Filmverbot an internationalen Sehenswürdigkeiten

  • was alles man dann plötzlich findet und wahrnimmt, welch schöne und interessante und vielleicht ungezeigte Ecken und Straßenzüge sich plötzlich zeigen, einfach nur weil man diese Punkte auslässt.

    ich finde, das eine hat doch mit dem anderen nicht das geringste zu tun,
    warum denn bekannte Punkte deshalb auslassen ?


    Das macht doch einen Film erst recht abwechslungsreich und auch für Nichtdabeigewesene interessant und kurzweilig. Bleiben wir bei dem Parisbeispiel, es wäre ja total langweilig und einfallslos, ein Bauwerk nach dem anderen herunterzuleiern und fertig. So ein Film muß alles enthalten, quer durch den Garten, Bauwerke, Fahrt auf der Seine, enge verwinkelte Gässchen, typische Häuser, Balkone, Menschen, Cafes, Künstler und und und.


    Natürlich muß der Filmer auch einen Blick dafür haben und all diese Motive auch sehen.

    • Offizieller Beitrag

    warum denn bekannte Punkte deshalb auslassen ?

    Weil man dadurch gezwungen wird, ganz anders zu fokussieren.
    Bleiben wir beim Beispiel Paris:
    Als Zuschauer würde ich endlos neugierig, wenn ich den Titel "Paris ohne Eiffelturm" lesen würde.
    Ich kenne z.B. Wien anders, als viele Touristen, weil ich dort mal auf den Spuren meiner Vorfahren gewandelt bin.
    Keine dieser Spuren führen mich zum Prater und dem berühmten Riesenrad. Aber viele an Orte, die unendliche Faszination ausüben.
    Ich war am Friedhof eines Großonkels, seines Zeichens ein berühmter Wiener Volksliedkomponist, liegt bei Hans Moser und vielen anderen berühmten Wienern, Mozart und etlichen mehr. Nur sehr selten würde sich ein "normaler", nach den üblichen Sehenwürdigkeiten suchender Tourist dorthin verirren, aber da möchte ich gerne noch mal hin, in der Dämmerung. Diese Statuen, Grabmäler, der ganze Friedhof, ... unendlich faszinierend. Dann der Besuch in den Kaffeehäusern, in denen mein Großvater als Geiger musiziert hat, ... und die berühmte "kleine Kneipe", die Peter Alexander besungen hat (die gibt es wirklich).


    Das mag man auch sehen und finden können und trotzdem den Prater besuchen und zeigen, ganz klar.
    Der Reiz liegt für mich in einem solchen Experiment darin, ein komplett anderes Gesicht des Ortes zu zeigen. Nichts was man kennt, ein neues Gesicht.
    Auf Korfu haben wir einen kleinen Film von einem Geisterdorf gemacht. Das kennt nicht mal jemand. Liegt irgendwo in den Bergen, versteckt, nur mit dem Geländewagen zugänglich, aber mal ein ganz anderes Gesicht.
    Wir haben natürlich auch die "normalen" Aufnahmen gemacht und einen größeren Film daraus gewonnen, aber tatsächlich schauen wir fast nur diese kleine Auskopplung von knapp 7 Minuten über dieses Geisterdorf, .. der Rest ist für uns uninteressant. Kurioserweise galt das Gleiche auch für alle Zuschauer. Das war eine schöne Geschichte und ist für uns Korfu. Wenn wir an Korfu denken, denken wir nicht an Sissi und das Achilleon oder die Mäuseinsel, ... für uns ist Korfu das Geisterdorf Paleo Choreo, ...:).


    Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich will niemanden überzeugen oder "bekehren". Das ist nur eine Idee, ein Experiment, eine Anregung.
    Ließ uns auch als Urlauber ganz anders schauen. Schon die Vorbereitung war ein echter Spaß und hat viel Vorfreude bereitet.


    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
    .
    :pilot:

  • Nicht vergessen: Das Publikum hat auch bestimmte Erwartungen, die bedient werden wollen. Ich wurde vor längerer Zeit doch tatsächlch allen Ernstes (im BDFA!) deswegen kritisiert, weil in einem Spanien-Reisefilm kein Flamenco vorkam. Man muss also irgendwie - gerade bei bekannten Reisezielen - mit den Erwartungen der Zuschauer rechnen und damit umgehen können. Insoweit finde ich Anregungen wie z.B. "Das andere Paris" sehr gut. Das bedeutet aber auch, dass man bereits beim Filmen noch mehr mitdenken muss, was das Urlaubsvergnügen leider mindern kann.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist zwar richtig, ändert aber nichts an dem Ort seiner Gedenkstätte ;).

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
    .
    :pilot:

  • Dann bring aber auch eine Portion Geduld, oder ein gutes Buch, kann je nach Wetterlage etwas Zeit in Anspruch nehmen.


    beides ist absoluter Grundbestandteil meine ganzen Lebens, ich werde auch im Urlaub damit versorgt sein. Wärst Du im Sommer rum gekommen, Du hättest es erlebt ;)

  • Warum ich das schreibe? -- Sowas macht nicht nur Spaß, sondern lohnt sich auch durchaus.


    so halte ich das auch. Ich habe mehrmals im Jahr Besuch von Geschäftspartnern etc. die nach Berlin kommen. Alle haben den Wunsch, etwas von Berlin zu entdecken. Das tun sie auch, ganz sicher aber nicht die Postkartenmotive.Wer dabei war, im Wedding oder in Kreuzberg, der hat einen wunderbaren Einblick in die Problemzone Migration erhalten,
    die unglaubliche Menge an Wasser und grüner Lunge, einzigartig in der Welt, spezielle Architektur usw.
    Das Brandenburger Tor gibt es im Bildband zur Abreise.


    @ Marcus
    Das Wort heisst Urlaub, Du solltest dringend dem Gedanken, der diesem Wort zugrunde liegt, mal wieder folgen, Paris ist sicher ein hervorragender Platz dafür

  • "...Ort seiner Gedenkstätte..."


    Aha,


    Mo(t)zarthaus in Salzburg,
    jede halbwegs größere Stadt hat eine Mo(t)zartstraße,
    Mo(t)zartschule,
    Usw..
    Das sind keine Gedenkstätten?
    Ich bitt Sie, Herr its-magic
    :D

    • Offizieller Beitrag

    jede halbwegs größere Stadt hat eine Mo(t)zartstraße,
    Mo(t)zartschule,
    Usw..
    Das sind keine Gedenkstätten?


    Nö.

  • Dabei weiß nicht mal EIN Wiener, wo Mozart wirklich liegt.


    Ich glaube, der gute alte Wolfgang Amadeus ist Marcus nur so rausgerutscht, weil auf dem von ihm besuchten Friedhof wirklich viele berühmte Leute beerdigt sind. Das angebliche Mozartgrab befindet sich auf einem ganz anderen Friedhof.


    Heinz

  • Ja Jörg "Im Kolk", Lübars, "Hackersche Höfe", "Ballerbauten" usw. Berlin hat auch im Detail eine Menge zu bieten...aber...


    Stell Dir vor jemand möchte Dich portraitieren; wenn der jetzt nur Deine Hände, Arme, Bauch, Beine und die Füße filmt, und Dein Gesicht, das Erkennungsmerkmal schlecht hin einfach weglässt...ach ja, man könnte ein Foto beilegen :-))))


    Spaß bei Seite


    Als ich 1995 mit der Wettbewerbsfilmerei angefangen habe, da waren noch Reisefilme, die einen Querschnitt zeigten "In". Später waren dann, ich nenne sie mal, die "Auskopplungen" im Trend.
    Aber eines ist immer geblieben: "Ein guter Film entsteht im Kopf!"
    Er sollte nach Möglichkeit eine kleine "Geschichte" erzählen. Gleichzeitig lebt er auch von Kontrasten. Und da gehören auch m.E. z.B. Sehenswürdigkeiten dazu (Hier die protzigen Paläste, dort das arme Volk).
    Entscheiden ist, dass ein "Roter Faden" durch den Film führt und über die Dauer ein kleiner Spannungsbogen geschlagen werden kann.


    Seht mir meine menschlichen/filmischen Schwächen nach. Ich wollte und werde nie Vorbild sein, schreibe allerdings auch keinem vor, wie er sich zu verhalten hat ;)


    Viele Grüße Detlev

    Mehr Lust am Filmen -Sony A7RII + A7S + Fuji X-S10 + Pana FZ2000 + TZ101 + Leica CL + Leica D-Lux + HX99V+20V + YI4K

  • schreibe allerdings auch keinem vor, wie er sich zu verhalten hat ;)


    sollen ja auch keine Zwänge hier vermittelt werden, eher Denkanstöße, Diskussionsgrundlagen, Prüfung des eigenen Verhaltens etc.
    Ich finde den Trend hier interessant, dass doch einige durchaus drüber nachgedacht haben, ob man im Urlaub nun mit Macht den Wahrzeichen "hinterher rennt".


    Zitat

    "Im Kolk", Lübars, "Hackersche Höfe", "Ballerbauten"


    Bingo, 4 Treffer, vor allem Lübars ( habe dort in der Alten Dorfschmiede zur Fußball WM 8 kroatische Geschäftsfreunde eines Kunden von mir untergebracht. Über Fußball haben wir nicht gesprochen, Thema war dieses Kleinod am Rande der Metropole. Das dann noch Hermsdorf und Frohnau gezeigt wurde ist zwangsläufig, hat sie sehr beeindruckt.
    Auch die Ballerbauten, gerade das Fraenkelufer, sind überaus beeindruckend, gerade im Bezug zum sozialen Umfeld. Hast Du mit Baller irgendwelche Affinitäten, wenn ja, kanns ja privat weitergehen.

  • Soviel ich weiß, geht das Gerücht um, daß Mozart auf dem St. Marx gelegen haben soll, dann aber die vermeintlichen Überreste auf den Zentralfriedhof umgebettet worden sein sollen, oder
    daß davon gar nix stimmt und auf dem Zentralfriedhof tatsächlich nur eine Gedenkstätte eingerichtet wurde.


    TschÖ aus Kölle, der Hochburg der Jeckheit (is bald wieder so weit) in die Nähe der morbiden Stadt


    Roland

  • auf dem Zentralfriedhof tatsächlich nur eine Gedenkstätte eingerichtet wurde.


    So ist es, und insofern passt Marcus' Aussage.


    Heinz

    • Offizieller Beitrag

    Servus und Moin,


    um die "Mozartrandgeschichte" von meinervSeite aus aufzulösen:
    Ja, es gibt die Geschichte, dass Mozarts Grab inkl. seiner Überreste auf den Zentralfriedhof umgebettet wurde.
    Vor nicht allzu langer Zeit haben Wissenschaftler Untersuchungen an den Überresten machen dürfen um die Herkunft zu klären. Ich kann mich leider nicht mehr erinnern, wie das ausgegangen ist. Ich meine aber, dass eine Bestätigung nicht möglich war.
    Mozart hat auf dem Zentralfriedhof ein Ehrengrab, wobei diese Bezeichnung irreführend gewählt ist, finde ich jedenfalls, da man damit glauben könnte, dass die Gräber leer sind und zur Ehren der Person aufgestellt sind, was aber nicht zutrifft.
    Mein Urgroßonkel hat dort ebenfalls ein Ehrengrab und liegt dort wirklich, ....
    Insofern habe ich durch meine Verallgemeinerung wohl wirklich, zumindest ein bisschen, eine nicht ganz korrekte Aussage getroffen ^^.


    Stell Dir vor jemand möchte Dich portraitieren; wenn der jetzt nur Deine Hände, Arme, Bauch, Beine und die Füße filmt, und Dein Gesicht, das Erkennungsmerkmal schlecht hin einfach weglässt...ach ja, man könnte ein Foto beilegen :-))))


    Interessantes Argument. :gruebel: da muss ich jetzt echt erstmal dürber nachdenken :prima:
    Evl. würde ich dagegenhalten, dass das Gesicht eines Menschen ja nun wirklich sein Gesicht ist, während das "Gesicht der Stadt", das ist, was wir damit verbinden. Bei Paris der Eiffelturm, Pisa der Turm, ach, das könnte man endlos weiterführen.
    Aber das sind ja nur Gesichter, die uns präsentiert wurden.
    Ich hab vor kurzem mal ganz dicht davor gestanden, ein zweites Stadtportrait von Flensburg zu produzieren, mit dem Titel "Gesichter einer Stadt". Auf die Idee kam ich, als mal zu früh zu einem Termin kam und die Zeit genutzt habe, in einem benachbarten Park ein wenig spazieren zu gehen. Dort standen Infotafeln, auf welchen die Geschichte des Parks erzählt wurde. Von Kaufleuten, die das aufgebaut, verkauft, gekauft undsoweiter haben, ...
    Da dachte ich: Auch das ist Flensburg, voller Historie und vielen schönen kleinen Geschichten, .. und nicht nur Beate Uhse und das Kraftfahrtbundesamt. Geschichten, die einfach nur erzählt werden möchten. Und das nur, weil man mal nicht ins Gesicht geschaut hat ;).
    Naja, ... vielleicht mache ich es ja doch noch ^^ ^^


    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
    .
    :pilot:

  • Naja, ... vielleicht mache ich es ja doch noch

    Ich würde mich sehr darüber freuen, Marcus.


    Bin überzeugt, daß solche Über-eine-Stadt-Erzählen-Filme Deiner Art, Filme zu machen, sehr entgegenkommen. Und ich mag diese Filme, bei denen man das Gefühl hat, daß jemand ein Näh- oder Schatzkästchen geöffnet hat, in das man hineinblicken darf.


    Natürlich hat dieses Filmgenre nichts mit den herkömmlichen Urlaubs- oder Reisefilmen zu tun, die man zuhauf "aufs Auge gedrückt" bekommt. Da liegen Welten dazwischen. So etwas kann man auch nicht während einer Urlaubsreise machen - dazu bedarf es erheblicher Recherchen. Und eines netten Kommentars mit viel Insiderwissen.


    Also immer her damit.
    Da ich mal für einige Zeit in Flensburg die harten Bänke der Marinefernmeldeschule drücken durfte interessiert mich das natürlich besonders. Vielleicht kommt ja auch der Flensburger Rum drin vor...
    :cursing: :cursing:
    Gruß Wiro