Die Schlacht hat begonnen. Es droht diese Woche ja auch die Photokina.
Wie ein Kriegsschauplatz mutet die neue ComputerBILD-Ausgabe an.
NORMA, PLUS, LIDL und EXPERT preisen auf bombigen Seiten ihre Multimedia-Geschütze an, während "real" Begleitmunition anbietet.
NORMA und LIDL haben das "Glück", daß ihre HiTec-Bewaffnung in der gleichen Nummer zufällig auch gerade getestet wird, wobei Toys'R'us als möglicher Trittbrett-Kriegsgewinnler mit einem MEDION-Veteranen auf einer Seite dazwischen eher in den Schwitzkasten dr beiden gerät.
In der LIDL-Truppe wird auch geDAZZLEt und gePINNACLEt, daß die Böller nur so fliegen:
Dazzle für die Stick-Ochsideen ("6 in 1 Multimedia-Speicherkartenleser") und Pinnacle mit Studio 7, Pinnacle Express, Hollywood FX und Pinnacle T-Rex als Gulaschkanone.
Rein "zufällig" liegt dem Heft, das von der Photokina träumt, auch eine CD bei, von der ein Studio 8-Versuchsballon gestartet werden kann...
Starten wir:
Installation von Studio 8 Testversion von Computer BILD-CD.
24.09.2002 00:47:22
Alles nach Vorschrift entsprechend Seite 204 in Heft 20/2002.
Sofort auffallend:
Es wird ein Systemtest angeboten:
Befund in Ordnung:
Verschiedene Schritte:
Installiert wurde benutzerdefiniert:
Die Installation verlief ohne Probleme:
Also:
Danach:
Vergleich der Programmordner-Inhalte von Test- und Normalversion.
38 Files sind wesentlich älter (bis zu über einem Jaher!) als in aktueller Version.
02 Files fehlen: "pushpull.ax" und "PCLENeoVideoRepair.ax".
(Excel hat's verraten: http://www.grosner.de/s8cb/reg&try.slk; SLK-File.)
Studio.exe Version 8 hat regulär 3.916 KB und als Testversion 3.888 KB.
Was als "Systemtest" ausgegeben wird, beschränkt sich auf den tabellarischen Vergleich einiger Systemkomponenten mit den Minimalanforderungen. (Woraus man auch den angepaßten journalistischen Grundsatz von ComputerBILD ablesen kann: Wahrnehmung von Fakten = Test. Fakten können auch Erzählungen von Anbietern sein...)
Beim ersten Start verkündete Studio 8:
Nun gleich der Hammer:
Beim Einlesen von DV-Tape zu MPEG2 benötigte Studio 8 zunächst das fast 22-fache des an sich für das gewünschte Format erforderlichen Speicherplatzes.
Denn:
Studio 8 legte die Daten vom DV-Camcorder zunächst als DV-AVI-File auf der Festplatte ab: 1.807.768 KB...
...um später erst ein MPEG-File von 93.174 KB daraus zu erzeugen.
Dieses File ließ sich mit dem Windows Media Player einwandfrei abspielen.
Studio 8 gibt deshalb als "verfügbare Aufnahmedauer" auf der jeweiligen Festplatte nicht den Bedarf für MPEG2-Files an, sondern den für Giga-fressende DV-AVI-Files!
ComputerBILD identifiziert sich mit der irreführenden Aussage von Pinnacle (siehe Kasten auf Seite 206, erster Absatz):
Zitat"Studio 8" kann einen Videofilm gleich im Platz sparenden MPEG-Dateiformat auf den Computer überspielen. Ein weiterer Vorteil: MPEG-Filmdateien können ohne Umwandlung für die Herstellung von Video-CDs oder Video-DVDs verwendet werden.
Genau das aber kann der Test-Benutzer nicht nachprüfen. Denn vor MPEG2-Ausgabe, S-VCD und DVD hat Pinnacle einen Riegel geschoben:
Hier wird die Sache sicherlich justitiabel. Wer anhand der Testversion die Vollversion kauft und dann womöge in die z.Zt. üblichen Ärgernisse rasselt, kann sich wohl schnell beim Händler sein Geld zurückholen.
Völlig hirnrissig wird die Angelegenheit, wenn jemand ein "platzsparend" als MPEG2-File abgelegtes DV-Video geschnitten in den Camcorder zurückspielen will, denn dann legt Studio 8 erst einmal für jede Minute Movie nachstehend gezeigte Mengen für AVIs auf der Festplatte an:
Interessant ist, daß ComputerBild zwar eine Abbildung wie diese...
...zeigt, aus der man raten könnte, daß auch WDM-Treiber für analoge Aufnahmen unterstützt werden (Seite 205, unten rechts). Doch schwenkt das Blatt listig dazu über, man solle in das Setup gehen und DV-Camcorder auswählen, um an seine FireWaire-Kamera zu gelangen. Die wird dann auch gezeigt.
So erlebt der Test-Benutzer, was die Vollköstler schon kennen:
Beim Schneiden der "platzsparend" auf der Festplatte geparkten MPEG-Files erlebt der Test-Anwender, wie sich Studio 8 teerig und teigig selbst die einfachsten Schritte nur zeitverschwenderisch abtrotzen läßt. Wer sich erdreistet, mit Spar-MPEGs ein komplexes Projekt anzugehen, wird mit Wartezeiten bestraft, die sich allenfalls noch durch eingeschobene Fußpflege oder Nachfüllungen der Kaffeemaschine sinnvoll nutzen lassen.
So hat ComputerBILD mit seinem (bezahlten) Service für die Leser auch erkennbar gemacht, was Pinnacle im Low End-Bereich wohl hauptsächlich ist: Eine gut geölte Marketing- und Profitmaschine, die auf die Mentalität der meisten heutigen Konsumenten zugeschnitten ist. Wer fürchtet heutzutage noch die Justiz?
Als Studio 8 sich an einer HFX-Blende für MPEG im Hardware-Rendern verschluckte und ohne Abschiedsmeldung ins Nirwana verdückte, war's das...
