Frage --> Legal?

  • Oh, Mann !


    Als ich noch jung war und gegen das Establishment aufgmüpft habe, sind mir dieselben Worte um die Ohren geflogen, die Ike jetzt in den Mund nimmt.
    Der Protest der heutigen Jugend gegen das Establishment ist der Konsum von Dingen, die die Oldies ( uns ?! ) nerven !
    Hat ja scheinbar geklappt, oder ?
    Obwohl ich als Hörsturzgeschädigter manchmal mit den 120 Beats schwer zu kämpfen habe und dann lieber den Sender wechsle, käme es mir nie in den Sinn, meine Vorlieben zu dogmatisieren. Eines sollte man sich vielleicht vor Augen halten : Wenn es nicht gekauft würde, fände sich auch niemand, der es produziert.
    Ein bisschen mehr Demokratie und Verständnis bitte !
    Manchmal kommt mir das vor wie der Opa, der, mit dem Dope in der Linken, gerade einem Junkie die Speedtablette aus der Fresse haut und dabei Antidrogenparolen lallt.
    Mir sind die Aufmüpfigen allemal lieber als die Jasager.
    Im Übrigen kann ich euch beruhigen : 120 Beats sind offensichtlich ein Phase. Da heutzutage jedes 2. Stück gecovered ist, wächst das Interesse der jungen Generation an alten Stücken. Was hab ich mich gefreut, als mein Sohn in den Keller gestiefelt ist, den verstaubten Plattenspieler holte und als erstes "Jump ( van Halen )" aufgelegt hat. Das sind Tage, wo man nicht mehr ganz so sicher ist, erziehungsmäßig alles falsch gemacht zu haben.


    E.Z.

  • @Tom:


    Du solltest meine Antwort nicht auf Dich persönlich beziehen. Es ist einfach so, daß eine Generation die Weichen für die nächste(n) stellt.


    Was ist denn insgesamt von dem Protest und Willen zum Widerstand übrig geblieben? Entweder man ist zum Konformismus überschwenkt (Beispiel Joschka Fischer) oder man ist heute ein noch schärferer Hund als die, gegen die man protestierte (Otto Schily). Natürlich sind auch ein paar Weltverbesserer übrig geblieben. Aber die haben nicht die besten Karten und sind bedeutungslos.


    Selbst ehemals vielversprechende Organisationen wie Greenpeace haben heute nur noch eine Alibifunktion und beschränken sich auf das Anlegen der Spendeneinnahmen am Kapitalmarkt. Seit der Shell-Aktion ist, bis auf ein sporadisches Transparent-an-Schornsteine-hängen, Ruhe über allen Wipfeln.


    Frustrierte Grüße
    vom Peter

    Ich wünsche mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.

  • @ Ecki


    Ich bilde mir ein, es gäbe gewisse objektive Kriterien, an denen man den Wert eines Musikstückes messen kann. Es ist nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern der intellektuellen Herausforderung! Ich bin kein Musiktheoretiker und weiß daher meine Kritik nicht in fachspezifische Begriffe zu packen. Daß aber die von engagierten und noch nicht den Zwängen einer vermarktungsfixierten Plattenindustrie unterworfenen Musikern experimentell angelegten Soundexperimente der später 60er und frühen 70er weit mehr musikalisches Verständnis und Einfühlungsvermögen erforderten (und dieses auch wesentlich mehr Leute aufbrachten als heute!), sollte unbestritten sein.


    Es ist die musikalische Volksverdummung, die mich aufregt. Die industriell gewollte Gleichschaltung aller Geschmäcker. Heute lassen sich Oma, Opa, Mutti, Vati und die Kids alle gleichermaßen unaufgeregt von den gleichen Lullipalli-Hänschen-Klein-Melodien berieseln - ein Protestpotential der Jugend gegen die ältere Generation, welches sich in heutiger 'Musik' ausdrückt, vermag ich da beim besten Willen nicht zu erkennen.


    >>Mir sind die Aufmüpfigen allemal lieber als die Jasager.<<


    Mir auch, Ecki, mir auch! Wo aber erkennst Du heute noch Aufmüpfige? Ich sehe überall nur noch zum kritiklosen Konsum erzogene Gleichgeschaltete! Ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn die heutige Jugend etwas Eigenes hätte, etwas, mit dem sie sich wirklich gegen uns absetzte. Das, was heute stattfindet, hat aber keinerlei originäre Qualität, sondern ist nur seichtes, oberflächliches Gedudel. Eine potentielle Eigenständigkeit der Jugend müßte mir geschmacksmäßig nicht gefallen - ich erwartete nur, sie hätte mehr Tiefe, Anspruch und Qualitätsinn. Und wäre nicht ferngesteuert von einer nur noch Kommerzkriterien verpflichteten Vermarktungsstrategie!


    Die nämlich ist der Tod einer jeden demokratischen Bewußtseinsbildung!


    Systemkritische Grüße von


    ike

  • Komisch.
    Das mit der intellektuellen Herausforderung ( oder Anspruch, wie es damals genannt wurde ) ist mir auch immer um die Ohren gehauen worden, wenn ich mir die "Negermusik" statt Mozart und Hydn angehört habe.
    Aber zu deiner Beruhigung : Auch damals wurde der Untergang des Abendlands diagnostiziert und ist nicht eingetreten. Ich sehe die 120 Beats eher als Droge als Musik. Unsere Kid's kommen damit schnell in eine art Trance, hören die Musik kaum noch. Ist doch allemal besser, als wenn sie sich mit anderen Stoffen zudrönen ( drönen im übertragenen Sinn ). Diese Form der Selbstverwirklichung ist zudem sehr alt. Schon seit Äonen benutzen die Schamanen derartige Rhytmen, um sich in den gleichen Zustand zu versetzen.
    Mir gefällt's auch nicht, insbesondere, wenn sie nachts mit offenen Fenstern an meinem Schlafzimmer vorbeifahren, nahezu die gesamte Motorleistung in den Verstärker gepumpt. Aber was soll's.
    "Arschloch", denk' ich, dreh' mich um, und träume weiter von einer Harley, der ich den Auspuff frisiert habe, damit ich an deren Schlafzimmer vorbeifahrend einen bournout durchziehen kann, dass sogar die noch was hören.
    'Ne Harley hat übrigens auch so um die 120 Beats ( im Stand ).


    Ecki

  • Wir scheinen ein ziemlich unterschiedliches Musikverständnis zu haben, Ecki!


    Zitat

    Das mit der intellektuellen Herausforderung ( oder Anspruch, wie es damals genannt wurde ) ist mir auch immer um die Ohren gehauen worden, wenn ich mir die "Negermusik" statt Mozart und Hydn angehört habe.

    Was willst Du von Eltern erwarten, die allenfalls mit Rudi Schurikes 'Caprifischern', Fred Bertelsmann und Otto Höpfners 'Blauem Bock' sozialisiert worden sind?


    Ich höre Musik i.d.R. nicht, um mich zuzudröhnen, oder mich in Trance zu schaukeln (das hat Dope eh viel besser erledigt ), sondern als emotionalen und/oder intellektuellen Genuß. Und den habe am Ehesten, wenn ich aufmerksam und konzentriert zuhöre. Dieses Zuhören will aber gelernt sein und schult sich am besten in der ständigen musikalischen Herausforderung.


    Nur, wo keine Herausforderung mehr ist, kann man auch nix mehr lernen. Das ist im Übrigen wie mit dem Sprachverständnis - entweder man lernt's in den frühen Kindertagen, oder gar nicht mehr. Später ist die Synapsenbildung abgeschlossen, so daß man, was man früh versäumt hat, später nie mehr nachholen kann. Deswegen redet man ja auch heutzutage so oft aneinander vorbei. Will ich versuchen, Nachgeborene von der Qualität guter Musik zu überzeugen, ist das, als wollte ich Blinden das Konzept von Farben erklären - sie verstehen es einfach nicht! Ausnahmen bestätigen übrigens die Regel. Auch heute gibt's noch engagierte Elternhäuser, in denen musikalische Bildung stattfindet und Kinder eine Chance haben, richtige Musik zu erfahren. Die berühmte stille Minderheit.


    Die erzieherische Vernachlässigung musikalischer Inhalte hat's übrigens auch früher schon gegeben. Nicht jeder, der in den 60er/70er Jahren großgeworden ist, hat automatisch ein musikalisches Grundverständnis erworben. Auch damals hat's Popper gegeben, die sich mit dem Hitparaden-Mainstream zufrieden gegeben haben (den heute auf RTL von Hape nostalgisch beschworenen Oldies :besoffen:), oder auf Van Halen abgefahren sind (:D). Einigen war auch rein genetisch nicht gegeben, ein musikalisches Verständnis zu entwickeln. Daß aber ganze Generationen von einer wildgewordenen Kommerzmaschinerie systematisch verdummt werden - das ist neu!


    Ich hoffe, Du hast Thomas nicht ausschließlich mit Gary Glitter, The Sweet, Ohio Express und ähnlichen Gewächsen großgezogen :rolleyes:.


    Streitlustige Grüße von


    ike

  • Neinein. Keine Sorge.
    Er hat die ganze Bandbreite mitbekommen ( einschl. Orgel - und Panflötenkonzerten ). Wir mussten keine Gewalt anwenden. Ob dieser Grundlage ist es ihr Recht, zu entscheiden, was sie hören möchten. Da kommen eben auch mal unter anderem 120 Beats rüber. Genauso wie Griek oder Smetana ( hoffentlich richtig geschrieben ).
    Nur in einem irrst Du : Die neuen Rhytmen sind eine Herausforderung. Du lehnst sie ab.
    Es ist dein Gutes Recht, genau wie es das Recht der anderen ist, das gut zu finden. Aufgrund der Hörvorlieben auf den IQ zu schliessen werde ich mir verkneifen, es sitzen einige brilliante Physiker keine 2 Türen weiter und was ich so aus ihren Kopfhöhrern mitbekomme, klingt wenig klassisch.
    Ausserdem bin ich von einer ebenfalls brillianten, über die Grenzen hinaus bekannten Handchirurgin operiert worden, die ( obwohl schon über 40 ) scheinbar eine Vorliebe für ohrenbetäubende 120'er hatte. Da war es schon nützlich, dass es die Einrichtung der Vollnarkose gab. :D Wie brilliant sie war, merke ich heute, wenn ich nach der Narbe suche.


    MfG E.Z.

  • Okay, Ecki, nun aber wirklich zum Abschluß :D!


    Ich glaube, Du hast mich immer noch nicht ganz verstanden. Ich bin mit Opern und Operetten großgeworden (ja echt, 'Dein ist mein gahaanzes Heeeerz...' - so grausam kann Kindheit sein!), daran hat sich mein musikalisches Gehör geschult - aber nur, um mit 14 bereits die künstlerischen Qualitäten der Beatles würdigen zu können. Ich habe mein Quantum an Klassik intus, inklusive Bach, Mozart, Tschaikowsky, Mussorgsky, Rimsky-Korsakow und auch Grieg und Smetana. All das hat mich erst fit gemacht für die auf der Vorseite aufgezählten Progressive Rock Interpreten, die ich sonst wahrscheinlich nie in dieser Intensität schätzen gelernt hätte. Und was Deine so gerne zitierten 120 Beats angeht - schnelle aggressive Musik turnt mich genauso an. Ein gewisses qualitatives Mindestmaß sollte aber trotzdem vorhanden sein. Dem Techno-Gelabbere (und mag es noch so schnell sein) vermag ich wegen Einfallslosigkeit nichts abzugewinnen, wahnwitzigen 'Dream Theater'-Beats, brachialen 'King Crimson'-Gitarreneskapaden und von Phantasie explodierendem Hardrock der schwedischen 'a.c.t.' um so mehr!


    Ich rede also nicht von E- oder U-Musik, sondern schlicht und ergreifend von guter Musik!


    Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen :rolleyes:


    ike