Gut, da anscheinend wirlich ein gewisses Sommerloch herrschen dürfte (ich nenn's mal höflicherweise so), trage ich auch was mehr oder weniger sinnloses(?) dazu bei:
Mich würd ja mal interessieren, welche Spielfilme Ihr in Eure persönliche "Top 10"-Liste wählen würdet. Sei es, weil sie Euch besonders bewegt haben, wegen besonders filmerischem oder technischem Innovations-Geist oder weil Ihr einfach bestimmte Ereignisse aus Eurem eigenen Leben mit ihnen assoziiert und sie Euch deswegen besonders ansprechen.
Mir gehts dabei weniger um den kunstkritischen Anspruch, als viel mehr um Eure ureigene Beziehung zu dem Film.
Ich hab mir das selbst jetzt einige Zeit lang überlegt und es ist (für mich zumindest) keineswegs einfach. Eine Reihung von 1 bis X zu machen, halte ich für ziemlich ausgeschlossen, deswegen stell ich die 10 Filme, die mich (bisher) am meisten begeistern konnten (und immer noch können) einfach mal so hin.
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(Reihenfolge = Produktionsjahr)
Full Metal Jacket (Full Metal Jacket - Stanley Kubrick, USA, 1987)
Die ersten 15 min dieses Films sprengen alles, was ich bisher im Film an verbalem Psychoterror erlebt habe. Der Rest ist eine dicht inszenierte Abhandlung chaotischer Sinnlosigkeiten des Krieges.
Im Rausch der Tiefe (Le grande Bleu/The Big Blue - Luc Besson, F, 1988)
Ein ganz besonderer persönlicher Geheimfavorit. Wunderschöne Landschaftsbilder über und unter Wasser, gepaart mit der dramatisch-poetischen Suche nach einer Welt jenseits weltlicher Glücksvorstellungen.
Club der toten Dichter (Dead Poets Society - Peter Weir, USA, 1989)
Der Film kam raus, als ich gerade 16 oder 17 war - das perfekte Alter, um sich vom Credo "Carpe Diem" verzaubern zu lassen.
Der mit dem Wolf tanzt (Dances with Wolves - Kevin Costner, USA, 1990)
Wiederum betörend schöne Landschaftsaufnahmen und eine Welt, die wir bis dahin in dieser Form noch nie zuvor gezeigt bekommen haben. Vielleicht auch nicht ganz klischeefreies, aber umso beeindruckenderes Werk über Freiheit, Freundschaft, Liebe und dem Kampf um eben diese Werte.
Reservoir Dogs (Reservoir Dogs - Quentin Tarantino, USA, 1992)
Tarantino - der "Orson Welles der Neunziger" - läutet mit seinem bissigen, ultrabrutalen Crime-Movie eine neue Form der Ästhetisierung und Ironisierung von Gewalt im Film ein. Oft kopiert - nie erreicht.
Indien (Indien - Paul Harather, Ö, 1993)
Der mit Abstand beste Film aus Österreich, meiner Meinung nach. Rabenschwarzer Humor, grenzgeniale Dialoge.
Pulp Fiction (Pulp Fiction - Quentin Tarantino, USA, 1994)
Tarantino, die Zweite. Pulp Fiction stellt, meiner Meinung nach, einen Meilenstein in der Filmgeschichte dar. Verwegene Kameraführung (Blickwinkel) und Schnittfolge, bereits zum Klassiker gewordene Dialoge, überraschender Einsatz des bereits als abgeschrieben geltenen John Travolta, uswusf. Trash in Reinkultur.
Sieben (Se7en - David Fincher, USA, 1995)
Für mich einer der besten Psychothriller überhaupt, noch vor dem viel gelobten "Schweigen der Lämmer" anzusiedeln. Keine schlitzenden, bluttriefenden Klingen - der Horror spielt sich zu 90% im Kopf des Zuschauers ab, so solls sein. Geniales Script.
Dead Man Walking (Dead Man Walking - Tim Robbins, USA, 1995)
Einer der besten Filme zum Thema "Todesstrafe". Sensible Regie und ein mehr als überzeugender Sean Penn in der umstrittenen, gefühlsspaltenden Hauptrolle. Macht nachdenklich.
Blair Witch Project (The Blair Witch Project - Daniel Myrick/Eduardo Sanchéz, USA, 1999)
Ein geniales Film-Experiment, das blanken Horror verspricht und - wenn man sich auf den Stoff einläßt - auch hält. Roh und billig produziert, aber der (gestellte) Realismus verfehlt seine Wirkung nicht.
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Mir sind jetzt einige Filme eingefallen, die ich durchaus noch gerne reinnehmen würde. Genauso hätte ich noch gern den einen oder anderen Regisseur mit in die Liste aufgenommen, die jetzt nicht aufscheinen. Es kann also nur eine Auswahl darstellen. Im Grunde ließe sich diese Liste mindestens verdreifachen.
Dass angeführte Filme fast ausschliesslich im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts angesiedelt sind, hat einfach den Grund, daß ich in diesen Jahren offenbar am stärksten zu beeindrucken war.
Somit hab ich ganz und gar nichts gegen ältere Filme, mir fehlt mitunter lediglich der persönliche Bezug zu ihnen. Deswegen bin ich umso gespannter auf Eure Top10's.
Los, los, keine Müdigkeit vortäuschen!