Von Farbe, Farbmodellen, Farbräumen und vielem mehr, ... ein Grundlagenreferat :-))

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liebe Videofreunde,


    Nachdem ich diesen Text andernorts und in einem eigentlich anderen Thema gepostet habe, komme ich nun einer Anregung nach, das auch hier zur Verfügung und zur Diskussion zu stellen, da das Thema Farben ja ein durchaus interessantes und sehr umfangreiches ist.
    Ich freue mich auf rege Teilnahme und Ergänzungen und Korrekturen, oder einfach darauf, dem ein oder anderen damit einen kleinen Einblick in die Thematik geben zu können.
    Wer schon immer mal wissen wollte, was es mit dem "YUV" auf sich hat, was ein Farbraum und was ein Farbmodell ist, der wird hier zumindest sowas wie einen groben Einblick, eine Überschrift zu dem Thema finden.
    Obschon ich mich viel mit diesem Thema beschäftigt und viel Zeit damit verbracht habe und auch meine Vergangenheit als Nachrichtentechniker mir eine Hilfe ist, maße ich mir nicht an, ein Crack in diesem viel zu umfangreichen Thema zu sein.
    Aber vielleicht gelingt es, hier eine Art Basis zu schaffen, auf derer sich eine interessante und wissensreiche Diskusssion ergibt.


    Also legen wir los:



    Zu oft wenn ich von Farbräumen, YUV vs. RGB und so weiter lese, wird mir ganz anders, besonders dann, wenn dabei eine ganze Menge an Begriffen zusammengewürfelt und vermixt wird, denn das Ergebnis sind Halbwahrheiten und Missverständnisse.
    Diesen ein wenig entgegen zu wirken ist die Absicht dieser Zeilen.
    Das Thema Farbe und Farbdarstellung ist ein extrem komplexes und nicht mit einigen Worten zu erklären, schon gar nicht mit pauschalisierten Phrasen wie „niemals einen Farbraum wechseln“, wie man sie immer wieder liest, zumal dann nicht, wenn es gar nicht um Farbräume, sondern um Farbmodelle geht, …. Und da fängt die ganze Krux schon an: bei den Begrifflichkeiten.


    Am Anfang steht erst mal das Farbmodell!
    Farbmodelle dienen dazu, auf bestimmte Art und Weise einzelne Farben numerisch definieren zu können.
    Die bekanntesten Farbmodelle sind z.B. RGB und CMYK, von denen schon sicher jeder gehört oder gelesen hat.
    Der Unterschied besteht speziell bei diesen beiden Modellen in der Art der Definition und der Farbmischung.
    Das eine verwendet die additive Mischung, das andere die subtraktive Mischung.
    Beim RGB Modell werden die Farben über die Kanäle Rot, Grün und Blau beschrieben und beim CMYK eben über die Kanäle Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (wobei bereits diese Grundfarben erstmal definiert werden müssen, das ist alles nicht so trivial,…. )


    Genauso ist auch das Beschreiben von Farben über Farbdifferenzkanäle, häufig gerne nicht ganz korrekt YUV genannt, ein Farbmodell.
    (Nicht ganz korrekt deshalb, weil wir es hier genaugenommen mit YCrCb im digitalen Videobereich, gem. ITU-R BT 601, ex CCIR 601 Norm und YPbPr für den analogen Fernsehbereich zu tun haben)


    Dennoch werde ich hier der Einfachheit halber bei der Bezeichnung YUV bleiben, denn die einzelnen Modelle sind durchaus eng miteinander verwandt.
    Dann kann es recht interessant sein zu wissen, wie sie rekrutiert werden und was ihr Ursprung ist:
    Ihren Ursprung haben die Farbdifferenzsignale aus Zeiten, als das Farbfernsehen erfunden wurde.
    Damals war es zwingend erforderlich, dass das neue Farbfernsehsignal kompatibel zu den S/W-Fernsehern sein musste, denn sonst hätte ja damals kaum mehr einer in die Röhre schauen können.
    Also nahm man das bereits vorhandene Luminanzsignal, eben das S/W-Bild, denn was anderes ist das nicht, und fügte dem Sendesignal einfach zusätzliche Informationen bei, die Farbdifferenzsignale.
    Wo holt man die her?
    Ohne zu technisch werden zu wollen:
    Wenn ich ein RGB-Bild habe, kann ich, sehr vereinfacht gesprochen, einfach die Helligkeit aus den Farbkanälen subtrahieren und getrennt in eigenen Signalen weiterleiten.
    Wie gesagt, ... seeehr verkürzt, da steht ein etwas aufwändigerer Prozess dazwischen denn ganz so einfach ist das natürlich nicht.
    Zur Farbdifferenz griff man deshalb, weil die Bandbreite der Signale damit in einem erträglichen Rahmen bleiben konnte (nochmal: dies sind alles vereinfachte Darstellungen!!) und die S/W-Geräte sich davon nicht stören ließen, also einfach das S/W-Bild wiedergeben konnten.


    Warum aber haben wir es heute noch mit diesem altertümlichen Relikt zu tun?
    Ganz einfach: Genau dieses Farbdifferenzsignal bietet eine geradezu geniale Basis für Komprimierungsverfahren, welche im Zuge der Digitalisierung nötig waren.
    Unserer optischen Wahrnehmungsfähigkeit folgend, wurde das Luminanzsignal, also die Helligkeitsinformation, komplett belassen, während an den Farbkanälen geschnitten werden konnte, ohne dass wir es wahrnehmen könnten.
    Wir haben es also keinseswegs mit einem qualitativ besonders tollen Farbmodell zu tun, sondern einfach nur mit einem praktischen.
    Was aber viel wichtiger ist: Auch das YUV Farbmodell ist ein additives, genauso wie das RGB Modell.
    Und noch besser: Das YUV Signal ist aus dem RGB Modell rekrutiert.
    Unsere Kameras z.B. nehmen mit ihren CCD-, bzw. CMOS- Chips ein RGB- Bild auf, und zwar ein analoges. (Und wenn wir uns unsere Fernseher ansehen, werden wir feststellen, dass diese wieder ein RGB-Bild anzeigen, denn wir haben drei Elektronenstrahlen, jeweils einen für Rot, einen für Grün und einen für Blau)
    Dieses wird im Zuge des Verarbeitungsprozesses in ein Farbdifferenzsignal umgewandelt und komprimiert (in unseren Fällen per 4:2:0 Farbsubsampling).
    Das bedeutet aber auch, dass jede Farbe aus dem YUV Farbmodell im RGB Farbmodell beschrieben werden kann (im Gegensatz zum subtraktiven CMYK- Modell, da geht das nicht so ohne weiteres)
    Ich kann also durchaus problem- und verlustlos eine Farbe aus dem RGB- Modell ins YUV- Modell übertragen und umgekehrt.
    Zunächst mal jedenfalls, … wär ja sonst auch zu einfach … ;)


    Warum also macht es Sinn, im Produktionsprozess im gleichen Farbmodell zu bleiben?
    Zunächst einmal aus nur einem Grund: Rechenpower.
    Das Umrechnen von Daten aus dem einen ins andere Modell belegt die CPU und kostet einfach nur Rechenleistung, …. mehr nicht, …. Erstmal ;)


    Was aber ist nun ein Farbraum und warum ist das so wichtig und warum sehen wir auf unterschiedlichen Geräten unterschiedliche Farben?


    Dummerweise sind unsere Geräte gar nicht in der Lage, alle Farben darzustellen, weder eine Röhre, noch ein Plasma, noch ein TFT, LCD und wie sie alle heißen.
    Vielmehr haben sie nur eine eingeschränkte Wiedergabefähigkeit, … und da kommen wir zum Begriff Farbraum“.
    Ein Farbraum ist ein Teil eines Farbmodells. Also nur ein Ausschnitt aus dem Ganzen.
    Der srgb- Farbraum z.B., der für Fernseher Standard ist, ist ein RGB- Farbraum, rekrutiert sich also aus dem RGB- Farbmodell, ist aber nur ein Teil des Ganzen.
    Um die genaue Definition diverser Farbräume hat sich das ICC gekümmert, ein Konsortium aus mehreren führenden Industriebetrieben.
    Und die haben diesen Farbräumen sog. Profile zugewiesen.
    Z.B. das srgbIEC61966-2.1 und etliche mehr.
    Das sind diese typischen "Schuhsohlen", diese netten Grafiken, die den anzeigbaren Bereich des Farbraumes definieren.
    Damit wurde der Versuch unternommen, eben dieses Problem der unterschiedlichen Darstellung auf unterschiedlichen Sichtgeräten Herr zu werden (und das durchaus erfolgreich).
    Das Zauberwort für diesen Prozess lautet: Farbmanagement!


    Wenn wir also von Farbmodellen, Farbräumen, Farbprofilen, etc. reden, sollten wir uns auch darüber im Klaren sein, dass wir von verschiedenen Paaren Schuhen reden, von denen jedes locker ganze Bücher füllt.


    Will ich eine saubere Darstellung auf meinem Sichtgerät haben, so muss ich es nicht nur entsprechend einstellen, ich sollte auch meinem System, an dem es angeschlossen ist, über das Farbmanagement mitteilen, was es zu liefern hat.


    Das ist die eine Sache, eine Optimierung des Systems, an dem mein Monitor hängt, damit die verwendete Software weiß, welches Farbprofil zur Darstellung das richtige ist.


    Dann wäre da die Frage nach dem Farbraum/ Farbmodell innerhalb der Programme:
    Macht es Sinn, diese intern zu wechseln oder nicht oder ist es gar schädlich?
    Die Antwort: kommt drauf an ….. tja, ist leider so, … wie gesagt, eine bücherfüllende Thematik.
    Grundsätzlich ist es kein Problem zwischen den Modellen YUV zu RGB und wieder zu YUV zu wechseln, solange keine Farbräume dazwischen stehen, deren Farbbereich beschränkt ist.
    Wenn der RGB- Farbraum größer als der YUV ist, gibt’s keine Probleme, … umgekehrt schon eher, denn dann verliere ich Informationen.


    Und es macht abhängig von der weiteren Verarbeitung Sinn.
    Es ist durchaus sinnvoll, bereits bei einer einfachen Farbkorrektur, auch wenn sie auf einem Bild mit einer Farbtiefe von 8 Bit durchgeführt wird, dies in einer 16- oder 32 Bit tiefen Umgebung durchzuführen, … warum werde ich hier nicht näher erläutern, ist so schon lang genug dieses Posting. ^^ :rolleyes:


    Warum legen Hersteller von Schnittprogrammen dann so großen Wert darauf, das Farbmodell und den Farbraum nicht zu wechseln?
    Tempo!
    Beim Schneiden will ich Geschwindigkeit, Echtzeit und nicht Vorschauen rendern etc.
    Beim Compositing z.B. ist das anders.
    Bereits eine einfache PAL-Sequenz muss in After Effects auf einem Quadcore gerendert werden. Das machen die nicht, weil sie ihrer zumeist gewerblichen Klientel böse sind oder es nicht besser können, sondern weil AE z.B. im RGB-Farbmodell arbeitet und somit in der Lage ist, gewaltige Mengen an Farben zu berechnen und zu konvertieren, und zwar korrekt und ohne Verluste. Sogar Footage mit unterschiedlichen Farbprofilen kann zusammen gepasst werden.
    Aber man bezahlt dafür einen Preis: Es dauert …..


    Beim endgültigen Ausspielen entstehende Qualitätsverluste sind weniger Probleme der Farbräume, sondern vielmehr der Codecs, denn selbst gute Schnittprogramme, die intern in 4:2:2 Subsampling arbeiten, bringen Verluste, lossless oder nicht, aber auch das ist ein anderes Thema.
    Dazu kommt, dass man sich immer überlegen sollte, von welchem Codec in welchen gerendert wird. Hier sei exemplarisch nur das Ergebnis genannt, welches man erhält, wenn man vom Canopus Codec auf Microsoft DV rendert und umgekehrt. In diesem Fall kommt es zu Missverständnissen in den Grenzwerten 0 bis 255 und 16 bis 235, .... Das hat aber nichts mit dem Farbmodell oder -raum zu tun, das ist ein Codecproblem.
    (Ich persönlich vermeide während des Produktionsprozesses jede Rekompression, lasse also keinen Codec an mein Material bis zum endgültigen Ausspielen und selbst das mache ich unkomprimiert als Bildsequenz, allenfalls per LZW-Komprimierung in Tiff-Sequenzen.
    Erst daraus wird das Zielformat bestimmt. Es macht in meinen Augen keinen Sinn, mein Material aufzuarbeiten und am Ende wieder mit einem DV-Codec drüberzubügeln und das dann als Basis für DVD-Erstellung etc. zu nehmen.
    Viele Programme können auch Zielformate direkt kodieren.)


    Ich kann also nicht einfach eine beliebige Quelle auf einem beliebigen Sichtgerät darstellen und erwarten, dass es meine Bilder korrekt wiedergibt.
    Ich muss die Farbprofile der Geräte berücksichtigen und die Tatsache, dass es immer auch fertigungstechnische und altersbedingte Toleranzen gibt, die ich korrigieren muss, wofür es dann wieder solche Geräte wie den Spyder zur Monitorkalibrierung, bzw. Profilierung gibt.
    Habe ich eine saubere und eingestellte Produktionslinie, bekomme ich auch eine korrekte Wiedergabe.
    Aber man sollte schon ein wenig unterscheiden können zwischen Farbräumen, Farbmodellen, Profilen und wissen, was zusammengehört und was nicht.
    Das lässt sich nicht alles einfach in einen Topf werfen, dafür ist das entschieden zu komplex und selbst dieses Monsterposting ist nicht mal eine Einleitung in das Thema.
    Allein den Begriff Monitorgamma habe ich komplett ausgelassen, bewusst.
    Nur soviel sei angemerkt, dass auch hier angepasst wird/ werden muss. Als Schlagworte seien nur Gamma 2.2 für Monitore genannt und dazu das sog. File Gamma 0.4545, welches den Kehrwert darstellt und in den digitalen Bildern eingebettet ist (ja, in allen).
    Auch habe ich noch kein Wort darüber verloren, auf welchem Zielmedium meine Produktion landen soll und welche darstellenden Geräte hier vorrangig sein werden. Gehts um DV PAL gem CCIR601 oder HDTV mit der 709 Rec etc? Kann man auch einen Gedanken dran verlieren.


    Alles in Allem hat man also eine Vielzahl von Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass die Wiedergabe auf dem Monitor nicht korrekt ist.
    Da ist nicht nur die Grafikkarte und/ oder das Schnittprogramm für zuständig.
    Wie gesagt, damit sind Bücher gefüllt, … und das hier ist auch schon fast eines.
    Aber mir sträuben sich bei einigen Äußerungen, vor allem bzgl. Der Farbräume und Farbraumwechsel, immer wieder die Nackenhaare und ich würd mich freuen, wenn ich hier vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel bringen konnte, oder zumindest einen Denkansatz/ -anstoß für die weitere, eigenen Informationssuche zur Thematik.


    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
    .
    :pilot:

    • Offizieller Beitrag

    Falls jetzt Jemand das Gefühl hat, dass ihm der Kopf brummt, .... :


    Ja, das Thema ist äußerst komplex, das liegt in der Natur der Sache.
    Aber das bedeutet nicht, dass man nur dann gute Ergebnisse erzielen kann, wenn man sich damit ausgiebig beschäftigt hat.
    Von elementarer Bedeutung ist sowas z.B. dann, wenn es an einem Projekt mehrere Beteiligte gibt und man sichergehen muss, dass jeder das Gleiche sieht (Ich habe z.B. Kunden, die mit MAC's arbeiten. Ich muss wissen, dass es besondere Punkte gibt, die zwischen Mac's und PC zu beachten sind, wenn das Austauschformat z.B. bestimmte Quicktimes sind (Gamma 2.2 für PC's vs 1.8 bei Macs z.B., das kann herrliche Probleme geben... Aber das dürfte die wenigsten hier betreffen).
    Oder wenn ich eben vor meinem PC sitze und mir eine Vorschau über die GraKa ansehe und mir darüber im Klaren sein muss, dass mein PC-Monitor nicht das gleiche Bild zeigt, wie ein Fernseher, auf dem der Film später gesehen wird.
    Oftmals sind die Unterschiede auch nicht mal unbedingt groß oder es stört eben niemanden.


    Besitzer von Videokarten hatten dieses Problem nicht, da wurde einfach der Broadcastmonitor drangestöpselt und man konnte sicher sein, dass die dort gezeigte Vorschau farbrichtig war.
    Die Vergangenheitsform muss ich deshalb wählen, weil ich nicht weiß, wie es sich aktuell verhält.
    Die Karten werden immer noch die richtigen Signale liefern, aber da die Grenzen zwischen den Monitoren inzwischen verschwimmen und der TFT an der Videokarte oftmals der gleiche wie am PC ist, kann ich dazu nichts sagen.
    Ich habe nach wie vor einen Broadcastmonitor an meiner Schnitthardware.
    Das wird auch künftig so bleiben. Die Broadcasthändler führen eigene Monitore und die Preise lassen einen schaudern, das hat eben auch einen guten Grund.


    Aber wie gesagt: Den Schuh muss man sich nicht anziehen.
    Man kann auch ohne diesen Aufwand saubere Ergebnisse erzielen.
    Lasst Euch nicht verrückt machen, nicht von mir und von niemandem sonst.
    Oftmals reicht es schon, wenn man um diese Problematiken weiß und nicht gegen eine falsche Darstellung seine Bilder "verschlimmbessert".
    Einen Weißagbleich seines Videos kann man auf dem letzten ausgelutschten Monitor machen, wenn man eine Referenz und einen Colorpicker hat.
    Wenn ich dagegen das Tomatenrot, das mich am PC-Monitor anleuchtet als nicht richtig empfinde und anfange dran rumzudrehen, kann das Endergebnis schon ganz anders aussehen, einfach weil es eigentlich korrekt war und nur mein PC-Monitor das Falsche angezeigt hat.
    Auf keinen Fall sollte man sich von der Thematik einschüchtern lassen, das ist auch nicht Ziel meines Postings.
    Vielmehr ist es meine Absicht, damit ein wenig das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass dieses Thema zu komplex ist, als dass es sich auf einige wenige, immer wiederkehrende und oftmals nicht mal richtige Formeln, bzw. Phrasen runterbrechen ließe und alles wird gut.
    Die Qualität einer gebrannten DVD hängt ja auch nicht nur vom Rohling ab, ... auch das ist nur ein Rädchen im Getriebe, anders ist es auch nicht bei den Farben.
    Und es mag auch interessant und wissenswert sein, dass Farbraum und Farbmodell nicht das Gleiche ist und wie das ein oder andere zusammenhängt und entstanden ist.


    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
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    • Offizieller Beitrag

    Und weiter gehts:


    Den Monitor kann man schon mal korrekt voreinstellen, indem man sich eine Kalibrierhilfe wie den Spyder anschafft oder ausleiht und dementsprechend einstellt.
    Damit ist schon mal eine Menge gewonnen.
    Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man schon mal auf einer sicheren Seite ist, wenn man eine Videokarte hat, an der ein Sichtgerät mit nativer Darstellung angeschlossen ist, idealerweise ein Broadcastmonitor (am besten natürlich ein Class A Monitor, wobei die Klassenbezeichnungen eigentlich nicht mehr wirklich verwendet werden) oder eben ein guter Fernseher.
    Welche Geräte das sein sollten, dazu kann ich leider mangels tiefergehender Kenntnisse nichts sagen. Das mögen andere übernehmen, ich würde nur mit Halbwissen glänzen und das möchte ich nicht.


    Was den Weißabgleich eines Bildes angeht:
    Wenn man eine gute Referenz hat, also zum Beispiel beim Filmen zwischendurch mal ein weißes Blatt Papier oder eine Graukeilkarte mit abfilmt (letzteres ist meine Methode), so kann man anhand dieser Referenzen die richtigen Werte einstellen.
    Üblicherweise wird das mit einem Waveformmonitor gemacht, oder wenn man keinen hat, geht es auch über den Colorpicker.
    Das ist bei vielen Programmen eine Pipettenfunktion, über die man die Farbwerte der Stelle ablesen kann, an der sich die Pipette gerade im Bild befindet.
    Wenn ich also z.B. in einer 8-Bit Farbumgebung an einer eigentlich weissen Stelle einen Wert von R230 G240 und B210 ablese, brauche ich die einzelnen Farbkanäle nur so anpassen, dass alle drei Werte gleich sind, z.B. 235/235/235 um im sendesicheren Bereich zu bleiben und der Fisch ist geputzt. :)
    Selbst wenn mein Monitor einen extremen Farbstich hätte, den Messwerten kann ich Glauben schenken. Das kann genaugenommen sogar jemand machen, der farbenblind ist.
    Dito gilt das auch für den Wavemonitor.
    Ich persönlich mache alle Farbanpassungen und -korrekturen im Compositing und verwende dabei einen 16- bzw. 32 Bit tiefen Farbraum und arbeite im Dezimalen System, d.h. nicht in Werten von 0 bis 255 bzw. 0 bis 32768, sondern von 0 bis 1. Das hat unterschiedliche Gründe, u.a. gibt es mir die Möglichkeit Gammaberechnungen direkt auszuführen, sofern nötig.
    Aber Farbabgleich und -korrektur im Film ist wieder eine völlig andere Spielwiese und ich bin kein Colorist o.ä. Auch das Spielfeld überlasse ich lieber anderen, deren Schwerpunkt dort liegt.
    Aber auch hier gilt: Nicht so heiß essen, wie gekocht wird.
    Viele Schnittprogramme bieten Funktionen, mit denen man mehr als zufrieden sein kann. Es ist immer eine Frage des eigenen Anspruches und der weiteren Absichten, die man mit dem Material hat.
    Meine Maßstäbe gelten lange nicht für alle und jeden und werden andererseits gewiss vielen anderen Anforderungen schon wieder nicht mehr gerecht.
    Da muss man halt einfach seinen Weg finden, mit dessen Ergebnissen man am Ende zufrieden ist.


    Viele Grüße
    Marcus

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    • Offizieller Beitrag

    Und weils so schön ist, hier noch meine Antwort auf die Frage, warum ich ausgerechnet eine Graukeilkarte beim Filmen verwende und nicht nur ein weißes Blatt Papier:


    Weil Weiß nicht gleich Weiß ist. :D
    Wenn man sich verschiedene Kopierpapiere und Kartons ansieht, wird man wahrscheinlich sehen, dass die unterschiedlich sein können.
    Eine Graukeilkarte ist genormt und farbrichtig und hilft mir zusätzlich, die einzelnen Graustufen, also den Kontrastumfang einzustellen.


    Hier zwei Bilder, die ich auf die Schnelle gemacht habe:


    Bild 1, WA_01_kl.jpg

    und Bild 2 WA_02_kl.jpg


    Es ist eine 20-stufige Graukeilkarte auf einem weißen Blatt Kopierpapier.
    Der Weißabgleich der Kamera stand auf Standard-Tageslicht.
    Das erste Bild, WA_01 ist das Original, wie es aus der Kamera kam (nur verkleinert).
    Man sieht zum einen deutlich, dass das Weiß des Graukeiles nicht das gleiche ist, wie das des Papieres, auf dem er liegt.
    WA_02 ist die in der Post, bzw. in diesem Fall habe ich es mit Photoshop gemacht, korrigierte Version.
    Wenn Du die Bilder z.B. in Photoshop einlädst, wirst Du über den Colorpicker feststellen, dass im Original die Anteile der Farbkanäle nicht gleich sind, obwohl sie das sein sollten.
    In diesem Fall habe ich über die Tonwertkorrektur die einzelnen Kanäle so angeglichen, dass sie gleiche Werte haben, was bedeutet, das Weiß nun weiss ist und zwangsweise die anderen Farben nun ebenfalls korrekt sein müssen (wobei natürlich auch noch der Schwarzwert geprüft und ggf. korrigiert werden sollte, das habe ich hier nicht getan, aber bereits dafür ist ein Graukeil schon eine große Hilfe).


    Wie man sieht, sind auch die Weißabgleiche der Kameras nicht immer korrekt, können sie auch nicht, denn auch das Tageslicht ändert sich bekannterweise mit der Tageszeit.
    Ob man am Ende eine Farbkorrektur macht oder nicht, ist eines jeden persönliche Entscheidung und oftmals Geschmackssache.
    Bei mir ist es Standard, denn mir geht es um reproduzierbar gleiche Ergebnisse, die ich abliefere. Ob ich das auch so halten würde, wenn ich nur für mich privat filme, ... ja sicher, dafür bin ich zu sehr Perfektionist.
    Aber das hält jeder, wie er es für sich mag.
    Da ich selten mit nur einer Kamera arbeite, bleibt eine Anpassung so gut wie nie aus, so gleich lassen sie sich nicht einstellen, jedenfalls nicht die üblichen Prosumer Kameras mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln.
    Wenn ich Differenzen sehe, korrigiere ich sie auch.


    Und abschließend nochmal:
    Das ist alles halb so schlimm.
    Wie gesagt: Wenn die Ergebnisse gut oder zufriedenstellend sind, ist alles in Butter.
    Das sind nur Gedanken und Anregungen, keine Regeln oder sonstwas.
    Nur stelle ich immer wieder fest, dass dieses, doch sehr interessante Thema, zu oft nur oberflächlich angekratzt wird, naja, was anderes mache auch ich hier nicht, und allzu oft mit Missverständnissen und Halbwahrheiten gespickt ist.
    Und wer eine Schnittkarte sein eigen nennt und einen guten Vorschaumonitor daran hängt, der hat sowieso schon sehr sehr viel gewonnen.
    Und selbst ohne gilt: Wenn das Reslutat hinhaut, ist alles gut.
    Aber es ist auch nicht falsch, mal von allem anderen was gehört/ gelesen zu haben :] :]


    Und wenn es tatsächlich bis hierhin einer geschafft hat, sich das alles anzutun und zu lesen: :sekt: :sekt: :huahuahua: :huahuahua:


    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


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  • sehr schöne, klare Darstellung der Materie, stellt einige Sachen gerade, über deren völlig undifferenzierte Darstellung in den Foren ich mich schon lange ärgere.


    Nur mal ne Frage; was hat Dich zu diesem Werk getrieben? Wenn Du nix zu tun hast, könnten wir endlich mal angeln fahren :bgdev:

    • Offizieller Beitrag

    sehr schöne, klare Darstellung der Materie, stellt einige Sachen gerade, über deren völlig undifferenzierte Darstellung in den Foren ich mich schon lange ärgere.


    Die Antwort auf Deine Frage hast Du mit der Frage schon beantwortet. :D

    • Offizieller Beitrag

    Servus,

    Die Antwort auf Deine Frage hast Du mit der Frage schon beantwortet. :D

    In der Tat, genau das war meine Motivation.
    Den Gedanken daran hatte ich schon sehr oft, weil dazu einfach zzu häufig Halbwahrheiten zu lesen sind, irgendwie habe ich es aber nie gemacht.
    Dann kam halt irgendwann der Punkt, an dem ich ein paar Minuten Zeit hatte und die Gelegenheit da war, also hab ich losgeschrieben.


    Wenn Du nix zu tun hast, könnten wir endlich mal angeln fahren :bgdev:

    Eigentlich eine sehr gute Idee :).
    Aber bevor ich Lorbeeren ernte, die mir viel zu groß sind:
    Es ist nicht soo viel Arbeit gewesen, wie man vielleicht denken mag.
    Dafür habe ich nicht groß recherchieren und nachlesen müssen, das konnte ich so aus dem Hut schreiben. Deshalb fehlen in dem Artikel auch die Referenzen, die es natürlich gibt, also die entsprechenden Literaturverweise.
    Ansonsten war der Zeitaufwand weitaus geringer, als man vielleicht glauben mag. Das erste Posting habe ich in einer halben Stunde runtergeschrieben und der Rest waren Ergänzungen und Antworten auf aufkommende Fragen, so dass sich der gesamte Zeitaufwand sehr in Grenzen gehalten hat ^^
    Ich hab mir oft und lange überlegt, ob ich das überhaupt schreibe, eben weil es nichts ist, was man "mal eben schnell" liest und in ein paar Worten erkärt werden kann. Aber es hat mich nicht losgelassen und so hab ich es jetzt doch abgelassen :D .


    Viele Grüße
    Marcus

    Kalorien sind die kleinen Tierchen, die im Kleiderschrank die Hosen enger machen. .


    Der Propeller eines Flugzeuges ist nichts weiter, als ein überdimensionaler Ventilator, der den Piloten im Fluge kühlt.
    Der Beweis: Hört der Prop auf zu drehen, fängt der Pilot an zu schwitzen
    .
    :pilot:

  • Einige Anmerkungen:


    "Es ist durchaus sinnvoll, bereits bei einer einfachen Farbkorrektur, auch wenn sie auf einem Bild mit einer Farbtiefe von 8 Bit durchgeführt wird, dies in einer 16- oder 32 Bit tiefen Umgebung durchzuführen"


    -> Der Hauptgrund ist die Genauigkeit, um Rundungsfehler zu minimieren. Außerdem können feinere Nuancen bearbeitet werden.


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    "Das bedeutet aber auch, dass jede Farbe aus dem YUV Farbmodell im RGB Farbmodell beschrieben werden kann (im Gegensatz zum subtraktiven CMYK- Modell, da geht das nicht so ohne weiteres)
    Ich kann also durchaus problem- und verlustlos eine Farbe aus dem RGB- Modell ins YUV- Modell übertragen und umgekehrt."


    -> Sofern die zu verarbeitenden Daten (Farbwerte) in beiden Farbräumen beschreibbar sind, also innerhalb des verarbeitbaren Wertebereiches eines jeden Farbraumes liegt.


    doot