich nicht soviel frage :D ) das Photoshop Forum empfohlen. Dort habe ich diesen Bericht gefunden. Vielleicht kann er dir helfen.

    Zitat


    Das klingt schon verdächtig. Die Profis nehmen sündhaft teure Spezialsoftware nur zm Freistellen.


    Olaf


    Ist dir Photoshop nicht teuer genug? Also, ich kann aus Erfahrung sagen, dass die Profis Photoshop zum freistellen nehmen..


    Gruß


    Marwin

    Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche die scheitern.

  • Zitat

    Original von Marwin
    Ist dir Photoshop nicht teuer genug? Also, ich kann aus Erfahrung sagen, dass die Profis Photoshop zum freistellen nehmen..


    Ja, aber doch nicht mit 1 Mausklick. Das war es, was ich gemeint habe. So perfekt kann man gar nicht ausleuchten, dass es mit nur 1 Mausklick geht. Deshalb braucht es viel manuelle Arbeit, z.B. mit Photoshop, oder man braucht Spezialsoftware, die das automatisch macht (z.B. wenn es für ein Video ist).


    Olaf

  • Bin erst jetzt wieder im Netz. Danke für die Tipps und Links. Interressant finde ich das beschriebene Programm "Corel Knockout2". Bei einem Preis von 67,- € (Corel-Seite) komme ich da schon ins Grübeln, da ich oft Fotomontagen mit Personen mache und das Programm als Plugin für Photoshop ausgelegt ist. Schade, dass man es nicht vorher testen kann.


    Olaf
    Also ich brauche wirklich nur einen Mausklick für die Auswahl der blauen Hintergrundfläche, allerdings mit den beschriebenen "Nachwirkungen". Es waren aber auch "nur" Portraitaufnahmen.


    Hat jemand die Software Corel Knockout schon mal getestet?


    Gruß Fred

  • Hi Fred,


    >>Hat jemand die Software Corel Knockout schon mal getestet?<<


    ja, ich - oberflächlich. Das herausstechende Merkmal ist neben den ausfeilten Algorithmen die Markierungsfunktion. Zuerst ziehst Du eine 'innere' Markierung manuell auf der 'Innenseite' des freizustellenden Objektes. Das Gleiche machst Du auch für die äußere Umrahmung und fährst mit der Markierungsmaus grob die Konturen des Trennungsbereiches ab. Damit hast Du für das Programm den Verarbeitungsbereich eingestellt.


    Ich bin im Moment überfragt, welche weiteren Bearbeitungsflexibilitäten dieses Programm noch zuläßt - für das schnelle, gute Ergebnis an schwierigen Kanten und Übergängen (insbesondere Haare) gibt's m.W. kaum ein Besseres. Zumal der Preis nach meinem letzten 'Hinsehen' rapide gesunken ist :D.


    Grüße


    ikarus

  • Hallo Fred,
    wenn Du möchtest, kannst Du von mir eine Tutoriensammlung von Knock out per mail haben. Bekommst dann einen ganz guten Überblick.
    Ansonsten ist die Einarbeitung dort nicht ganz einfach, die Ergebnisse allerdings klasse.
    Gruß Jörg

  • Jörg
    Dein Angebot nehme ich gerne an. Ich weiß zwar nicht, was eine Tutoriensammlung ist (evtl.Testversionen?), aber wenn es einen Einblick in die Materie gibt - immer her damit ;) Funktioniert damit auch schon die Einbindung in Photoshop?


    Gruß Fred

  • Hi Fred,
    du hast Post.
    Über diesen
    Link kommst Du auf die Tutorienseite.
    Gruß Jörg


    Edit: Sorry, dieser link verweist auf das Laufwerk, auf dem sich bei mir diese Dateien befinden. Habe sie Dir alle per mail gesandt.